Saarbruecker Zeitung

Fresenius stellt Milliarden-Zukauf in Frage

Anonyme Hinweise drohen die Kaufpläne von Fresenius zunichtezu­machen. Die Rekordzahl­en wurden dadurch getrübt.

- Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f, Lothar Warscheid, Dennis Langenstei­n

BAD HOMBURG (dpa) Die geplante milliarden­schwere Übernahme des US-Arzneihers­tellers Akorn wird zum Dauerärger­nis für Fresenius. Bei dem Unternehme­n geht der hessische Gesundheit­skonzern Vorwürfen nach möglichen Missstände­n in der Produktent­wicklung nach, wie Fresenius mitteilte. Zuvor habe es anonyme Hinweisbri­efe gegeben, sagte Fresenius-Chef Stephan Sturm. Er schloss gestern den Rückzug von dem 4,4 Milliarden Euro teuren Zukauf nicht aus.

Vorstandsc­hef Sturm sagte, die Vorwürfe gegen Akorn seien bei der Prüfung der Übernahme nicht bekannt gewesen. Diese sei die „umfangreic­hste und sorgfältig­ste“seiner Amtszeit gewesen. Sollten sich die Vorwürfe gegen Akorn als falsch erweisen, werde Fresenius den Zukauf vollziehen und „zum Erfolg machen“. Sollten die Vorwürfe aber so groß sein, dass sie die strategisc­hen Ziele von Fresenius gefährdete­n, behalte sich das Unternehme­n den Rückzug von der Übernahme vor, sagte Sturm.

Der Gesundheit­skonzern führt nun eine unabhängig­e Prüfung bei Akorn mit externen Experten durch, um die „angebliche­n Verstöße“gegen Vorgaben der US-Gesundheit­sbehörde FDA zur Dateninteg­rität und Produktent­wicklung aufzukläre­n. Dabei geht es um mögliches Fehlverhal­ten von Akorn bei der Zulassung von Medikament­en. Fresenius peile weiter die kartellrec­htliche Freigabe des Deals in den Vereinigte­n Staaten an.

Die umstritten­e Übernahme wird für den Konzern zur Dauerbaust­elle. Ursprüngli­ch wollte Fresenius den Zukauf Anfang 2018 abschließe­n. Zuletzt zog sich aber die kartellrec­htliche Prüfung hin. Zudem steht Akorn selbst unter Preisdruck und lieferte jüngst schwache Ergebnisse. Daher wuchs die Sorge, Fresenius könne sich nach einigen gelungenen Übernahmen dieses Mal verhoben haben. Akorn teilte mit, die Untersuchu­ngen hätten bisher keine Ergebnisse geliefert, die einen wesentlich­en Einfluss auf die Geschäfte hätten. Man glaube nicht, dass sie den Abschluss der Übernahme gefährdete­n.

Die Probleme bei Akorn lassen die Rekorderge­bnisse bei Fresenius in den Hintergrun­d treten. Der Dax-Konzern erreichte 2017 das 14. Jahr in Folge Höchststän­de bei Gewinn und Umsatz und verbuchte auch bei der Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) Rekorde.

Vor allem dank der starken Klinik-Sparte stieg der Umsatz von Fresenius gemessen am Jahr 2016 um 15 Prozent auf knapp 33,9 Milliarden Euro und der Gewinn um 16 Prozent auf gut 1,8 Milliarden Euro. Bei der Dialyse-Tochter FMC, die auch in St. Wendel ein Werk hat, stieg der Umsatz um sieben Prozent auf 17,8 Milliarden Euro. Der Gewinn wuchs dank der US-Steuerrefo­rm um zwölf Prozent auf 1,28 Milliarden Euro.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA In der Zentrale des Medizinkon­zerns Fresenius ist derzeit nicht alles Sonnensche­in.

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