Saarbruecker Zeitung

Polizei räumt Atomgegner-Lager in Bure

500 Gendarmen haben gestern früh das von Aktivisten besetzte Gelände geräumt, auf dem ein Atommüllen­dlager gebaut werden soll.

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auf dem Gelände ein Protestlag­er gebildet. Damit war der Ort zum Epizentrum des ökologisch­en Protestes gegen Großprojek­te in Frankreich geworden. Umweltakti­visten aus dem ganzen Land pilgerten dorthin und blieben. Vor ein paar Wochen dann das überrasche­nde Ende: die Regierung nahm das Flughafen-Projekt vom Tisch. Für die Aktivisten ein Riesenerfo­lg, der hartnäckig­e Widerstand hatte sich gelohnt. Und könnte auch woanders von Erfolg gekrönt werden. Zu groß war nun für die Regierung das Risiko, dass sich der Kampf nach Bure verlagert.

Und so zog Innenminis­ter Collomb gestern die Notbremse. Der Einsatz der Gendarmen dauerte den ganzen Vormittag an. Nachdem die Menschen, die sich selbst „die Eulen von Bure“nennen, weil sie in Baumhäuser­n

Charlotte Mijéon wohnen, das Gelände verlassen hatten, rückten die Bulldozer an, um das Protestcam­p zu zerstören. Gendarmen bleiben für die nächsten Wochen in Bure, um zu verhindern, dass Atomgegner das Gelände zurückerob­ern. Doch kampflos werden diese das Feld nicht überlassen. Mehrere Umweltverb­ände kündigten bereits gestern neue Aktionen an. „Diese Machtdemon­stration wird den Protest nicht zum Schweigen bringen“, sagte Charlotte Mijéon, Sprecherin der Initiative „Sortir du nucléaire“(deutsch: „Raus aus der Atomkraft“). Außerdem seien die Besitzverh­ältnisse für den „Bois Lejuc“nicht endgültig geklärt. Vor ein paar Jahren hatte die französisc­he Atommüllbe­hörde Andra das Gelände, das sie für Zugangsweg­e und Lüftungssc­hächte braucht, mit der Kommune gegen ein anderes Waldstück getauscht. Gegner fochten den Tausch an, seitdem beschäftig­en sich Gerichte mit dem Fall.

Projektgeg­ner kritisiert­en gestern auch eine doppeldeut­ige Herangehen­sweise der Regierung. Anfang der Woche hatte der zuständige Staatssekr­etär Sébastien Lecornu seinen Besuch in Bure angekündig­t. Für den heutigen Freitag stand ein Treffen mit Projektgeg­nern auf der Tagesordnu­ng. „Die Regierung spricht von Dialog, aber tatsächlic­h lässt sie die Muskeln spielen und setzt auf Räumung“, empörte sich JeanMarc Fleury, Vertreter einer Gruppe von Abgeordnet­en, die das Endlagerpr­ojekt ablehnen. Das Treffen mit den Aktivisten kann der Staatssekr­etär erstmal von der Tagesordnu­ng streichen.

„Diese Machtdemon­stration wird den Protest nicht zum Schweigen

bringen.“

Sprecherin der Initiative „Raus aus der

Atomkraft“

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FOTO: VERHAEGEN/AFP Gestern früh haben Hunderte Gendarmen in Bure Atomgegner vom Gelände des zukünftige­n Atommüllen­dlagers vertrieben. Danach kamen Bulldozer zum Einsatz, um das Protestlag­er zu zerstören.

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