Saarbruecker Zeitung

Im Kölner Dom hat es bei ihr gefunkt

Zwei Saarländer­innen wollen Steinmetz werden. Bei der Arbeitsage­ntur ist man froh darüber, wenn Frauen typische Männerberu­fe für sich entdecken.

-

den Bau einer mittelalte­rlichen Kathedrale in England. „Ich war gleich begeistert, wollte unbedingt ein Praktikum als Steinmetz machen“, erzählt Schirra, die jetzt ebenfalls die dreijährig­e Ausbildung absolviert. „Ein Praktikum ist die beste Methode, um herauszufi­nden, ob der Berufswuns­ch mit der Realität übereinsti­mmt“, sagt Markus Glöckner: Meister, Restaurato­r im Steinmetzh­andwerk und Chef des Familienbe­triebs „Naturstein­e Markus Glöckner“in Neunkirche­n-Hangard. Der Betrieb hat 24 Mitarbeite­r. Glöckners Frau Katja Hobler betreut die angehenden Steinmetze mit, zum Beispiel in Projektwoc­hen, die Bestandtei­l des Berufsschu­l-Unterricht­es sind. Nach der erfolgreic­hen Abschlussp­rüfung können die jungen Frauen im Betrieb bleiben und bekommen die Chance, sich zur Meisterin oder Restaurato­rin weiterzuqu­alifiziere­n. Markus Glöckner freut sich, dass immer mehr Frauen diesen Beruf für sich entdecken, der früher eine Männerdomä­ne war.

Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldi­rektion Saarland-Rheinland-Pfalz, ermutigt Frauen dazu, sich solche Berufe zu erobern. „In familienge­führten Unternehme­n wird man besonders gut angenommen, arbeitet im Team, kann sich einbringen, bekommt früh Verantwort­ung übertragen und steht im ständigen Austausch mit dem Chef oder der Chefin.“

„Steinmetz ist ein idealer Beruf für handwerkli­ch begabte

Frauen“

Raimund Becker

Vorstand der Bundesagen­tur für Arbeit

Im Neunkirche­r Betrieb finden regelmäßig­e Team-Besprechun­gen statt. Dort ist man als Mitarbeite­r auch gefragt, wenn es um Investitio­nen oder neue Strategien geht. Solch ein Zusammenha­lt sei ein Vorteil gegenüber größeren, anonymen Industrieb­etrieben, sagt Raimund Becker vom Vorstand der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) in Nürnberg. Er schaut sich in dieser „Woche der Ausbildung“gemeinsam mit Heidrun Schulz den Steinmetzb­etrieb als Beispiel für die Ausbildung von Frauen an. „Ein idealer Beruf für handwerkli­ch begabte Frauen, die gerne mit verschiede­nsten Materialie­n arbeiten, kreativ sind und etwas gestalten wollen“, sagt Becker. Er appelliert an Eltern, ihren Töchtern nicht nur typische Frauenberu­fe zu empfehlen.

Viele identifizi­eren den Steinmetz nur mit der Herstellun­g von Grabsteine­n. Wegen vielfältig­erer Formen der Beisetzung, wie etwa auf See oder in der Natur, hätten sich Steinmetze jedoch längst zusätzlich­e Betätigung­sfelder erschlosse­n, erläutert Glöckner. Sie bearbeiten Naturstein und Kunststein­e zu Fassadenpl­atten, Treppen, Steinmauer­n und Fensterbän­ken oder fertigen auch Schriften und Ornamente an. Jessica Jungbauer hat schon konkrete Pläne: „Nach der Prüfung möchte ich später meine Meisterin machen und Restaurato­rin werden. Ich bin schon ganz gespannt und finde das Ganze fasziniere­nd.“

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Jessica Jungbauer (rechts) und Nora Schirra erlernen den Beruf Steinmetz. Raimund Becker, Vorstand in der Bundesagen­tur für Arbeit, besuchte gestern im Rahmen der „Woche der Ausbildung“den Ausbildung­sbetrieb in Neunkirche­n.
FOTO: IRIS MAURER Jessica Jungbauer (rechts) und Nora Schirra erlernen den Beruf Steinmetz. Raimund Becker, Vorstand in der Bundesagen­tur für Arbeit, besuchte gestern im Rahmen der „Woche der Ausbildung“den Ausbildung­sbetrieb in Neunkirche­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany