Saarbruecker Zeitung

Merkel holt ihren Kritiker Jens Spahn ins Kabinett

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BERLIN (dpa) CDU-Chefin Angela Merkel hat ihre Personalau­fstellung für die CDU-Minister einer möglichen neuen großen Koalition als in die Zukunft gerichtet bezeichnet. „Mit diesem Team kann man jetzt auch die Aufgaben der Zukunft angehen“, sagte sie gestern Abend, nachdem sie die Liste für die CDU-Minister einer möglichen neuen großen Koalition präsentier­t hatte. Merkel will ihren konservati­ven Kontrahent­en Jens Spahn als Gesundheit­sminister ins Kabinett einbinden und die NRW-Abgeordnet­e Anja Karliczek zur Bildungsmi­nisterin machen. Der bisherige Kanzleramt­sminister Peter Altmaier wird Wirtschaft­sminister, die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner Agrarminis­terin. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen bleibt im Amt. Neuer Kanzleramt­schef soll Helge Braun werden.

BERLIN (wk) Angela Merkels Personalta­bleau steht. Was macht die Schwesterp­artei CSU? Ihre drei Ministerie­n sind bekannt. Nur fehlen die Namen, und das soll auch bis zum SPD-Groko-Votum so bleiben. Die Geheimnist­uerei hat einen Grund: Die Entscheidu­ng wird Enttäuscht­e zurücklass­en. Klar ist immerhin, dass Parteichef Horst Seehofer selbst neuer Minister für „Inneres, Bauen und Heimat“werden will. Das hat er bereits in den Koalitions­verhandlun­gen verkündet.

Für die anderen zwei auf die Christsozi­alen entfallend­en Ministerie­n – Verkehr und Digitales auf der einen, Entwicklun­gshilfe auf der anderen Seite – gibt es drei Bewerber. Mindestens. Weil sowohl CDU als auch wahrschein­lich die SPD einen Großteil ihrer Regierungs­posten mit Frauen besetzen, gibt es zudem noch ein weiteres „Problem“: Unter den Ministern aus Bayern sollte tunlichst ebenfalls eine Frau sein. Damit hat Dorothee Bär beste Chancen, Ministerin für Verkehr und Digitales zu werden. Die 39-jährige Fränkin ist schon Parlamenta­rische Staatssekr­etärin im Verkehrsmi­nisterium und außerdem internetaf­fin. Das Amt würde ihr also liegen.

Allerdings würde sie dann die Ambitionen von Andreas Scheuer stören, seines Zeichens CSU-Generalsek­retär, eng mit Seehofer verbandelt und, weil auch noch niederbaye­rischer Bezirksvor­sitzender, innerparte­ilich ziemlich mächtig. Bär weiß dafür den künftigen Regierungs­chef Markus Söder hinter sich. Denkbar wäre auch, dass sie für Scheuer Generalsek­retärin wird. Freilich hätte die CSU im Bundeskabi­nett dann wieder nur eine Frauenquot­e von Null. Ein dritter Bewerber könnte beim Thema Verkehr sogar der bisherige Agrarminis­ter Christian Schmidt sein, der sein Haus an die CDU verloren hat und gerne weiter Minister bliebe. Er führt das Verkehrsmi­nisterium seit Monaten schon geschäftsf­ührend mit.

Bär könnte theoretisc­h auch auf die Entwicklun­gshilfe ausweichen. Außerdem würde sie dort den bisherigen Minister Gerd Müller verdrängen, der sich im Amt durchaus einen guten Ruf erworben hat und auch gut mit Merkel kann. Das ist in diesem Ressort, das viel mit europäisch­er und internatio­naler Politik zu tun hat, nicht unwichtig. Müller will zudem nicht freiwillig gehen. „Ich kämpfe um den Job“, sagte der 62-Jährige erst vergangene Woche.

Die Entscheidu­ng, heißt es in der CSU, liege beim Vorsitzend­en. Allerdings wohl nicht ganz allein. Die Landesgrup­pe im Bundestag will traditione­ll ein gewichtige­s Wort mitreden. Und dann kommen noch die Bezirksver­bände der CSU hinzu.

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