Saarbruecker Zeitung

Ein Tor erhitzt die Gemüter

Der Hamburger SV schiebt nach der bitteren Niederlage im 108. Nordderby schweren Frust. Die Situation im Kampf um den Klassenver­bleib wird für den Bundesliga-Dino immer ausweglose­r, Werder Bremen hat schon neun Punkte mehr.

-

Vor dem Eigentor des HSV-Verteidige­rs Rick van Drongelen (86.) hatten die Gäste eine Abseitspos­ition von Werder-Angreifer Ishak Belfodil erkannt, die auch mit Hilfe der TV-Bilder nicht zweifelsfr­ei belegt werden konnte. Hamburgs noch immer siegloser Trainer Bernd Hollerbach bemängelte zudem ein Foulspiel. Doch Schiedsric­hter Felix Zwayer gab den Treffer, und auch der Videoassis­tent in Köln sah keinen Grund zur Korrektur. „2. Liga, Hamburg ist dabei“, dröhnte es anschließe­nd voller Hohn aus dem Werder-Block.

„Was sind das da für Leute, die in Köln

sitzen?“

Heribert Bruchhagen

Vorstands-Chef des Hamburger SV,

über die Video-Schiedsric­hter

Und alles deutet derzeit darauf hin, dass es tatsächlic­h erstmals so kommt. „Die Niederlage ist scheiße. Aber wir sind der HSV, und wir haben es noch immer geschafft“, meinte Ex-Nationalsp­ieler Andre Hahn zwar nach der 15. Liga-Pleite der Saison. Aber es fehlt in einer fragwürdig zusammenge­stellten Mannschaft weiter an einem System für die Offensive und damit an jeglicher Torgefahr. Die Fans schwanken zwischen Resignatio­n und wütendem Frust. Anders ist das Verhalten einiger Personen im HSV-Block nicht zu erklären. Während des Spiels fackelten sie massiv Pyrotechni­k ab, mehrfach musste Zwayer unterbrech­en. Eine Woche nach dem Drohplakat gegen die eigenen Profis war es der nächste Fehltritt, der nicht nur Bruchhagen auf die Palme brachte. „Das sind Fußball-Zerstörer“, wetterte er.

Während beim HSV auf allen Ebenen der Frust regierte, feierten die Bremer völlig losgelöst. „Ein Derbysieg ist etwas ganz Besonderes“, sagte Trainer Florian Kohfeldt nach seinem ersten Rendezvous mit dem HSV. Max Kruse räumte den dürftigen spielerisc­hen Vortrag ein, betonte aber, dass in dem Duell mit dem Erzrivalen „nur drei Punkte zählen – und die bleiben in Bremen“. Auch für die Werderaner bleibt die Situation angesichts von nur zwei Punkten Vorsprung auf Rang 16 angespannt. Ob es in der kommenden Saison zu den Nord-Derbys 109 und 110 kommt, erscheint höchst fraglich.

 ?? FOTO: CARMEN JASPERSEN/DPA ?? Werder Bremens Ishak Belfodil (rechts) und Hamburgs Rick van Drongelen rangeln kurz vor der Hamburger Torlinie um den Ball, der schließlic­h zum 1:0 für Werder im HSV-Netz landet.
FOTO: CARMEN JASPERSEN/DPA Werder Bremens Ishak Belfodil (rechts) und Hamburgs Rick van Drongelen rangeln kurz vor der Hamburger Torlinie um den Ball, der schließlic­h zum 1:0 für Werder im HSV-Netz landet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany