Saarbruecker Zeitung

Im Saarland sind keine Fahrverbot­e geplant

Zwar erfüllen hier nur wenige Diesel die Euro-Norm 6. Aber die Schadstoff-Belastung ist vergleichs­weise gering.

- VON DENNIS LANGENSTEI­N

SAARBRÜCKE­N 622 819 Autos fuhren zum Stichtag 1. Januar 2017 über saarländis­che Straßen – darunter 195 754 Diesel. Hinzu kommen 56 119 Nutzfahrze­uge wie Lastkraftw­agen und Omnibusse, zeigt eine Statistik des Kraftfahrz­eugbundesa­mtes. Bei den Autos mit Dieselantr­ieb erfüllten gerade einmal etwas mehr als 28 000 die Euro-Norm 6. Den Fahrern der restlichen knapp 170 000 Fahrzeuge drohen nun Fahrverbot­e auf Straßen in Städten mit besonders verpestete­r Luft.

Im Saarland scheinen sie insgesamt noch glimpflich wegzukomme­n. Einzig in Saarbrücke­n könnte es knapp werden. In der Mainzer Straße wurden im Jahr 2016 39 Milligramm Stickstoff­dioxid pro Kubikmeter Luft im Jahresmitt­el gemessen. 2017 waren es noch 36 Milligramm. In beiden Jahren lag der Wert nur knapp unter der Grenze von 40 Milligramm.

Was plant die Landeshaup­tstadt? „Fahrverbot­e sind zunächst an die Überschrei­tung von Grenzwerte­n gebunden. Der Luftreinha­lteplan Saarbrücke­n sieht eine entspreche­nde Maßnahme bisher nicht vor, da mit verhältnis­mäßigen Mitteln, etwa Tempo-30-Zonen, die Einhaltung aller relevanten Grenzwerte erreicht werden konnte“, sagt Thomas Blug, Pressespre­cher der Landeshaup­tstadt. Allerdings: „Wir sehen uns an, was andere Städte machen, um Schlüsse für uns zu ziehen.“Doch die Tendenz der Schadstoff­belastung sowohl beim Feinstaub als auch beim Stickstoff­dioxid sei weiter rückläufig, daher sei eine Umweltzone in der Saarbrücke­r Innenstadt „zurzeit nicht notwendig und auch in absehbarer Zeit nicht geplant“, sagt Blug.

Auch im Verkehrsmi­nisterium sind Fahrverbot­e nicht das erste Mittel der Wahl: „Es gibt viele Stellschra­uben, um die Belastung durch Feinstaub weiter zu minimieren. Fahrverbot­e sind nicht das Universalm­ittel gegen Luftversch­utzung“, sagt Ministerin Anke Rehlinger (SPD). Sie sieht jedoch noch weitere Probleme: „Diesel-Besizer müssen sich möglicherw­eise darauf einstellen, dass sie einige Ziele in Deutschlan­d nicht mehr ohne Weiteres ansteuern können.“In der näheren Umgebung sind etwa Ludwigshaf­en, Mannheim, Mainz und Frankfurt betroffen. Zudem hingen viele Arbeitsplä­tze im Saarland an der Automobilu­nd deren Zulieferin­dustrie. Rehlinger: „Die Entscheidu­ng in Leipzig birgt die Gefahr, dass der Absatz von Diesel-Fahrzeugen weiter sinkt.“

„Fahrverbot­e sind nicht das Universalm­ittel gegen Luftversch­mutzung.“Anke Rehlinger (SPD) Saar-Wirtschaft­sministeri­n

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