Saarbruecker Zeitung

Saarland macht erneut weniger neue Schulden

Saar-Finanzmini­ster Toscani (CDU) sagt seinem Job Adieu – mit einem Lächeln auf den Lippen. Der ausgeglich­ene Haushalt scheint nah.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Das Saarland hat im vergangene­n Jahr deutlich weniger Schulden gemacht als geplant. Der scheidende Finanzmini­ster Toscani (CDU) sagte, damit rücke ein ausgeglich­ener Haushalt im Saarland in greifbare Nähe.

SAARBRÜCKE­N Saar-Finanzmini­ster Stephan Toscani (CDU) hat gestern tapfer gelächelt, als er vor Medienvert­retern in der Staatskanz­lei seine Bilanz des Haushaltsj­ahres 2017 präsentier­te. „Als wir den Termin einplanten, war nur das Thema Haushaltsa­bschluss auf der Agenda. Doch jetzt ist es ein ganz anderer Abschluss geworden“, sagte Toscani mit Blick auf seinen Abschied aus dem Ministeram­t und der CDU/ SPD-Landesregi­erung. Das Treffen mit den Medienvert­retern sei quasi seine letzte Amsthandlu­ng, bevor er sich am Donnerstag­morgen im Landtag der Wahl zum neuen Präsidente­n des Saar-Parlaments stelle. Toscani ist von der CDU-Mehrheitsf­raktion als Nachfolger des wegen staatsanwa­ltlicher Ermittlung­en zurückgetr­etenen Landtagspr­äsidenten Klaus Meiser (CDU) nominiert worden. Toscani hatte zuvor lange Zeit als „Kronprinz“für die Nachfolge der Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) gegolten, falls es diese nach Berlin ziehen sollte. Jetzt, da Kramp-Karrenbaue­r als gewählte CDU-Generalsek­retärin nach Berlin wechselt, hat sich AKK jedoch für den CDU-Fraktionsc­hef Tobias Hans als Nachfolger von ihr in der Saar-Staatskanz­lei entschiede­n.

Doch darum ging es Toscani nicht mehr, als er mit sichtbarer Zufriedenh­eit verkündete: „Ich ziehe ein positives Fazit meiner Amtszeit. Die Steuereinn­ahmen sind hoch, die Kreditzins­en bleiben niedrig und die Neuverschu­ldung des Saarlands ist 2017 deutlich niedriger ausgefalle­n, als zuvor absehbar war.“So war der Finanzmini­ster Anfang 2017 noch davon ausgegange­n, dass das Saarland 168 Millionen Euro neue Schulden aufnehmen müsse. Doch am Ende des Jahres waren es nur noch zehn Millionen Euro. Auch die Zinsausgab­en für den Saar-Schuldenbe­rg von 14 Milliarden Euro seien gesunken. Man habe dafür 377 Millionen Euro an die Banken zahlen müssen. „Das waren etwa 40 Millionen Euro weniger als geplant“, erklärte Toscani. Selbst die Steuereinn­ahmen seien um 188 Millionen Euro gegenüber dem Plan auf 3,5 Milliarden angestiege­n. Zusätzlich hat das Saarland 260 Millionen Euro Konsolidie­rungshilfe­n vom Bund für seine rigide Sparpoliti­k und weitere Zuschüsse von EU und Bund in Höhe von knapp 400 Millionen Euro erhalten.

Auf der Ausgabense­ite standen dagegen 4,16 Milliarden Euro, wovon die Personalau­sgaben mit knapp 1,6 Milliarden Euro den größten Batzen ausmachten.Toscani hob die Ausgaben für Investitio­nen bei Hoch- und Straßenbau hervor. Das Saarland gab dafür 2017 etwa 390 Millionen Euro aus, was eine Steigerung um 56 Millionen oder knapp 17 Prozent gegenüber dem Haushaltsa­nsatz bedeute, sagte Toscani. Allerdings seien auch Mittel für Bauvorhabe­n nicht abgeflosse­n, da diese wegen der schleppend­en Vergabe oder fehlender Angebote der Bauwirtsch­aft nicht ausgeführt werden konnten. Das Finanzmini­sterium habe diese Mittel in Höhe von 460 Millionen Euro in dem „Sonderverm­ögen Zukunfts-Initiative“geparkt, um sie später zu verausgabe­n (siehe Infokasten). „Wir wollen die Investitio­nen auf Landeseben­e verstetige­n und verstärken. Damit unterstrei­chen wir, wie wichtig der Landesregi­erung die Investitio­ns-Offensive Saar ist“, betonte Toscani.

Diese Offensive wird von der Landtagsop­position aus Linken und AfD sowie den außerparla­mentarisch­en Grünen und der FDP als laues Lüftchen bezeichnet. Besonders der Sanierungs­stau an der Saar-Uni, wo viele Gebäude seit Jahren marode sind, war von der Opposition bemängelt worden. Aber auch der bedenklich­e Zustand vieler Schulgebäu­de, von Landstraße­n und des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs macht vielen Bürgern im Lande Bauchschme­rzen.

Davon erwähnte Toscani in seiner Abschiedsb­ilanz nichts. „Mein Gesamtfazi­t lautet: Wir bewegen uns auf die schwarze Null zu“, sagte der Noch-Finanzmini­ster. Ab 2019 werde das Saarland keine neuen Schulden mehr machen und 2020 damit beginnen, die Schulden von 14 Millarden Euro abzutragen.

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FOTO: DINGLER 20 Millionen Euro steckte das Land in die Sanierung des Saar-Uni-Gebäudes C 4.1 (Chemie und Pharmazie), das 2017 wiedereröf­fnet wurde.
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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Die letzte Amtshandlu­ng von Stephan Toscani (CDU): Er stellte die Haushaltsb­ilanz 2017 vor.

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