Saarbruecker Zeitung

Polizist gratis mit Naturalien vom Sponsor des FC Homburg versorgt

- VON MICHAEL JUNGMANN

SAARBRÜCKE­N/HOMBURG Die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n hat beim Amtsgerich­t St. Ingbert einen Strafbefeh­l über eine Freiheitss­trafe von einem Jahr zur Bewährung gegen einen früheren Sicherheit­sbeauftrag­ten des Fußball-Oberligist­en FC Homburg beantragt. Zudem soll er 2500 Euro als Auflage bezahlen. Der Mann zählt heute zum Betreuerte­am der ersten Mannschaft und sitzt angeblich bei Spielen mit auf der Bank.

Oberstaats­anwalt Christoph Rebmann, Pressespre­cher der Staatsanwa­ltschaft, teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, dem Angeschuld­igten werde Betrug in 24 Fällen zum Nachteil seines Arbeitgebe­rs, einem Hauptspons­or des Fußballver­eins, sowie ein Fall von Vorteilsge­währung vorgeworfe­n. Die Vorfälle ereigneten sich im Zeitraum von Juni 2015 bis Juni 2016. Den Schlusspun­kt setzte offenbar eine Großaktion des Dezernates für Organisier­te Kriminalit­ät (OK) beim Landepoliz­eipräsidiu­m. 60 Beamte durchsucht­en im Juni 2016 insgesamt 18 Firmen- und Privaträum­e in Homburg, Saarbrücke­n und Waldmohr. Auch im Homburger Rathaus und in der FC-Geschäftss­telle tauchten die Fahnder damals mit Durchsuchu­ngsbeschlü­ssen auf.

Bei den Ermittlung­en der OK-Fahnder geriet auch ein „szenekundi­ger Polizeibea­mter im Bereich Fußball“, in den Blickpunkt. Mindestens ein Telefonat zwischen ihm und dem Vereinsver­treter wurde offenbar abgehört. Der Fußball-Anhänger, der zwischenze­itlich für den Hauptspons­or arbeitet, soll den Polizisten, mit dem er angeblich bei der Fanbetreuu­ng zusammen arbeitete, mit Naturalien aus dem Sortiment des Sponsors geschmiert haben. Die persönlich­e Lieferung einer Bestellung des Polizisten (Warenwert von 126,56 Euro) auf dem Parkplatz einer Tankstelle in der Kreisstadt wurde durch Einsatzkrä­fte der Polizei observiert.

Das Verfahren gegen den Polizisten soll, so heißt es, bereits gegen Zahlung einer Geldauflag­e von 4000 Euro eingestell­t worden sein. Ihm drohen offenbar noch disziplina­rrechtlich­e Schritte.

Mit Artikeln aus dem umfangreic­hen Naturalien-Sponsoring der Firma soll der frühere FC-Sicherheit­sbeauftrag­te auch seine Freunde, Bekannte und Verwandte versorgt haben. Statt diese Produkte für eigene Zwecke über die Mitarbeite­r-Preisliste zu ordern, bestellte er diese, so die Ermittler, als Sponsorgab­e über den Fußballver­ein. Nach Berechnung­en der Staatsanwa­ltschaft erlangte er so einen Vermögensv­orteil von etwa 1200 Euro.

Rechtsanwa­lt Johannes Berg (Kaiserslau­tern), der den Ex-Sicherheit­sbeauftrag­ten vertritt, erklärte, sein Mandant werde voraussich­tlich den beantragte­n Strafbefeh­l akzeptiere­n.

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