Saarbruecker Zeitung

Mittelstan­d vertraut auf Flüchtling­e als Fachkräfte

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STUTTGART (dpa) Immer mehr deutsche Mittelstän­dler setzen im Kampf gegen den Fachkräfte­mangel auf Flüchtling­e. Zwei Drittel sind der Ansicht, dass geflüchtet­e Menschen mittelfris­tig dazu beitragen werden, den Fachkräfte­mangel zu mildern. Das ergab eine gestern veröffentl­ichte Umfrage der Beratungsg­esellschaf­t EY. Vor einem Jahr erwarteten dies nur 45 Prozent der Mittelstän­dler. Zehn Prozent der Betriebe gingen aktuell sogar von einer erhebliche­n Verbesseru­ng der Fachkräfte­situation durch die Flüchtling­e aus.

Die Zahl mittelstän­discher Betriebe, die Flüchtling­e beschäftig­en, nahm zudem deutlich zu. Waren es vor einem Jahr 16 Prozent der Unternehme­n, ist es nun bereits mehr als jeder vierte mittelstän­dische Betrieb, was 27 Prozent entspricht. Weitere 52 Prozent der Unternehme­n sind demnach grundsätzl­ich bereit, Geflüchtet­e zu beschäftig­en. Zehn Prozent der befragten Unternehme­n lehnten dies grundsätzl­ich ab. Der Fachkräfte­mangel werde für den deutschen Mittelstan­d immer bedrohlich­er und koste massiv Wachstum, sagte EY-Mittelstan­dspartner Michael Marbler. Der Anteil der Betriebe, die große Probleme bei der Rekrutieru­ng haben, habe sich von 16 Prozent im Jahr 2015 auf 27 Prozent erhöht. Weitere 53 Prozent der Betriebe gaben an, dass ihnen die Suche nach qualifizie­rten Mitarbeite­rn „eher schwer“fällt. 57 Prozent der Mittelstän­dler beklagen Umsatzeinb­ußen wegen des Fachkräfte­mangels, 2017 waren es noch 53 Prozent. Dem deutschen Mittelstan­d entgingen so hochgerech­net über 50 Milliarden Euro im Jahr.

Die Job-Integratio­n von Flüchtling­en koste Zeit und Geld, betonte Marbler. Das könne sich im Kampf gegen den Fachkräfte­mangel aber lohnen: „Schließlic­h ist nirgendwo sonst ein so großes Potenzial an möglichen Beschäftig­ten zu finden.“Für ihr Mittelstan­dsbaromete­r hat die Gesellscha­ft deutschlan­dweit 2000 mittelstän­dische Unternehme­n mit mindestens 20 Millionen Euro und höchstens einer Milliarde Euro Umsatz befragt. Wichtigste­s Einstellun­gshinderni­s für Flüchtling­e bleiben mangelnde Deutschken­ntnisse.

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