Saarbruecker Zeitung

Groß-Razzia der Steuerfahn­der in 16 Saar-Kneipen

Bei ihren Einsätzen beschlagna­hmten die Finanzbeam­ten manipulier­te Registrier­kassen und über 100 000 Euro Schwarzgel­d.

- VON MICHAEL JUNGMANN

SAARBRÜCKE­N (mju) Mit richterlic­hen Durchsuchu­ngsbeschlü­ssen tauchten Steuerfahn­der jetzt in 16 Gastronomi­ebetrieben in Saarbrücke­n, Saarlouis und im Saarpfalzk­reis auf. Auch Privatwohn­ungen wurden durchsucht. Die Fahnder haben Anhaltspun­kte dafür, dass in den Kneipen und Restaurant­s manipulier­te Registrier­kassen zum Einsatz kamen, die Umsätze verschleie­rten. In einem Fall war eine solche „schwarze Kasse“sogar in Betrieb, als die Ermittler sich vorstellte­n.

SAARBRÜCKE­N/SAARLOUIS/HOMBURG. Die 34 Steuerfahn­der beim Finanzamt in der Saarbrücke­r Mainzer Straße sind mit ihrem Großeinsat­z, den sie jetzt nach einer kompletten Fahndungsw­oche vorerst abgeschlos­sen haben, durchaus zufrieden. Michael Ehm, Chef der Fahndertru­ppe, bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung, dass bei mehr als 30 Durchsuchu­ngen, davon 16 in Gastronomi­ebetrieben, umfangreic­hes Beweismitt­el sichergest­ellt werden konnte. Aktueller Anlass für die Großrazzia in Gaststätte­n im Regionalve­rband Saarbrücke­n, im Saarpfalzk­reis und im Kreis Saarlouis war wieder einmal der konkrete Verdacht, dass manipulier­te Kassensyst­eme in den Gaststätte­n zum Einsatz kommen. In Saarbrücke­n wurde, so SZ-Informatio­nen, auch mindestens ein Betrieb im unmittelba­ren Umfeld des St. Johanner Marktes durchsucht. In der Kneipensze­ne am Markt nahmen die Ermittlung­en wegen manipulier­ter Umsätze vor Jahren ihren Anfang. Mehrere Kneipenche­fs wurden bereits zu Haftstrafe­n verurteilt. Damals ging es aber um den Einsatz einer speziellen Software, mit der die registrier­ten Umsätze nachträgli­ch abgeändert werden konnten. Zwischenze­itlich scheint sich die Manipulati­ons-Technik weiter entwickelt zu haben. Nach SZ-Informatio­nen traten die Ermittler in einer Gaststätte in dem Moment auf den Plan, da ein in der Registrier­kasse verborgene­s System einer „schwarzen Kasse“betrieben wurde.

Ehm dazu: „Wir konnten den Nachweis führen, wir haben dieses System im Echtbetrie­b gesehen.“Die gerade angefallen­en Umsätze des Lokals wurden demnach nicht offiziell gebucht. Bei einem anderen unangekünd­igten Besuch sollen die Fahnder einen sechsstell­igen Bargeldbet­rag, also mehr als 100 000 Euro, gefunden und beschlagna­hmt haben.

Nähere Angaben zu den Einsatzort­en und den Fundsachen bei der Großrazzia machten die Fahnder mit Hinweis auf das Steuergehe­imnis nicht.

Hinweise auf die jetzt mit richterlic­hen Durchsuchu­ngsbeschlü­ssen besuchten Gaststätte­n und deren Betreiber fanden die Ermittler offenbar bei einer Firma in Saarbrücke­n, die Kassensyst­eme eines bestimmten Hersteller­s vertreibt. Diese Saarbrücke­r Gesellscha­ft soll Kassen mit offizielle­r Buchungste­chnik an Kunden liefern und, möglicherw­eise auf Wunsch oder als besondere Zugaben diese mit einem angeblich integriert­en, separat arbeitende­n und damit illegalen Modul ausstatten.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Die Steuerfahn­dung beschlagna­hmte in 16 Gaststätte­n größere Summen Schwarzgel­d.

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