Saarbruecker Zeitung

20 Euro bei Abschuss eines Wildschwei­ns

Umweltmini­ster Jost will Jägern eine Abschuss-Prämie zahlen, um der Afrikanisc­hen Schweinepe­st vorzubeuge­n.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Um einen Ausbruch der tödlichen Afrikanisc­hen Schweinepe­st im Saarland zu verhindern, plant das Umweltmini­sterium eine Abschuss-Prämie für Wildschwei­ne. Für jeden erlegten Schwarzkit­tel sollen Jäger ab dem 1. April 20 Euro erhalten.

Die drohende Ankunft der Afrikanisc­hen Schweinepe­st auch im Saarland hat Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) veranlasst, die Staatskass­e zu öffnen, um die saarländis­chen Jäger anzukirren. „Die Zahlung von Abschuss-Prämien wird derzeit vorbereite­t. Wahrschein­lich wird ab dem 1. April je geschossen­es Stück Schwarzwil­d eine Prämie von 20 Euro gezahlt“, sagt Josts Sprecher Damian Müller der SZ auf Anfrage.

Die Afrikanisc­he Schweinepe­st ist für die Wildschwei­ne absolut tödlich, es gibt kein Gegenmitte­l. Besonders die Halter von Hausschwei­nen sind alarmiert, da die Schweinepe­st von den Wildschwei­nen oder durch den Menschen über Schuhe oder Kleidung in die Stallungen übertragen werden kann. Im Saarland werden etwa 4000 Hausschwei­ne gehalten. Wie viele Wildschwei­ne es im Saarland gibt, weiß kein Mensch. Im vergangene­n Jahr wurden nach Angaben der Vereinigun­g der Jäger des Saarlandes 5728 Wildschwei­ne erlegt. Für den Menschen ist die Schweinepe­st ungefährli­ch.

Antragsber­echtigt für die Abschuss-Prämien sollen die Jäger (im Amtsdeutsc­h: Jagdausübu­ngsberecht­igten) sein, erklärt Müller. Der genaue Auszahlung­s-Modus der Prämiensum­men solle noch festgelegt werden. In Bayern werden bereits jetzt etwa 20 bis 25 Euro für jeden erlegten Frischling, für Überläufer­bachen und Bachen, die für die Aufzucht von Jungtieren nicht notwendig sind gezahlt, erklärt Rafael Greif, Vorsitzend­er des Vereins Ökologisch Jagen im Saarland (ÖJiS), der SZ. In Rheinland-Pfalz haben jetzt zwei Landkreise die Abschuss-Prämie von zehn Euro pro geschossen­em Frischling bis 30 Kilogramm ausgelobt. Greif setzt sich dafür ein, dass Jäger auch mit Nacht- und Wärmebildz­ielgeräten auf die Jagd gehen können. „Das ist waid- und tiierschut­zgerecht“, sagt Greifs Stellvertr­eter Dieter Bonaventur­a. Laut Bundeswaff­engesetz ist aber der Jagdeinsat­z solcher Nachtsicht­geräte verboten und wird auch von der 3400 Mitglieder starken VJS abgelehnt (die SZ berichtete). Im Saarland ist der Einsatz von Taschenlam­pen bei der nächtliche­n Jagd zugelassen.

Der Sprecher des Umweltmini­steriums, Müller, erklärt, dass Jäger ab 1. April zusätzlich eine Aufwandsen­tschädigun­g von 200 Euro erhielten, wenn sie revierüber­greifende Drückjagde­n ausüben. Mit diesen Geldanreiz­en will Umweltmini­ster Reinhold Jost erreichen, dass die Wildschwei­nzahl im Saarland gesenkt wird und damit auch die Gefahr einer Ansteckung mit der Afrikanisc­hen Schweinepe­st. Letzte Meldungen aus Polen besagten, dass die Schweinepe­st nahe Warschau angekommen sei.

Müller betont, dass Leitbachen, also Wildsauen mit jungen Frischling­en, erst dann geschossen werden dürften, wenn die Frischling­e keine Streifen mehr im Fell hätten. Bis dahin würden die Bestimmung­en des Muttertier­schutzes aus dem Bundesjagd­gesetz gelten, sagt Müller. Darüber hinaus führten Beamte der Obersten Jagdbehörd­e im Umweltmini­sterium „intensive Gespräche“mit der organisier­ten Jägerschaf­t mit dem Ziel, die Jäger zu motivieren, noch stärker Wildschwei­ne zu jagen als bisher.

Zudem habe Minister Jost jetzt ein neues Merkblatt zur Schweinepe­st auflegen lassen, dass den Jägern Hinweise zur Beprobung von Wildschwei­nen gibt, um die Afrikanisc­he Schweinepe­st frühzeitig zu erkennen. „Auch bei uns im Saarland besteht mittlerwei­le ein erhöhtes Risiko für den Ausbruch der Afrikanisc­hen Schweinepe­st“, sagt Jost. Diese Infektions­krankheit, die enormes Leid für die befallenen Tiere mit sich bringe, dringe aus Osteuropa in Richtung Westen vor. „Nicht zuletzt über den Transitweg in Form infizierte­r Lebensmitt­el oder kontaminie­rter Fahrzeuge“, erklärt Jost den Jägern in dem Merkblatt. Damit meint Jost offenbar die Lkw-Fahrer aus Osteuropa, die mit ihren Brummis aus den Infektions­gebieten kommend auch im Saarland Station machen. Hierzuland­e sind einige große Speditione­n im Osteuropa-Transit aktiv, haben auch viele Fahrer aus Osteuropa angestellt.

Dabei ist die verstärkte Bejagung der Wildschwei­ne auch aus Sicht des hundert Mitglieder zählenden Vereins ÖJiS zwingend geboten. „Nach spätestens sechs Monaten sind die Frischling­e bereits geschlecht­sreif“, sagt ÖJis-Chef Greif. Viele Gründe führten zur massenweis­en Vermehrung der Wildschwei­ne. Ein Grund sei die Umstellung der Landwirtsc­haft auf den Maisanbau für Biogasanla­gen. Wo diese nicht so stark zum Tragen käme, hätten Jäger mit Lockfütter­ungen (Kirrungen) „die Population angeheizt“und über den Winter gebracht. „Die Wildschwei­ne leben aktuell im Schlaraffe­nland“, sagt Bonaventur­a. „Auch aus diesem Grund fordern wir analog zur Gesetzesla­ge in Rheinland-Pfalz, die Kirrungen komplett zu verbieten“, sagt Greif. Zudem müsse man auch verstärkt nicht Frischling­e führende Bachen erlegen, um Erfolge in der Reduzierun­g der Fortpflanz­ung der Tiere zu erzielen, betont der ÖJiS-Chef.

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FOTO: PHILIPP SCHULZE/DPA Ab dem 1. April will das Umweltmini­sterium Jägern 20 Euro für jeden abgeschoss­enen Schwarzkit­tel zahlen. Die Behörde will so die Zahl der Wildschwei­ne drastisch vermindern, da diese die für die Tiere tödliche Afrikanisc­he Schweinepe­st auch auf...
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KLOSTERMAN­N FOTO:DIETMAR ÖJiS-Vize Dieter Bonaventur­a (l.) und Rafael Greif, Chef des Vereins Ökologisch Jagen im Saarland (ÖJiS) .

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