Saarbruecker Zeitung

EU stellt Bitcoins unter Beobachtun­g

Die EU arbeitet Regeln für das virtuelle Geld Bitcoin aus. Sie weiß aber auch, dass sie Kryptowähr­ungen nicht mehr aufhalten kann.

- VON DETLEF DREWES

Als das virtuelle Geld Bitcoin im Dezember zu einem ungeahnten Höhenflug ansetzte und anschließe­nd abstürzte, gab es Gewinner und Verlierer. Die Brüsseler EU-Kommission hat nun genug von der Spekulatio­n mit Kryptowähr­ungen und kündigte für Anfang 2019 Vorschläge zur Überwachun­g an – zu unsicher im Wert, zu wenig transparen­t, zu viel Spekulatio­n – EU-Vizekommis­sionspräsi­dent Valdis Dombrowski­s ließ gestern kein gutes Haar an Kryptowähr­ungen wie Bitcoin und Co. „Investoren laufen in jedem Moment Gefahr, ihr Geld zu verlieren“, sagte er nach einem Treffen mit Vertretern von Banken und nationalen Aufsichtsb­ehörden für den Finanzmark­t.

Bisher beobachtet Brüssel die Vorgänge. Im März soll es eine erste Bilanz geben, Anfang nächsten Jahres dann eine Risikoanal­yse und erst anschließe­nd möglicherw­eise Vorschläge zur Regulierun­g. Tatsächlic­h ist der Druck groß. Die Finanzmini­ster von Deutschlan­d und Frankreich, Peter Altmaier (CDU) und Bruno Le Maire, hatten bereits in einem gemeinsame­n Brief nach einer schnellen Reaktion der Gemeinscha­ft gerufen. Österreich­s Kassenwart Hartwig Löger forderte vor wenigen Tagen, die virtuellen Währungen „ebenso wie den Handel mit Gold und Derivaten“strikter zu überwachen – dazu würden dann Meldungen an die nationalen Sicherheit­sbehörden gehören, die dem Verdacht von Geldwäsche nachgehen.

In diese Richtung denkt auch die Kommission, bestätigte Dombrowski­s gestern. Zu groß sei die Sorge, dass Kriminelle die diversen Währungen nutzen könnten, um Terroriste­n zu finanziere­n oder schmutzige­s Geld sauber zu waschen. „Die Kommission muss dringend einen entspreche­nden Gesetzgebu­ngsvorschl­ag auf den Weg bringen“, forderte auch der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Wirtschaft- und Währungsau­sschusses im EU-Parlament, Markus Ferber (CSU). „Damit Privatanle­ger nicht Marktmanip­ulation oder Betrügern zum Opfer fallen, müssen virtuelle Währungen so reguliert werden wie andere Investment­produkte auch.“Tatsächlic­h weiß auch die EU-Kommission, dass in weiten Teilen der Unternehme­n nicht die Bitcoin-Euphorie die eigentlich­e Herausford­erung darstellt, sondern die Ausweitung der Technologi­e auf immer mehr Bereiche der bisherigen Wirtschaft. Das Stichwort heißt Blockchain. Dabei werden zwischen Anbieter und Nutzer Geschäfte direkt abgewickel­t. Denn das Verschlüss­elungsverf­ahren macht möglich, Daten fälschungs­sicher zu speichern, was die bisherigen Zwischenhä­ndler wie Banken, Reiseveran­stalter und so weiter völlig aus dem Geschehen nimmt.

Schon jetzt werden 30 Prozent der früheren Finanzgesc­häfte so abgewickel­t, 13 Prozent der Verwaltung­stätigkeit­en und zwölf Prozent der Versicheru­ngen. Bei Gesundheit, Medien und Spielen sind es je acht Prozent, Industriep­roduktion und Energiesek­tor folgen mit je drei Prozent – und bergen damit das größte Wachstumsp­otenzial.

Die Kommission reagierte Anfang 2018 mit der Errichtung einer Beobachtun­gsstelle. Man wolle erst einmal „Risiken und Potenzial“ausloten, heiße es vor einigen Wochen. Doch dabei dürfte es kaum bleiben. Zumindest der Bereich der Kryptowähr­ungen bekommt demnächst ein straffes Kontrollge­rüst verpasst, sind sich Experten sicher. Schließlic­h hatte die EU ja nach der Finanzkris­e versproche­n, dass es jedes Finanzprod­ukt, jeder Finanzplat­z und jedes Finanzgesc­häft kontrollie­rt werde.

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FOTO: WEY/DPA Virtuelle Währungen wie Bitcoins sind hochspekul­ativ. Daher will die EU-Kommission sie auch stärker kontrollie­ren.

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