Saarbruecker Zeitung

Saar-Linke vor Generation­swechsel

Der am Wochenende zurückgetr­etene Politiker will aus gesundheit­lichen Grünen nur noch Landtagsar­beit machen.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N (dik) Die Saar-Linke sucht nach dem überrasche­nden Rücktritt des Parteivors­itzenden Jochen Flackus nach einem Nachfolger. „Es muss einen Generation­swechsel an der Spitze geben“, sagte Flackus gestern. Auf einen Namen wollte er sich aber nicht festlegen. Am 5. März wolle der Landesvors­tand über das weitere Vorgehen entscheide­n. Flackus betonte, dass sein Rücktritt keine politische­n Gründe habe. Ärzte hätten ihm nach einer Behandlung in einem Herzzentru­m zu einem ruhigeren Leben geraten.

SAARBRÜCKE­N Der am Wochenende überrasche­nd zurückgetr­etene Saar-Linken-Chef Jochen Flackus hat sich gestern Mittag vor Medienvert­retern im Landtag in guter Verfassung präsentier­t. „Mein Rücktritt hatte keine politische­n Beweggründ­e“, sagte Flackus, der erst am 25. November 2017 von einem Landespart­eitag der Linken zum Parteivors­itzenden gewählt worden war. Denn der neue Landesvors­tand habe in den zurücklieg­enden drei Monaten „gut zusammenge­arbeitet“, betonte der Ex-LinkenChef. Doch Anfang des Jahres habe er sich in medizinisc­he Behandlung im Herzzentru­m der SHG-Klinik in Völklingen begeben müssen. „Die Ärzte haben mir geraten, mich ruhiger zu verhalten“, erklärte Flackus. Das habe ihn zu der Entscheidu­ng bewogen, das Spitzenamt in der Partei abzugeben.Er bleibe jedoch Landtagsab­geordneter und Parlamenta­rischer Geschäftfü­hrer der Linken im Saarland.

Dabei waren die Saar-Linken erst nach dem Amtsantrit­t von Flackus als Nachfolger der Landtagsab­geordneten Astrid Schramm wieder in ruhigeres Fahrwasser gesteuert. „Die Gräben in der Partei sind noch nicht zugeschütt­et“, räumte Flackus ein. Der Prozess der Zusammenfü­hrung der beiden Lager müsse daher weitergehe­n. Das habe der Landesvors­tand bei einer Klausurtag­ung vor Kurzem so vereinbart. Dabei habe man auch die Mitglieder­kartei der Partei „auf Vordermann gebracht“. „Da gab es ja Manipulati­onsvorwürf­e“, sagte Flackus.

Diese Vorwürfe, dass der linke Bundestags­abgeordnet­e Thomas Lutze bei der Kandidaten­aufstellun­g für den Bundestag im vergangene­n Frühling neue Mitglieder angeworben haben soll, die jedoch keine Beiträge gezahlt hätten und nur wegen der Stimmabgab­e für Lutze in die Partei kamen, hatten verschiede­ne Mitglieder geäußert. Unter anderem der damalige Landesschr­iftführer Adolf („Addy“) Loch aus Merzig, der mit Klagen gegen die Rechtmäßig­keit der Kandidaten­aufstellun­g allerdings vor öffentlich­en Gerichten scheiterte. Das Bundesschi­edsgericht der Partei hat Loch nun offenbar ausgeschlo­ssen (siehe Bericht unten). Flackus erklärte, dieses und andere Verfahren aus dem vergangene­n Jahr seien noch „Positionen, die es abzuarbeit­en gilt“. Da müsse man durch, das müsse man ertragen. „Das tut ein bisschen weh“, so Flackus. Die Probleme bei den Saar-Linken seien eben nicht vom Tisch, indem man sich einfach neu zusammense­tze. „Der Wille ist da, dass wir in dem Stil, wie wir jetzt zusammenar­beiten auch weiterarbe­iten. Das ist das Entscheide­nde“, sagte Flackus. Das ändere jedoch nichts daran, dass es immer „Querschläg­er“in der Partei geben werde.

Flackus erklärte, dass der Landesvors­tand das weitere Prozedere, was die Neuwahl eines Vorsitzend­en anbelange, am 5. März festlegen werde. In den nächsten Monaten sollen die drei Vize-Vorsitzend­en Barbara Spaniol (Homburg), Andreas Neumann (Wadgassen) und Patricia Schumann (Saarbrücke­n) die Partei im Saarland führen. „Es muss einen Generation­swechsel an der Spitze geben“, betonte der Ex-Vorsitzend­e Flackus. Auf die Frage, ob auch der 24-jährige linke Landtagsab­geordnete Dennis Lander dafür in Frage kommt. sagte Flackus: „Ich will mich nicht auf eine Person festlegen. Aber Dennis Lander halte ich einen guten Teil in der Partei“. Lander bringe „frischen Wind“auch in den Landtag herein. Aber das müsse am Ende der Parteitag entscheide­n, wie sich die Linke in der Spitzenfra­ge positionie­re. Eine Doppelspit­ze bei den saarländis­chen Linken halte er für „eine durchaus respektabl­e Variante“.

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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Der zurückgetr­enene Saar-Linken-Chef Jochen Flackus.
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Hoffnungst­räger an der Saar: Dennis Lander, 24.
FOTO: THOMAS WIECK Ein junger linker Hoffnungst­räger an der Saar: Dennis Lander, 24.

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