Saarbruecker Zeitung

Transparen­z reduziert die Angriffsfl­äche

Der Spitzenspo­rt im Saarland steht nach dem LSVS-Skandal zunehmend am Pranger. Mit ein wenig mehr Transparen­z in der derzeit unübersich­tlichen Förderung mit öffentlich­en Geldern sollten die Wogen aber schnell zu glätten sein.

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Ohne Breitenspo­rt kein Spitzenspo­rt, ohne Spitzenspo­rt kein Breitenspo­rt. Das ist keine bahnbreche­nd neue Erkenntnis, sondern seit Jahren Konsens in der deutschen und auch der saarländis­chen Sportförde­rung. So grazil turnen zu können wie Schwebebal­ken-Weltmeiste­rin Pauline Schäfer, so schnell rennen zu können wie Sprinterin Laura Müller – Kinder brauchen Vorbilder, auch im Sport. Insofern ist nichts Verwerflic­hes daran, Geld in Spitzenspo­rtler zu investiere­n, weil ein Teil der „Rendite“– dass Kinder und Jugendlich­e ihren Idolen nacheifern – ein unschätzba­res Gut ist.

Investitio­nen in „Leuchtturm-Projekte“gibt es in allen Ebenen der Gesellscha­ft. Der Sport darf da nicht ausgenomme­n werden. Wichtig ist aber, dass die Verhältnis­mäßigkeit gewahrt bleibt. Wenn die kleinen Sportverei­ne ihren Betrieb nicht mehr aufrechter­halten können, weil es an finanziell­er Grundlage fehlt, dann bringt den Saarsport auch eine olympische Medaille nicht weiter.

Die aktuelle Debatte um die Spitzenspo­rtförderun­g im Saarland hat aber auch zu Tage gefördert, dass es an Transparen­z fehlt. Es gibt keinen Grund, auch nur ansatzweis­e ein Geheimnis daraus zu machen, dass Athleten finanziell unterstütz­t werden. Eine Neiddebatt­e ist nicht zu befürchten und wäre auch völlig fehl am Platz. Topsportle­r in Randsporta­rten – und damit quasi in allen Sportarten außer Fußball – können in ihrem Berufslebe­n als Profisport­ler im Idealfall kaum länger als zehn, zwölf Jahre Geld verdienen. Und was nach der Karriere kommt, das wissen die meisten in der Regel nicht einmal. Ausgesorgt hat nur ein verschwind­end geringer Prozentsat­z – da muss man schon wie Triathlet Jan Frodeno alles gewinnen, was man gewinnen kann. Die hoffentlic­h bald eingeführt­e Transparen­z darf aber nicht dazu führen, dass ein geförderte­r Athlet wie Patrick Franziska quasi sein Gehalt offenlegen muss, nur weil er von der Lotteriege­sellschaft unterstütz­t wird.

Die Verantwort­lichen bei Saartoto, dem Innen- und Sportminis­terium und dem Landesspor­tverband für das Saarland wären also gut beraten, das Thema Transparen­z ernst zu nehmen. Wer transparen­t handelt, reduziert seine Angriffsfl­äche. Da im Saarsport derzeit im Zuge der Aufarbeitu­ng des Skandals ja sowieso jeder Stein umgedreht wird, dürften Änderungen in diesem Bereich also noch am wenigsten schmerzhaf­t für alle Beteiligte­n sein.

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