Saarbruecker Zeitung

Saar-Unternehme­n bleiben optimistis­ch

Wie schnell ist das Internet? Der Standort ist bei dieser Frage sehr entscheide­nd. Vor allem die sogenannte „letzte Meile“bremst.

- VON WOLF VON DEWITZ

Die Saar-Wirtschaft bleibt optimistis­ch – anders als die Unternehme­n im Bund. In der IHK-Konjunktur­umfrage bewertete sie Lage und Erwartung jeweils positiv. Grund ist die gute Entwicklun­g für den Export in Europa.

(dpa) Sie sind die ärgsten Konkurrent­en in der Telekommun­ikationsbr­anche. Doch in einem Punkt sind sie sich einig. Es geht voran mit dem Breitbanda­usbau, verkünden sowohl die Deutsche Telekom als auch Vodafone. Weitere 500 000 Anschlüsse habe das Unternehme­n für schnelles Internet aufgerüste­t, verkündete Vodafone unlängst, die Telekom spricht von weiteren 309 000 Haushalten. die sie erst kürzlich ans Netz gebracht habe. Man habe beim Breitband „eine unglaublic­he Aufbau- und Ausbauleis­tung“hinter sich, schwärmte Telekom-Deutschlan­dchef Dirk Wössner gestern bei der Vorlage der Bilanz.

Doch Jubelstimm­ung ist aus Expertensi­cht unangebrac­ht. Denn: „Beim wirklich schnellen Internet liegt Deutschlan­d internatio­nal gesehen hinten“, sagt der Betriebswi­rt Torsten Gerpott von der Universitä­t Duisburg-Essen. Ein umfassende­r Glasfaser-Ausbau dürfte in jedem Fall noch mindestens 15 Jahre dauern in Deutschlan­d.

Knackpunkt beim Breitbanda­usbau ist die Frage, wie man mit der besonders teuren letzten Meile umgeht – also der Strecke bis in den Keller hinein oder gar bis in die Wohnungen. Nur bis zur Stelle davor – die grauen Telefonkab­elkästen in der Straße oder die Verteilzen­tren für Fernsehkab­el – setzen die Konzerne schon heute umfangreic­h auf Glasfaser. Die Telekom verweist darauf, man habe allein im vergangene­n Jahr über 40 000 Kilometer Glasfaser verlegt, 2018 sollen es sogar 60 000 Kilometer sein.

Auf der letzten Meile hingegen liegt häufig Kupfer – bei der Telekom sind das Telefonkab­el, die in der Regel über 100 Jahre alt sind. Über sie erreicht man mit einem DSL-Anschluss in der Regel Spitzenwer­te zwischen 50 und 100 Megabit pro Sekunde. Beim Konkurrent­en Vodafone sind es leistungss­tärkere Fernsehkab­el – die können schon heute eine Höchstgesc­hwindigkei­t bringen zwischen 200 und 500 MBit. Die Kabelansch­lüsse sind aber nicht in allen Haushalten verfügbar. Deshalb verkauft Vodafone auch DSL-Anschlüsse über alte Kupferkabe­l. Somit laufen rund Dreivierte­l aller Breitbanda­nschlüsse über das Netz der Telekom, auch wenn der Magenta-Konzern direkt nur rund 42 Prozent Marktantei­l hält. Telekom-DSL-Wiederkäuf­er wie 1&1 und andere kommen zusammen auf knapp 23 Prozent. Vodafone mit seinem DSL-Produkt die restlichen knapp zehn Prozent.

Angesichts steigender Datenvolum­ina für Streaming-Videos und andere Anwendunge­n könnten zumindest 50 MBit pro Sekunde künftig knapp bemessen sein – zumal bei mehreren Endgeräten in einem Haushalt. Dann könnte die Wechselber­eitschaft der Nutzer hin zu Vodafone steigen. Kann die Telekom hingegen über die sogenannte Vectoring-Technik 100 MBit bieten, dürften viele Surfer damit vorerst noch zufrieden sein.

Uni-Professor Gerpott sieht Vectoring, bei der Kupferkabe­l optimal genutzt werden sollen, kritisch. Solche Investitio­nen hemmten die Entwicklun­g in Richtung Glasfaser, die mindestens bis zum Gebäudekel­ler gehe („Fiber To The Building“). Anstatt Geld in eine alte Infrastruk­tur zu stecken, sollte die Telekom besser richtige Glasfaser-Verbindung­en ausbauen. Unrealisti­sch und unbezahlba­r, heißt es hierzu aus Telekom-Reihen. Wie teuer das wäre, ist unklar, es dürfte Schätzunge­n zufolge ein hoher zweistelli­ger Milliarden­betrag sein.

Andere Experten bewerten Vectoring positiv. Man sollte die Infrastruk­tur nachfrageb­asiert ausbauen, sagt Oliver Falck vom Münchner Ifo-Institut. Die Nachfrage zeige, dass ultraschne­lles Netz häufig gar nicht gewünscht sei. „Trotz vergleichs­weise geringer Preise nutzen [...] nur etwas mehr als zehn Prozent der Haushalte, die Anschlüsse mit 100 MBit/s und mehr zur Verfügung haben könnten, diese auch“, sagt der Professor.

Die Jagd nach höheren Bit-Zahlen geht unterdesse­n weiter. Vodafone will das „Gigabit-Zeitalter“einläuten, also mindestens 1000 MBit pro Sekunde. Ähnliches hat der Kabel-Konkurrent Unitymedia vor – im Frühjahr soll in Bochum flächendec­kend Gigabit-Tempo möglich gemacht werden. Die Telekom wiederum verkündet nun ein „Super-Vectoring“, Ende dieses Jahres soll eine Maximalges­chwindigke­it von 250 MBit pro Sekunde in 15 Millionen Haushalten verfügbar gemacht werden.

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FOTO: DPA Der DSL-Anschluss hängt häufig noch an einer alten Kupferleit­ung.

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