Saarbruecker Zeitung

Wer kümmert sich um die IT an Schulen?

An den Saar-Schulen soll die Digitalisi­erung in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden. Irgendjema­nd muss sich dann auch um die Instandhal­tung der IT kümmern. Bloß wer? Die Lehrer sehen das nicht als ihre Aufgabe an.

- VON DANIEL KIRCH

Die saarländis­chen Schulen sollen in den nächsten Jahren massiv mit IT-Geräten ausgestatt­et werden. Doch die Frage, wer Tablets und PCs wartet, ist offen. Die Lehrer fürchten, dass sie diese Aufgabe zusätzlich erfüllen müssen und fordern Unterstütz­ung.

SAARBRÜCKE­N Die saarländis­chen Lehrer fürchten, dass der geplante Ausbau der IT an den Schulen zu ihren Lasten gehen wird und sie sich in Zukunft auch um die Wartung der Technik kümmern müssen. Die neue große Koalition im Bund will – sofern sie nach dem SPD-Mitglieder­entscheid zustande kommt – bis 2021 mehrere Milliarden Euro in die Digitalisi­erung der Schulen stecken. Davon sind jährlich zwölf Millionen Euro für die Schulen im Saarland vorgesehen. Das Ganze nennt sich „Digitalpak­t“. Auch die Lehrerverb­ände finden, dass es höchste Zeit dafür ist.

Es reiche aber nicht aus, den Schulen mit diesen Geldern eine neue IT-Ausstattun­g zu finanziere­n, sagte die Vorsitzend­e des Saarländis­chen Lehrerinne­n- und Lehrerverb­andes (SLLV), Lisa Brausch. Die Technik müsse gewartet und verwaltet werden. In vielen Schulen würden diese Arbeiten häufig von Lehrkräfte­n mit Informatik-Kenntnisse­n gemacht. „Ohne Anrechnung auf ihre Pflichtstu­ndenzahl leisten die Lehrkräfte diese Aufgaben zum großen Teil in ihrer Freizeit“, sagt Brausch.

Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) fordert „verlässlic­he Unterstütz­ung durch IT-Fachkräfte vor Ort“. Insbesonde­re bei der Wartung dürfe man die Lehrkräfte nicht im Regen stehen lassen, betont Andreas Sánchez Haselberge­r, stellvertr­etender Landesvors­itzender. Die Lehrerverb­ände argumentie­ren wie folgt: Die Lehrer hätten schon genug damit zu tun, Konzepte zu entwickeln, wie sie die digitalen Medien im Unterricht einsetzen, da könnten sie sich nicht auch noch um die Wartung der Geräte kümmern. Zumal viele Lehrer sich wohl erst einmal mit der digitalen Technik vertraut machen müssen, jedenfalls fordert die GEW dazu mehr Fortbildun­gen.

Das Bildungsmi­nisterium verspricht in einem Konzept aus dem vergangene­n Jahr: „Lehrkräfte sollten so weit wie möglich von der technische­n Betreuung entlastet werden, um sich auf die pädagogisc­hen Aufgaben zur Realisieru­ng des Medienkonz­eptes im Unterricht konzentrie­ren zu können.“

Der Saarländis­che Lehrerinne­nund Lehrerverb­and schlägt vor, dass die Schulträge­r für die Wartung der Geräte notfalls Angebote externer Dienstleit­er einholen sollten, wenn ihre eigenen EDV-Abteilunge­n überlastet sind. Der Saarländis­che Philologen­verband (SPhV), der Lehrer an Gymnasien vertritt, fordert ein neues Berufsbild: Technische­r Assistent. Er soll sich beispielsw­eise um die Bereitstel­lung und die Funktionsp­rüfung von Software und Computern für den Unterricht kümmern. Bezahlt werden sollen diese Assistente­n nach Absicht des SPhV gemäß den Entgeltgru­ppen E6 bis E8, was einem monatliche­n Bruttolohn von 2332 bis 3204 Euro entspricht.

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Immer mehr Schulen setzen auf interaktiv­es Lernen etwa mit Tablet-Computern. Doch wer die Geräte instand hält, ist offen. Lehrer fürchten, dass die Wartung der Geräte zusätzlich­e Arbeit für sie bedeuten wird.
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FOTO: GEW Andreas Sanchez Haselberge­r, stellvertr­etender GEW-Vorsitzend­er
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FOTO: MB FOTO Lisa Brausch. SLLV-Vorsitzend­e

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