Erbitterter Kampf um Johnny Hallydays Erbe
Sänger Johnny Hallyday hinterließ sein Vermögen seiner dritten Ehefrau. Seine enterbten Kinder fechten nun das Testament an.
Das französische Rockidol Johnny Hallyday starb vor rund drei Monaten. Nun streiten die Hinterbliebenen um das Erbe, denn der Sänger vermachte sein gesamtes Vermögen seiner dritten Ehefrau. Seine Kinder enterbte er.
PARIS/LOS ANGELES Es war eine harmonische Patchworkfamilie, die sich am 9. Dezember in der Pariser Kirche Madeleine zum Abschied von Frankreichs Rockidol Johnny Hallyday präsentierte. Auf der einen Seite des weißen Sargs saß die Witwe Laeticia mit ihren beiden Adoptivtöchtern Jade und Joy, auf der anderen die beiden Ex-Frauen Sylvie Vartan und Nathalie Bayle mit den leiblichen Kindern David und Laura. Nur wenige Meter trennten die beiden Lager, die sich nun erbittert bekriegen. Denn „Johnny national“verfügte in der letzten Fassung seines Testaments, dass sein ganzes Erbe an Laeticia geht. In seinem nach kalifornischem Recht durchaus legitimen letzten Wunsch enterbte der Rocker damit die leiblichen Kinder, die nun den Gegenangriff starten. „Ich höre dich, Papa, und ich habe mich entschlossen zu kämpfen“, schreibt Laura Smet, die zusammen mit ihrem Halbbruder David Hallyday juristisch gegen das Testament vorgeht, in einem Brief an ihren toten Vater.
Darin rechnet die 34-Jährige mit ihrer Stiefmutter ab. „So oft mussten wir uns verstecken, um uns zu sehen oder anzurufen. Es ist für mich immer noch unerträglich, dass ich mich nicht von dir verabschieden konnte.“Laeticia Hallyday soll in den letzten Tagen vor seinem Tod den Kindern den Zugang zu ihrem Mann verwehrt haben – offenbar auf dessen eigenen Wunsch hin. Doch was genau der 74-Jährige zuletzt wollte, kommunizierte vor allem die grazile Blonde. Ihr wirft Ex-Frau Sylvie Vartan auch vor, das Testament zu ihren Gunsten manipuliert zu haben. „Ich kann mir nicht eine Sekunde lang vorstellen, dass er das bei vollem Bewusstsein entschieden hat“, sagte die Sängerin, die 15 Jahre lang mit Hallyday ein glamouröses Paar bildete, der Zeitung „Le Figaro“. Im Fernsehen legte sie nach: „Ich habe Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass der Mann, den ich geliebt habe, sein Blut verleugnen konnte, indem er seine Kinder enterbte.“Laeticia hatte schon nach der Trauerfeier den Unmut der Familie geweckt, als sie ihren Mann auf der Karibikinsel Saint Barth bestatten ließ – fern von seinen Fans. Es soll der Wunsch des Rockers gewesen sein, in der südlichen Sonne seine letzte Ruhestätte zu finden. Doch schon die Reise dorthin machte erste Risse in der Familie deutlich: Laeticia flog zusammen mit den Töchtern und Freunden auf die Insel, während David und Laura getrennt anreisten. Dabei habe die Witwe die beiden Stiefkinder durchaus eingeladen, mit ihr im selben Flugzeug zu fliegen, versicherte Hallydays Ex-Produzent Jean-Claude Camus. Er und andere Vertraute geben in diesem Streit die Position Laeticias wieder, die sich bisher nicht äußerte.
Am deutlichsten wird dabei ihre Großmutter Elyette Boudou. „Sie hat ihn gepflegt, sie hat ihn geliebt. Sie wird gewinnen, und sie ist im Recht. Ich habe keine gute Meinung über Laura und David, denn sie haben ihren Anteil schon gehabt“, sagte die 82-Jährige, die das Immobilienvermögen Hallydays und die Rechte an seinen Liedern verwaltet. Gemeint ist vor allem das Haus im 16. Stadtbezirk von Paris, das der Rocker nach der Scheidung von Sylvie Vartan seiner Ex-Frau und dem Sohn überließ. „Das war keine Schenkung, sondern ein Scheidungsurteil“, konterte Vartan.
Die viel geschmähte Witwe Laeticia lebt seit dem Tod ihres Mannes zusammen mit den beiden neun und 13 Jahre alten Adoptivtöchtern in ihrer Villa in Los Angeles. Zum Erbstreit dürfte die 42-Jährige erst Stellung beziehen, wenn das Gericht in Nanterre Mitte März über die Rechte am neuen Album des Rockers entscheidet, das posthum erscheint. Laura und David hatten auf juristischem Weg Einblick in das letzte Werk ihres Vaters verlangt. Außerdem fordern sie, dass das Immobilienvermögen des Stars gesperrt und die Rechte an seinen Liedern unter Zwangsverwaltung gestellt werden. Laut Camus entschied sich „Johnny“bewusst dafür, seine Rechte an seine Frau zu übertragen. Auf die Frage, ob er nicht eine Stiftung zur Verwaltung seines Erbes gründen wolle, habe Hallyday geantwortet: „Ich will keine Stiftung. Das soll Laeticia machen.“
Das Ex-Model war seit 1996 mit dem Musiker verheiratet und zierte mit ihm Dutzende Titelseiten. „Laeticia gibt mir das, was mir niemand bisher gegeben hat,“sagte der Musiker im vergangenen Jahr, als er bereits von seiner Krebserkrankung gezeichnet war. Die 32 Jahre Jüngere kümmerte sich in seinen letzten Tagen ebenso um ihn wie schon 2009, als er nach einer Operation ins Koma gefallen war. „Die Blonde mit dem engelhaften Lachen war seine heilige Begleiterin“, schreibt die Zeitschrift „Paris Match“. „Sie ist nun zur Hexe geworden.“