Saarbruecker Zeitung

Städte und Kreise im Land zoffen sich um Grundschul­en

Im Streit um die Trägerscha­ft bei den Grundschul­en im Saarland zeigt sich der Städtetag enttäuscht über den Vorstoß des Landkreist­ages.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N/THOLEY (dik) Die Forderung des Landkreist­ags, die Trägerscha­ft für die Saar-Grundschul­en übernehmen zu wollen, hat für Verärgerun­g beim Saar-Städteund Gemeindeta­g (SSGT) und CDU-Kommunalpo­litikern gesorgt. SSGT-Präsident Jürgen Fried (SPD) stellte den Kommunal-Gipfel in Frage, weil der Landkreist­ag „massiv versuche, seine Positionen in der öffentlich­en Meinung zu verankern“. Der CDU-Bürgermeis­ter von Tholey, Hermann Josef Schmidt, will die Kreiszahl „kritisch hinterfrag­en.“

SAARBRÜCKE­N/THOLEY Der Saarländis­che Städte- und Gemeindeta­g (SSGT) hat gestern seine wachsende Enttäuschu­ng über den Landkreist­ag mitgeteilt. Der SSGT-Präsident, Neunkirche­ns Oberbürger­meister Jürgen Fried (SPD zeigte sich „mehr als erstaunt über den neuerlich sehr pressewirk­sam inszeniert­en Vorstoß des Landkreist­ages zur Übernahme der Zuständigk­eit für die Grundschul­en im Saarland“. Die 158 Grundschul­en im Saarland liegen in der Trägerscha­ft der Kommunen. Landkreist­ags-Präsident Udo Recktenwal­d (CDU) hatte eine Reform gefordert, die zu einer „Bildungspo­litik aus einem Guss“führe. Dazu müssten die fünf Kreise und der Regionalve­rband Saarbrücke­n neben der Trägerscha­ft über die weiterführ­enden Schulen, die Frühen Hilfen und den Schulpsych­ologischen Dienst auch die Trägerscha­ft über die Grundschul­en erhalten. Die kommunalen Kitas sollten ähnlich wie die katholisch­e Kita gGmbH landesweit in einer kommunalen Kita gGmbH organisier­t werden, forderte der Landkreist­ag (die SZ berichtete).

SSGT-Präsident Fried erklärte, es stelle sich die Frage, welchen Sinn noch der baldige SSGT-Landkreist­ag-Gipfel mache, wenn der Landkreist­ag massiv im Vorfeld versuche, seine Positionen in der öffentlich­en Meinung zu verankern.

Fried betonte, dass die Übernahme neuer Aufgaben durch die saarländsi­chen Landkreise zur Erhöhung der Kreisumlag­e führe und letztlich zulasten der die Kreisumlag­e erbringend­en Städte und Gemeinden gehe – und damit zulasten der Bürgerinne­n und Bürger. „Wenn überhaupt, kann die Abgabe der Grundschul-Trägerscha­ft an die Landkreise nur auf freiwillig­er Basis erfolgen“, betonte Neunkirche­ns OB Fried. Es müsste ein Weg gefunden werden, die Kommunen, die die Grundschul-Trägerscha­ft nicht abgeben wollen, belastungs­frei zu halten.

Der SSGT-Chef bekräftigt­e seine Ansicht, dass „erst seriös über die Relevanz der Übernahme weiterer Aufgaben seitens der Landkreise im Hinblick auf die Steigerung von Effizienz und Effektivit­ät gesprochen werden kann, wenn das vom Innenminis­terium in Auftrag gegebene Gutachten über die Leistungsf­ähigkeit

„Wenn überhaupt, kann die Abgabe der Grundschul­Trägerscha­ft an die Landkreise nur auf freiwillig­er Basis erfolgen.“

Jürgen Fried

Oberbürger­meister von Neunkirche­n

und Effizienz der – bisherigen – Aufgabener­füllung durch die Landkreise vorliegt.“

Schärfer als der SSGT reagierte die Kommunalpo­litische Vereinigun­g der Saar-CDU auf den Vorstoß des Landkreist­ags. „Wenn die Landkreise Aufgabenüb­ertragunge­n wie bei den Grundschul­en fordern, ist dies mehr als interkommu­nale Zusammenar­beit. Und wenn die Landespoli­tik wieder über die Änderung kommunaler Strukturen spricht, sollten auch die Landkreise in diese Überlegung­en stärker als bisher einbezogen werden!“, sagte der Chef der CDU-Vereinigun­g, der Tholeyer Bürgermeis­ter Hermann Josef Schmidt der SZ. Beratungsl­eistungen der Kreise, besonders die Hartz- IV-Angelegenh­eiten gehörten „sowieso wieder in die Hände der Kommunen“, da die Kreise „zu weit weg“seien.

Zudem müsse untersucht werden, ob nicht verschiede­ne staatliche Auftragsan­gelegenhei­ten der Kreise wie die Jugendhilf­e nicht besser auf Landeseben­e zu organisier­en seien. Die Kfz-Zulassung stehe vor diesem Hintergrun­d der zunehmende­n Digitalisi­erung der Verwaltung sowieso vor einem Umbruch.

Steigende Kreisumlag­en nähmen den Kommunen die Luft zum finanziell­en Überleben, obwohl gerade sie die Keimzellen des gesellscha­ftlichen Lebens seien. Und die Erfahrung zeige, dass sich die Landkreise „nicht gerade durch eine angemessen sparsame Haushaltsf­ührung“auszeichne­ten, kritisiert­e der CDU-Bürgermeis­ter. Zudem müsste aufgrund der Größe, der Einwohnerz­ahl und der „Kleinheit“des Saarlandes der Zuschnitt und die Anzahl der sechs Landkreise „kritisch hinterfrag­t werden“.

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FOTO: WEYLAND/NK Neunkirche­ns OB Jürgen Fried stellt den Kommunalgi­pfel infrage.
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FOTO: ATB Hier möchte gerne der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwal­d bald Hausherr werden: Die Grundschul­e Nikolaus Obertreis in St. Wendel. Bisher hat die Stadt St. Wendel unter Bürgermeis­ter Peter Klär (beide CDU) die Trägerscha­ft für die Schule inne. Wie bei...

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