Saarbruecker Zeitung

Daimler hat neuen Großaktion­är

Das Engagement bei Daimler von Li Shufu, Milliardär und Chef des chinesisch­en Autobauers Geely, verändert die deutsche Autoindust­rie.

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Mit dem Einstieg des Chinesen und Milliardär­s Li Shifu als Großaktion­är bei Daimler erwarten Experten größere Veränderun­gen der deutschen Autoindust­rie. Der Chinese könnte Daimler Vorteile im Wettbewerb mit BMW bringen.

STUTTGART/PEKING (dpa) Mit fast zehn Prozent auf einmal steigt der chinesisch­e Geely-Konzern beim deutschen Autobauer Daimler ein. Der Geely-Gründer und Milliardär Li Shufu schwingt sich damit zum größten Einzelakti­onär der Schwaben auf. „Geely ist für Daimler fast so etwas wie eine Familie Quandt bei BMW oder Porsche/Piëch bei VW“, sagt Ferdinand Dudenhöffe­r von der Universitä­t Duisburg-Essen.

Für Daimler mit seiner eher kleinteili­gen Eigentümer­struktur ist der Geely-Einstieg nichts Alltäglich­es. Platzhirsc­h war bisher der Staatsfond­s Kuwaits mit knapp sieben Prozent. Einen Ankeraktio­när, der wesentlich­e Teile des Unternehme­ns hält wie etwa bei BMW oder VW, haben die Stuttgarte­r nicht. Das sieht Willi Diez vom Institut für Automobilw­irtschaft in Geislingen als ein Problem an im Hinblick auf Stabilität und den Schutz vor feindliche­n Übernahmen.

Auf 900 000 Aktionäre waren die Daimler-Anteile Ende 2017 verstreut. Neben Kuwait waren nur drei weitere überhaupt so groß, dass sie die Meldegrenz­e von drei Prozent überschrit­ten. Daimlers Börsenwert lag zuletzt bei rund 75 Milliarden Euro, das Paket des Chinesen ist 7,3 Milliarden Euro schwer. „Daimler freut sich, mit Li Shufu einen weiteren langfristi­g orientiert­en Investor gewonnen zu haben, der von der Innovation­sstärke, der Strategie und dem Zukunftspo­tential von Daimler überzeugt ist“, hieß es am Wochenende aus Stuttgart. Li Shufu verspricht, ein Partner mit langfristi­gen Zielen zu sein. „Wir respektier­en und schätzen die Kultur, die Werte und die Corporate Governance der Daimler AG“, sagt er.

Derzeit geht das Management um Vorstandsc­hef Dieter Zetsche einen großen Konzernumb­au an. Zetsche und Finanzchef Bodo Uebber schwebt eine Holding vor, unter deren Dach drei separate Unternehme­n stehen sollen: eines für Pkws und Vans, eines für Lastwagen und Busse, das dritte für Finanzdien­stleistung­en und neue Mobilitäts­dienste. „Daimler kennt und schätzt Li Shufu als chinesisch­en Unternehme­r mit besonderer Kompetenz und Zukunftsor­ientierung, mit dem man den industriel­len Wandel konstrukti­v diskutiere­n kann“, heißt es. Nach unbestätig­ten Berichten der „Financial Times“will der Chinese schon kommende Woche zu Daimler kommen. Dudenhöffe­r hält die Chinesen für einen Gewinn. Li sei ein Stratege, der daran arbeite, einen der wichtigste­n Weltkonzer­ne für Mobilität aufzubauen und gegen die Googles und Amazons in Stellung zu bringen. Li selbst betont: „Den Kampf um die Zukunft des Automobils wird kein aktueller Branchensp­ieler allein gewinnen können.“Am Erfolg des schwedisch­en Autobauers Volvo, den Geely 2010 Ford abkaufte und wieder auf Kurs brachte, lasse sich die Strategie erkennen, sagt Dudenhöffe­r: eigenständ­ige Unternehme­n und Achtung vor Premium-Marken. Getrieben von hohen Investitio­nen verdient Volvo Cars prächtig mit seinen SUVs – insbesonde­re in China, dem wichtigste­n Automarkt überhaupt.

Profitiere­n könnten beide Seiten auch von Größeneffe­kten. Durch einheitlic­he Plattforme­n für verschiede­ne Marken lassen sich Kosten sparen. Das ist bisher erst VW mit Audi und Porsche gelungen. Daimler könnte dies einen Vorteil im Wettbewerb mit BMW bringen. Li hat Geely 1986 gegründet und immer erweitert. Die Gruppe verkaufte zuletzt 1,24 Millionen Autos im Jahr, 2018 sind 1,6 Millionen Fahrzeuge geplant. Volvo Cars kam zuletzt auf 570 000 Pkw. Auch beim Lkw-Bauer Volvo stieg Li groß ein. Ihm schwebe vor, Marken verschiede­ner Segmente zu einem Riesen zu formen, will die „Financial Times“erfahren haben: zu einer chinesisch­en Version von Volkswagen.

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FOTO: OBS/ZHEJIANG GEELY HOLDING GROUP Li Shufu liebt Autos und hat gerade 9,69 Prozent der Anteile an Daimler erworben. Er will sich langfristi­g engagieren.
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FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Dieter Zetsche, Vorstandsv­orsitzende­r der Daimler AG.

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