Ansiedlung mit 1200 Jobs in Saarlouis geplant
Der Küchenhersteller Nobilia erwägt nach SZ-Informationen den Bau eines Werks am Lisdorfer Berg – die größte Ansiedlung im Saarland seit Jahrzehnten.
Das Saarland kann auf die größte Industrie-Ansiedlung hoffen, seit ZF Anfang der 70er Jahre sein Getriebewerk in Saarbrücken aufgebaut hat. Der Küchenhersteller Nobilia denkt nach SZ-Informationen offenbar ernsthaft über den Bau eines Werkes im Industriegebiet Lisdorfer Berg bei Saarlouis nach. Rund 1200 Arbeitsplätze sollen dabei entstehen. Der deutsche Marktführer der Branche hat demnach intensives Interesse an dem 28 Hektar großen Filetstück des Industriegebiets angemeldet. Eine offizielle Bestätigung gab die landeseigene Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, die die Flächen vermarktet, nicht. Mitglieder des Lenkungsausschusses, die über Ansiedlungen mitentscheiden, verwiesen auf ihre Verschwiegenheitspflicht. Auch der Sprecher der Nobilia-Geschäftsführung, Lars M. Bopf, hielt sich bedeckt: „Nobilia will weitere Kapazitäten aufbauen und prüft, wo eine solche Erweiterung stattfinden kann.“
Bisher hat das Unternehmen alle Küchen an seinem Stammsitz in Verl bei Gütersloh (Nordrhein-Westfalen) produziert. Das Werk in Saarlouis wäre das erste an einem anderen Standort. Dass die Wahl auf das Saarland fällt, hat möglicherweise einen Grund in der Nähe zum französischen und belgischen Markt. Beide Länder sind „Wachstumstreiber“, wie es in der Jahresbilanz 2016 heißt. Das Frankreichgeschäft hatte demnach allein einen Anteil von 41 Prozent an den Exporten. Belgien folgte mit weitem Abstand als zweitwichtigstes Land für Ausfuhren. Auf 484 Millionen Euro belief sich der Auslandsumsatz, insgesamt erlöste das Unternehmen rund 1,1 Milliarden Euro. Nobilia zufolge „kommt fast jede dritte in Deutschland verkaufte Küche aus Verl“. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt mehr als 3000 Mitarbeiter. Im Industriegebiet Lisdorfer Berg sind bislang sieben Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern tätig, eine Firma baut gerade ein Werk, sieben weitere Ansiedlungen sind beschlossen.
„Nobilia prüft, wo eine
Erweiterung stattfinden kann.“
Lars M. Bopf
Sprecher der Geschäftsführung des größten deutschen Küchenherstellers
Bisher war das Saarland vor allem für seine Sterne-Küche bekannt, bald vielleicht noch mehr für seine Einbau-Küchen. Nach SZ-Informationen plant der deutsche Küchenhersteller Nobilia den Bau eines Werkes im Saarlouiser Industriegebiet Lisdorfer Berg. Gut 1200 Arbeitsplätze sollen dadurch entstehen. Es wäre die größte Firmen-Ansiedlung seit Jahrzehnten im Land.
Laut übereinstimmenden Quellen hat der Küchenhersteller offenbar großes Interesse an dem mit 28 Hektar größten Grundstück des Industriegebiets. Die Fläche gilt als das Filetstück am Lisdorfer Berg – und würde perfekt zu den Anforderungen des Küchenherstellers passen. Es ist die größte sofort verfügbare und zusammenhängende Industriefläche in Südwestdeutschland.
Nobilia hat seinen Sitz in Verl (bei Gütersloh) und ist der Marktführer in Deutschland. Jede dritte verkaufte Küche der Republik kommt aus Verl, im mittleren Preissegment zwischen 5000 und 6000 Euro ist es sogar jede zweite. Im Geschäftsjahr 2015 durchbrach die Firma erstmals die Schallmauer von einer Milliarde Euro Umsatz.
Nobilia wächst seit Jahren stetig. Während der Konkurrent Alno, mit knapp der Hälfte des Umsatzes und der Mitarbeiter bis dahin der Branchen-Vize, im vergangenen Jahr Konkurs anmelden musste, verbucht Nobilia von Jahr zu Jahr Zuwächse und schreibt Rekordzahlen. Im Oktober kaufte die Firma die insolvente Alno-Billig-Tochter Pino auf.
Das 1945 von zwei Brüdern gegründete Familien-Unternehmen beschäftigt an zwei Produktionsstandorten in Verl rund 3000 Mitarbeiter – und stellt nach eigenen Angaben täglich 29 700 Küchenschränke her. Jährlich verlassen mehr als 630 000 Küchen die beiden Werke. Bislang.
Denn Nobilia möchte weiter zulegen. Der Name Saarlouis als möglicher neuer Standort hält sich dabei laut der Zeitung „die Glocke“in Verl bereits seit Wochen hartnäckig. Auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung sagte Lars M. Bopf, der Sprecher der Nobilia-Geschäftsführung, gestern Nachmittag: „Nobilia will weitere Kapazitäten aufbauen und prüft, wo eine solche Erweiterung stattfinden kann.“Weitere Informationen könnte es bereits heute geben, wenn der Hersteller am Stammsitz seine Bilanzpressekonferenz abhält.
Von Seiten des Landes gab es keine offizielle Stellungnahme zu den Plänen. Von der landeseigenen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar (GW Saar), die die Flächen am Lisdorfer Berg vermittelt, hieß es nur: „Die Vermarktung des Industriegebietes läuft sehr gut.“Mitglieder des Lenkungsausschusses, der bei Neuansiedlungen am Lisdorfer Berg mitentscheidet, verwiesen auf ihre „Verschwiegenheitspflicht in dieser Sache“. Aus Branchenkreisen hieß es hingegen: „Einen solchen Schritt von Nobilia können wir uns in einem Zeitraum von drei bis vier Jahren sehr gut vorstellen.“
Der Standort am Lisdorfer Berg, in Sichtweite zur französischen Grenze, wäre auch deshalb sinnvoll, weil der Export für das Unternehmen eine immer wichtigere Rolle spielt. In 80 Länder liefert der Hersteller – der mit weitem Abstand größte Markt ist dabei Frankreich. Fast die Hälfte seines Auslandsgeschäfts macht Nobilia dort. In Saarbrücken wurde bereits ein Vertriebszentrum für den französischen Markt errichtet.
Laut SZ-Informationen hatte Nobilia bereits vor Jahren Überlegungen angestellt, in Kaiserslautern ein neues Werk zu errichten. Dieser Plan wurde allerdings fallen gelassen. Stattdessen wurde 2006 nahe des Stammsitzes in Verl ein zweites Werk gebaut. Auch dieses ist gut zehn Jahre später bereits an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. 2014 gab Nobilia deshalb Pläne bekannt, das Gelände des zweiten Werkes auf 50 Hektar zu verdoppeln. Bislang scheiterte allerdings der Ankauf der Flächen am Widerstand eines Landwirts.