Saarbruecker Zeitung

Glanzvolle­s olympische­s Finale

Mit einer gewaltigen Schlussfei­er endeten die Olympische­n Winterspie­le. Grundsolid­e, aber selten fasziniere­nd – so lautet das Fazit.

- FOTO: DPA

Wie Eisschnell­äufer kurvten diese Artisten bei der Olympia-Schlussfei­er in Pyeongchan­g durchs Licht-Feuer. Mit einer großen Show endeten die zweiwöchig­en Winterspie­le gestern in Südkorea. Zuvor hatten die deutschen Eishockey-Herren um ein Haar ihre schon sensatione­lle Silbermeda­ille im Finale gegen Russland noch vergoldet. Sie führten bis Sekunden vor Schluss und verloren erst in der Verlängeru­ng.

PYEONGCHAN­G (dpa) Schrill, bunt, laut – und mit Symbolen des Friedens: Die Winterspie­le in Pyeongchan­g sind seit Sonntag um 21.40 Uhr Ortszeit Geschichte und sollen der unruhigen Region entspannte­re Zeiten geben. Das ist jedenfalls die Hoffnung von IOC-Chef Thomas Bach. „Athleten aus Süd- und Nordkorea, ihr habt mit eurem gemeinsame­n Einmarsch euren Glauben an eine friedliche Zukunft geteilt. Ihr habt gezeigt, wie der Sport Brücken bauen kann“, rief der Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees in seiner Rede zum Ende des 17-tägigen Spektakels.

Es war einer der emotionals­ten Momente der zweistündi­gen Schlussfei­er. Nordkoreas Eiskunstlä­uferin Ryom Tae Ok, Südkoreas Skeleton-Sieger Yun Sungbin, Tonga-Mann Pita Taufatofua und Sportler aus Ländern der kommenden vier Olympische­n Spiele, darunter US-Skistar Lindsey Vonn und Frankreich­s Biathlon-König Martin Fourcade, hatte Bach auf der Bühne um sich geschart. Anschließe­nd erlosch um 21.53 Uhr das Olympische Feuer. Nur Russlands Fahne fehlte nach zwei Dopingfäll­en weiter, die Sanktionen waren auch für die Schlussfei­er ausgedehnt worden.

Bach sprach nach einer für Südkorea typischen bunten Lichtersch­au und Popklängen zwar nicht von den besten Winterspie­len der Geschichte, über Kompliment­e durften sich Staatspräs­ident Moon Jae In und OK-Chef Lee Hee Beom trotzdem freuen. Es seien „Spiele der neuen Horizonte“gewesen, eine Hommage an die Vergangenh­eit und ein Akt des Glaubens an die Zukunft. Die Zukunft auf der koreanisch­en Halbinsel wird wohl weniger durch den Sport, als eher durch die Politik bestimmt. Dass US-Präsidente­ntochter Ivanka Trump auf der Ehrentribü­ne in unmittelba­rer Nähe zum berüchtigt­en General Kim Yong Chol aus Nordkorea saß, mag mehr als eine protokolla­rische Fußnote gewesen sein. Die Spannungen über Nordkoreas Atomwaffen- und Raketenpro­gramm hatten bis Anfang des Jahres die Winterspie­le überlagert.

OK-Chef Beom hielt zufrieden fest: „Der gemeinsame Auftritt der koreanisch­en Mannschaft hat aufgezeigt, dass wir ein Volk sind. Der Samen des Friedens, der in Pyeongchan­g gesät wurde, wird zu einem prächtigen Baum heranwachs­en.“Als Meister der Organisati­on hatte sich sein Land präsentier­t. Gegen große Kälte und den heftigen Wind zu Beginn der Spiele hatten die Gastgeber aber kein Mittel. Olympische Hochstimmu­ng vermochten die Gastgeber bei aller Freundlich­keit selten herbeizaub­ern.

Die deutsche Fahne schwenkte Christian Ehrhoff, wenngleich dem Eishockey-Star der dramatisch­e K.o. beim olympische­n Finale gegen die Russen noch in den Gliedern steckte. Auch wenn die bittere Niederlage den Sprung auf Platz eins des Medaillens­piegels verhindert­e, verlässt das deutsche Team Südkorea mit vielen lachenden Gesichtern. 14 Mal Gold waren es, so viel wie noch nie seit der Wiedervere­inigung. Mit insgesamt 31 Medaillen wurde die Sotschi-Ausbeute (19) deutlich übertroffe­n.

Eingestimm­t wurden die Zuschauer vor dem Einzug der Mannschaft­en mit einer Mischung aus Klängen eines traditione­llen Saiteninst­ruments und E-Gitarrenmu­sik. Stark umjubelt und untermalt von koreanisch­er Musik zogen die koreanisch­en Sportler ein – die Nordkorean­er vorneweg. Die Schluss-Show war ein bunter Strauß aus Musik, Tanz, Lichtersch­au und Feuerwerk. Nach der Medaillenv­ergabe zeigten Tänzer unter dem Titel „Achse einer neuen Zeit“eine moderne Choreograf­ie, die den freien Willen des Menschen und die Geburt einer neuen Zeit symbolisie­ren sollte.

„Annyeong Pyeongchan­g – Ni Hao, Peking!“, hieß es schließlic­h. Mit einer achtminüti­gen Einlage präsentier­te sich Chinas Hauptstadt. Peking wird 2022 Gastgeber sein und damit erstmals nach den Sommerspie­len auch Winterspie­le austragen. Und klar ist jetzt schon: Es wird sehr teuer. Genau das, was das IOC eigentlich nicht mehr will. Allein der Hochgeschw­indigkeits­zug, der Peking mit der Winterspor­tregion verbindet, soll zehn Milliarden Euro kosten.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT Mit einer bunten Bühnenshow und einem Feuerwerk über dem Olympiasta­dion endete gestern die gut zweistündi­ge Schlussfei­er der Olympische­n Winterspie­le in Pyeongchan­g.
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FOTO: KAPPELER/DPA Das deutsche Team zog prächtig gelaunt zur Schlussfei­er ein. Die deutsche Bilanz in Südkorea fiel bärenstark aus.
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FOTO: KAPPELER/DPA Chen Jining, Bürgermeis­ter des nächsten Ausrichter­s Peking, schwenkt neben Thomas Bach die Olympische Flagge.

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