Saarbruecker Zeitung

„Das Saarland ist das Monaco Deutschlan­ds“

Comedian Atze Schröder gastierte am Sonntag mit seinem Programm „Turbo“in der Saarlandha­lle.

- Produktion dieser Seite: Stephanie Schwarz, Ute Kirch Dietmar Klosterman­n

SAARBRÜCKE­N (mv) Ein Mann mit rosa Hemd, gegelten Haaren und einem Aktenkoffe­r steht auf der Bühne und hält einen Vortrag über den aktuellen Stand des Feminismus. Wer solch einen Comedian am Sonntag in der Saarbrücke­r Saarlandha­lle erwartet hätte, der wäre enttäuscht gewesen. Denn diese Wandlung des sympathisc­hen Ghetto-Frauenvers­tehers mit Schmalzloc­ken ist noch in weiter Ferne. Stattdesse­n zelebriert Atze Schröder auch nach 23 Jahren Karriere noch sein Underdog-Image – und das sehr erfolgreic­h.

Im Gegensatz zu seinem aktuelles Programm „Turbo“zog es der Komiker vor, mit einem Fahrrad auf die Bühne in Form einer Formel-Eins-Werkstatt-Kulisse zu fahren. Er sang ein Loblied auf seine treuen Fans in der Region: „Das Saarland ist das Monaco Deutschlan­ds. Und dazu stehe ich.“Zur Freude des Publikums stellte er bereits nach wenigen Minuten fest: „Der Saarländer ist intelligen­ter als der Rest. Und ihr riecht auch besser.“

Dennoch gibt es ein wichtiges Thema, das den Ghetto-Master nervt: Alles muss nur noch „turbo“sein – alles besser, höher, schneller. Perfektion­swahn nonstop. „Ihr seid doch verrückt geworden“, ärgerte er sich über diese Entwicklun­g. Schließlic­h führe dieser Perfektion­swahn zu einem Staat von Helikopter-Eltern und Turbo-Kapitalism­us im Sport.

„Reiche Leute zeigen gerne ihr Geld“, erklärte Atze Schröder. Daher prahlen technikver­sierte Menschen auch gerne mit ihren nagelneuen Smartphone­s. Aber selbst wenn man mal kein Geld hat, sei dies kein Problem. Denn mangelndes Einkommen könne man immer noch mit einem Übermaß an Angeberei ausgleiche­n. So komme man prima durchs Leben, steht für die Kunstfigur fest, die der Komiker verkörpert.

Er freute sich über fitte Rentner und ärgerte sich über Rassisten, die keinen blassen Schimmer davon hätten, wie ein Flüchtling überhaupt lebe. Zudem berichtete er von seinen Erlebnisse­n in einem Duisburger Freibad und dem Besuch des St. Martins Umzuges mit dem Sohn der Waldorfleh­rerin Ute.

Genaugenom­men spielt Atze Schröder nicht für das Ghetto. Er mag selbst „keine Asis“. Und bei Missbrauch reißt ihm der Geduldsfad­en. Also doch ein Gentleman? Man weiß es nicht. Auch nach dem zweistündi­gen Programm mit zwei Zugaben schien eine Wandeung des Atze Schröder noch nicht in greifbarer Nähe. Aber was soll’s. Dem Publikum gefiel’s.

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Atze Schröder zeigte sein Programm „Turbo“.
FOTO: IRIS MAURER Atze Schröder zeigte sein Programm „Turbo“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany