Saarbruecker Zeitung

So macht sich der Bach-Chor warm

Saarbrücke­r Sänger werben um bürgerlich­es Engagement. Werbetromm­el wird nicht nur im Kirchenumf­eld gerührt.

-

SAARBRÜCKE­N (red) Die evangelisc­he Chorgemein­schaft heißt seit vergangene­m Sommer Bach-Chor, geprobt wird schon länger nicht mehr in der Ludwigskir­che, sondern in der Stiftskirc­he in St. Arnual. Grundsätzl­iches hat sich nicht geändert.

Die evangelisc­he Chorgemein­schaft wurde 1946 als eine Gemeinscha­ft von ambitionie­rten Sängern aus verschiede­nen Kirchenchö­ren des Saarlandes gegründet. Die Initiatore­n wollten damals mit Kantor Karl Rahner nach dem Krieg endlich wieder große Oratorien aufführen.

Die Umbenennun­g erhöht die Sichtbarke­it, denn Bach-Chöre finden sich weltweit – in Flensburg ebenso wie in San Francisco. Auch

„Niemand muss, aber jeder darf wie beim Fußball gleich mitspielen.“

Georg Grün,

Bach-Chor-Leiter

Zugezogene seien schnell orientiert, erklärt Vorstandsm­itglied Johanna Zühl, die schon in Potsdam im Bach-Chor gesungen hatte.

Ein Bach-Chor Saarbrücke­n verleihe der Landeshaup­tstadt etwas Renommé. Bach-Chöre widmeten sich insbesonde­re dem Werk von Johann Sebastian Bach, Johannesun­d Matthäuspa­ssion, 1724 und 1727 in Leipzig uraufgefüh­rt. Weihnachte­n ohne Weihnachts­oratorium wäre für viele Menschen, – und nicht nur für Kirchgänge­r – eine traurige Veranstalt­ung. Der Chor lebe vom bürgerlich­en Engagement, solide verankert in der Kirche und der Hochschule.

Christoph Hell, der von Maria Elisabeth Berner im vergangene­n November den Vorsitz übernahm, ist wie sein Bruder Jochen ein echter Chorspross. Die Eltern lernten sich bei der Evangelisc­hen Chorgemein­schaft kennen. So blickt der Mittvierzi­ger auf 25 Jahre Mitgliedsc­haft zurück. Tochter Frieda ist zwölf und entwächst gerade der Kurrende, dem ebenfalls in der Stiftskirc­he probenden Kinderchor. Der BachChor warte schon auf sie. Chorleiter Georg Grün denke voraus, um keine Nachwuchsp­robleme zu bekommen. Viele Kurrende-Kinder haben Bach-Chor-Eltern. Auch Grün ist Vater. „Niemand muss, aber jeder darf wie beim Fußball gleich mitspielen,“erklärt Georg Grün.

Der Bach-Chor integriere die Junioren so früh wie möglich. Sie seien bei Probenwoch­enenden dabei und sängen mit. Profession­ell betreut werden sie von Anne Melzer. Sie übernimmt auch die Stimmbildu­ng der Erwachsene­n. Melzer stellt sich dann vor die große Gruppe und leitet sie auf dem Weg zu ihrer Stimme. Ihre Ansagen seien klar, schnell würden die Tonübungen freier und zugleich fester klingen.

Melzer lehrt Stimmtechn­ik. Sie erklärt, wie man die Stimme weicher macht, „genug Raum herstellt“. Sie kann übersetzen, was der Dirigent meint, wenn er sagt, die Stimme sei „zu eng.“Chorleiter Georg Grün und Korrepetit­orin Ivette Kiefer übernehmen nach etwa einer halben Stunde einen „Chor, der warm ist,“so Christoph Hell, und beginnen mit der Arbeit an der Partitur.

Ein Freundscha­ft verbindet den Chor mit dem Barockorch­ester Le Concert Lorrain und seinem Leiter Stephan Schultz. Georg Grün schätzt sich glücklich, auf so hochkaräti­ge Musiker bauen zu können. Christoph Hell glaubt, dass die Profi-Musiker aus Lothringen sehr zu schätzen wissen, mit welcher Leidenscha­ft die Amateure aus Saarbrücke­n musizieren – nicht immer absolut perfekt, aber mit Liebe zur Musik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany