Saarbruecker Zeitung

Auch Dibbelabbe­s kann Heimat sein

Jugendlich­e befragen Saarländer zu einem nur scheinbar eindeutige­n Thema. Am Donnerstag hat der Film „Heimaten“von Label M Premiere im Filmhaus.

-

Außerdem hatten sich einige Jugendlich­e schon beim letzten Projekt damit beschäftig­t und wollten weitermach­en“, erklärt Thomas Langhammer, der das Projekt zusammen mit der Künstlerin Gisela Zimmermann und der Pädagogin Rûken Tosun organisier­t.

Bei Rûken Tosun stieß der Wunsch der Jugendlich­en anfangs nicht auf offene Ohren, erzählt die Pädagogin: „Der Begriff Heimat hat bei mir ein Engegefühl ausgelöst. Das Wort war für mich eher negativ besetzt und die Bedeutung eigentlich klar.“

Auch die beteiligte­n Jugendlich­en verbanden mit Heimat vor allem die Herkunft. Schließlic­h ließ Rûken Tosun sich darauf ein. Mit den Jugendlich­en, von denen zwei Drittel einen Migrations­hintergrun­d haben, zogen die Initiatore­n an öffentlich­e Plätze im Saarland: auf den Lebacher Herbst- und Bauernmark­t, eine Kirmes, den Malstatter Marktplatz und zu einem Professor an die Uni.

Die Jugendlich­en sprachen Passanten an und interviewt­en sie zu ihrer Vorstellun­g von Heimat, mussten sich dabei zurücknehm­en und die Leute in ihre Gedankenwe­lt eintauchen lassen. Begleitet wurden sie dabei von einem Kameramann.

Die Antworten, die sie erhielten, waren ganz unterschie­dlich: Für einen befragten Korbflecht­er ist sein Handwerk so etwas wie Heimat, für einen anderen die Folsterhöh­e in Saarbrücke­n. Wiederum ein anderer schwärmt vom saarländis­chen Dibbelabbe­s, und zwei Syrer erzählen von ihrer Geburtstss­tadt Kobanê.

„Heimaten haben wir das Projekt genannt, weil wir deutlich machen wollten, dass es nicht die eine Heimat gibt. Es kommt ganz darauf an, was Menschen mit dem Begriff verbinden“, erklärt Thomas Langhammer. „Dass die Antworten aber so vielfältig ausfallen würden, hatten wir nicht erwartet“, fügt Gisela Zimmermann hinzu.

52 Minuten sind am Ende aus dem Videomater­ial geworden. „Für uns alle am schwierigs­ten war es, Material auszuwähle­n“, meint Rûken Tosun. Dadurch sei der Film etwas länger geworden als geplant. Bei den abschließe­nden Gesprächen mit den Jugendlich­en sei vor allem eines klar geworden, so der Eindruck der Pädagogin: „Letztlich darf niemand festlegen, was jemand unter Heimat zu verstehen hat. Heimat kennt keine Grenzen.“

Bei den Jugendlich­en habe das zu einem Umdenken geführt, auch bei Rûken Tosun selbst. „Ich bin mit dem Begriff versöhnt“, sagt sie.

„Insgesamt war das ein recht ernstes Thema“, findet Thomas Langhammer. Parallel läuft mit „Crossover Folster“ein lockereres Filmprojek­t, an dem mehr Jugendlich­e beteiligt sind. Es soll ein Film über ihr Viertel werden und ist nach „Crossover Malstatt“und „Crossover Saarbrücke­n“der dritte Film dieser Reihe.

Für ihr neues Projekt „Garelly-Scene“erhielt Label M jüngst den Preis der bundesweit­en Initiative „The power of the arts“. In Workshops von Künstlern können die Jugendlich­en hier etwa zu Themen wie Musik, Tanz, Performanc­e, Raumgestal­tung und Bühnenbild arbeiten. Am Ende sollen die Workshop-Ergebnisse in einem zehntägige­n Festival präsentier­t werden. „Wir bauen auf dem auf, was bei den Jugendlich­en an Interessen und Jugendkult­ur vorhanden ist. So kann man sie erreichen“, sagt Thomas Langhammer. Das Projekt stellt Label M am 15. April um 15 Uhr im Garelly-Haus vor. Dort können sich Jugendlich­e auch für das Projekt anmelden.

Vorstellun­gen von „Heimaten“sind am Donnerstag, 1. März, 18 Uhr, und am Sonntag, 4. März, 17 Uhr, im Filmhaus in der Mainzer Straße 10. Der Eintritt ist frei.

Kontakt: info@labelm.de

 ?? FOTO: LABEL M ?? Vielen Menschen sind Teil des neuen Films, wie auch das Plakat „Heimaten — eine aktionisti­sche Recherche“zeigt.
FOTO: LABEL M Vielen Menschen sind Teil des neuen Films, wie auch das Plakat „Heimaten — eine aktionisti­sche Recherche“zeigt.
 ?? FOTO: GISELA ZIMMERMANN ?? Straßenumf­ragen waren ein Schwerpunk­t der Filmarbeit. Jugendlich­e von Label M waren etwa auf der St. Ingberter Kirmes unterwegs.
FOTO: GISELA ZIMMERMANN Straßenumf­ragen waren ein Schwerpunk­t der Filmarbeit. Jugendlich­e von Label M waren etwa auf der St. Ingberter Kirmes unterwegs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany