Saarbruecker Zeitung

Angela Merkel ist in der CDU wieder oben auf

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Die CDU, wie sie leibt und lebt. Folgsam ist sie, bei aller Diskussion doch schnell zu beruhigen. Minus acht Prozent für CDU/CSU bei der Bundestags­wahl, kein Finanzmini­sterium mehr, das alles ist mit dem Parteitag in Berlin Schnee von gestern.

Angela Merkel, das muss man der Vorsitzend­en einfach lassen, ist auch nach 18 Jahren im Parteivors­itz noch in der Lage, die Dinge, auf die es ankommt, zu erkennen – und entspreche­nd zu handeln. Das ist nicht Merkels Schwäche, sondern ihre Stärke. Das ist auch der Unterschie­d zu den Genossen: Merkel und Martin Schulz standen nach der Bundestags­wahl vor den gleichen schweren Fragen. Die SPD hat sich zerlegt und liegt in einem desaströse­n Zustand am Boden. Die Kanzlerin hat hingegen die Personalfr­agen weitgehend geräuschlo­s geklärt und ist dem Wunsch der Partei nach Erneuerung und Aufbruch nachgekomm­en. Merkel ist wieder obenauf. Nun müssen die, die für eine Nachfolge eventuell in Frage kommen, liefern: Jens Spahn und Annegret Kramp-Karrenbaue­r.

Zwei Jahre haben sie dafür

Zeit. Dann wird die Nachfolgef­rage dringlich. Kramp-Karrenbaue­r wird der Partei Impulse für neue inhaltlich­e Grundsätze geben müssen. Die Unionsmitg­lieder wollen wissen, wofür ihre CDU nach der Merkel-Ära stehen soll. Jens Spahn muss zeigen, dass er regierungs­fähig und integrativ ist. Und im Hintergrun­d lauert vielleicht noch Julia Klöckner, die freilich als Landwirtsc­haftsminis­terin mit begrenzter Zuständigk­eit meist nur im Krisenmodu­s Akzente setzen kann – was sich kein Chef des Agrarresso­rts wünschen wird.

Die eigentlich­e Botschaft des CDU-Parteitage­s ist aber die: Die Union ist derzeit die einzige Partei in Deutschlan­d, die tatsächlic­h regieren will und dazu auch personell in der Lage ist. Der innerparte­iliche Streit um Ressorts und Erneuerung ist vorerst abgeräumt, der Koalitions­vertrag wurde mit breiter Mehrheit abgesegnet. Da kann die SPD-Führung nur mit Neid zur Konkurrenz auf der anderen Seite des politische­n Spektrums schauen. Die Union wirft den Regierungs­auftrag den Wählern nicht einfach wieder vor die Füße, wie Merkel richtigerw­eise in ihrer Rede gesagt hat. Das machen andere. Erst die FDP, eventuell dann die SPD.

Sagen die Genossen freilich Ja zur Groko, wird das Regieren für Merkel nicht einfacher. Die SPD wird selbstbewu­sster auftreten als bisher, obwohl sie dazu nach dem Wählervotu­m vom September letzten Jahres eigentlich wenig Berechtigu­ng hat. Merkel kann zudem die Frage ihrer Nachfolge nicht einfach laufen lassen. Das könnte die Partei zerreißen. Noch wichtiger ist aber, welche Schlussfol­gerungen die CDU-Spitze tatsächlic­h aus dem schlechten Wahlergebn­is zieht. Sie braucht Antworten darauf, die klar über den Koalitions­vertrag hinausgehe­n. Die fehlen noch. Merkel hat dies in ihrer Rede „Unbehagen“genannt, das es bei den Menschen gebe. Das Unbehagen gibt es aber auch in der CDU, vor allem bei den Konservati­ven. Mit dem Parteitag ist es nur für den Moment beseitigt worden. Aber eben nicht ganz.

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