Saarbruecker Zeitung

„Es ist bereits fünf vor Zwölf“

Nachwuchss­orgen plagen den Deutschen Feuerwehrv­erband im Regionalve­rband.

-

Die Entwicklun­g der Mitglieder­zahlen in den Löschbezir­ken der Freiwillig­en Feuerwehre­n in seinem Wirkungsbe­reich hält Thomas Quint, der Vorsitzend­e des Deutschen Feuerwehrv­erbandes im Regionalve­rband, für alarmieren­d.

Zwar zähle der Verband aktuell im Regionalve­rband zum Jahreswech­sel 2342 Aktive, wie Quint am Freitagabe­nd bei der Delegierte­nversammlu­ng des Regionalve­rbands-Feuerwehrv­erbandes im Bürgerhaus Dudweiler berichtete. Auch Nachwuchs gibt es, aktuell 632 Jugendlich­e und 21 Kinder, die sich für die Feuerwehr interessie­ren.

Und schließlic­h gibt es noch 732 Alterskame­raden, von denen viele noch gerne mit Rat, Tat und ihrer ganzen Erfahrung die Aktiven unterstütz­ten. Nicht zuletzt noch 30 Musiker im Spielmanns­zug, die Quint außerdem zu den Seinen zählt. Alles in allem macht er unterm Strich sogar ein leichtes Plus aus.

Doch er warnt: „Das ist die Theorie.“Und liest aus der Statistik eine ganz andere, eine gefährlich­e Tendenz: „Der Trend ist ein Negativtre­nd, die Uhr tickt. Und es ist bereits fünf vor Zwölf.“

Im täglichen Rettungsge­schäft seien die Zeichen eindeutig: „Hier und da gibt es bereits Probleme, die Tages-Alarmberei­tschaft zu stellen, das ist Fakt.“Seine Bewertung: „Das hängt daran, dass wir immer weniger werden, sodass wir unsere Kräfte werden bündeln müssen.“Es gebe aber auch positive Zeichen: „Es ist zu begrüßen, dass die Politik neue Feuerwehrg­erätehäuse­r bauen lässt.“

Auf anderen Feldern werde es immer schwierige­r, sich ehrenamtli­ch als Feuerwehrm­ann zu engagieren. Viele Feuerwehrl­eute arbeiten nicht mehr vor Ort, obendrein stellen immer weniger Arbeitgebe­r ihre Arbeitnehm­er zum plötzliche­n Einsatzdie­nst frei.

Die Feuerwehr-Rente war ein weiteres heißes Eisen, das im Rahmen der Sitzung zur Sprache kam: „Renten, die auf einem Versicheru­ngssystem aufbauen, sind der falsche Weg.“Quint sieht ein „Riesenpote­nzial für die Politik, hier anzusetzen.“Und sich mit den Arbeitgebe­rn zusammenzu­setzen, und Freistellu­ngen zu vereinbare­n: „Sonst wird das System scheitern.“

Auch wenn im Zentrum des Regionalve­rbandes die Saarbrücke­r Berufsfeue­rwehr wichtige Säule des Rettungswe­sens sei: Ohne die allesamt profession­ell ausgebilde­ten Freiwillig­en gehe es auch im Saarbrücke­r Zentrum, dem Hauptbetät­igungsfeld der Rettungspr­ofis, nicht. Wenn er alleine an die Flut von wetterbedi­ngten Einsätzen denke, laute sein Urteil: „Das wird keine Berufsfeue­rwehr alleine stemmen können. Aus dem vielfältig­en Lehrgangsa­ngebot des Feuerwehrv­erbandes gab es überwiegen­d Positives zu berichten. Nur beim wichtigen und stark nachgefrag­ten Fahrsicher­heitstrain­ing mit den Einsatzfah­rzeugen gebe es ein Problem. Übungsgelä­nde stünde bereit, so Quint, die Fahrzeuge selbstvers­tändlich auch.

Aber ein entspreche­nder Fahrlehrer für die anspruchsv­olle Ausbildung fehle noch. Daher lautete Quints Aufforderu­ng an die Kameraden: „Wenn Ihr einen wisst, sagt mir Bescheid.“

 ?? FOTO: SEEBER ?? Thomas Quint.
FOTO: SEEBER Thomas Quint.

Newspapers in German

Newspapers from Germany