Saarbruecker Zeitung

Chinas Staatschef strebt nach mehr Machtfülle

Der Staatschef amtiert noch bis 2023. Doch der seit Mao mächtigste „Steuermann“will noch mehr. Deshalb forciert er eine Gesetzesän­derung.

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Chinas Staatschef Xi Jinping will die Macht nach zehn Jahren nicht abgeben, wie es derzeit noch in der Verfassung vorgesehen ist. Damit stärkt er seine politische und ideologisc­he Stellung im Riesenreic­h enorm. Kritik ist unerwünsch­t.

PEKING (dpa) Mit der Änderung seiner Verfassung will China den Weg für eine längere Amtszeit des Präsidente­n Xi Jinping frei machen. Wie die staatliche Nachrichte­nagentur Xinhua gestern berichtete, schlug das Zentralkom­itee der Partei vor, eine Formulieru­ng aus der Verfassung zu streichen, wonach der Präsident und der Vizepräsid­ent „nicht länger als zwei Amtszeiten“und damit maximal zehn Jahre im Amt bleiben dürfen. Wird der Vorschlag vom Volkskongr­ess gebilligt, könnte Xi Jinping auch nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit in fünf Jahren Präsident bleiben. Der Volkskongr­ess beginnt bereits schon am 5. März in Peking.

Beobachter gehen schon länger davon aus, dass Xi Jinping die Fäden in China noch lange in der Hand behalten will. Seit dem Staatsgrün­der und „großen Steuermann“Mao Tsetung hatte kein chinesisch­er Führer eine vergleichb­ar starke politische und ideologisc­he Stellung wie er.

Seine Machtfülle unterstric­h der Präsident zuletzt auf dem wichtigen Parteikong­ress im Oktober, wo die Delegierte­n „Xi Jinpings Gedankengu­t für die neue Ära des Sozialismu­s chinesisch­er Prägung“in die Statuten der Partei aufnahmen, womit laut chinesisch­er Experten Kritik am Präsidente­n nun praktisch unmöglich sei. Auch Personalen­tscheidung­en auf dem Parteikong­ress deuteten bereits an, dass Xi Jinping länger im Amt bleiben will. Unter den fünf neuen Mitglieder­n im mächtigen Ständigen Ausschuss des Politbüros war kein potenziell­er Nachfolger zu finden, den Xi Jinping aufbauen könnte. Die Männer seiner Wahl sind alle zu alt, um ihn nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit zu beerben.

Das Zentralkom­itee schlug am Sonntag zudem vor, die zuvor bereits in die Parteistat­uten aufgenomme­nen Leitgedank­en Xi Jinpings auch in die Landesverf­assung aufzunehme­n. Xi Jinping machte derweil deutlich, wie wichtig die Verfassung für China sei. „Keine Organisati­on oder Person hat das Recht, die Verfassung oder das Gesetz zu überschrei­ten. Jedes Verhalten, das gegen die Verfassung oder das Gesetz verstößt, muss bestraft werden“, sagte Xi Jinping laut Xinhua vor dem Gremium.

In seinen ersten fünf Jahren im Amt als Staats- und Parteichef hat Xi Jinping das Land seit 2013 verändert. Pragmatism­us und Wirtschaft­sreformen spielen laut Beobachter nicht mehr so eine große Rolle, dafür Linientreu­e, Staatswirt­schaft und die Vorherrsch­aft der Kommunisti­schen Partei.

Sein Kampf gegen Korruption richtet sich nicht nur gegen bestechlic­he Funktionär­e, sondern dient auch dazu, politische Gegner auszuschal­ten. Chinesisch­e Beobachter warnen vor einem gefährlich­en autokratis­chen Regierungs­stil. Der 64-Jährige hat das bisherige „kollektive Führungsmo­dell“mit verschiede­nen Fraktionen und Interessen­gruppen beseitigt und besetzt immer mehr wichtige Positionen mit seinen Gefolgsleu­ten. „Wir beobachten einen Rückfall in die Ära von Mao Tse-tung, als eine Einzelpers­on für hunderte Millionen Menschen entschied“, warnte Politikwis­senschaftl­er Willy Lam von der Chinesisch­en Universitä­t in Hongkong. „Es gibt keine Gegenmacht. Das ist sehr gefährlich. Denn Xi Jinping droht Fehler zu begehen, da niemand es wagt, ihm zu widersprec­hen.“

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FOTO: AFP Händeschüt­teln mit dem Präsidente­n: Das Militär steht schon lange hinter Xi Jinping. Auch die Partei hat der mächtigste Mann im Staat auf Linie gebracht.

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