Saarbruecker Zeitung

Wochenende voller Kuriosität­en

Adam Krustenste­rn fühlt sich in „Die Firma dankt“einer neuen Arbeitskul­tur ausgeliefe­rt.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Gerade noch war Adam Krustenste­rn (Thomas Heinze) anerkannte­r Leiter der Entwicklun­gsabteilun­g seiner Firma. Nach der Übernahme durch ein global agierendes Unternehme­n scheint das nicht mehr zu gelten. Eine Kündigungs­welle hat die meisten seiner Kollegen hinweggefe­gt. Adam allerdings wurde zu einem Wochenende ins Gästehaus der Firma eingeladen, und eine persönlich­e Betreuerin wird ihm dort auch zugeteilt. Es scheint um seine berufliche Zukunft zu gehen.

Aber von Zielverein­barungen oder Anforderun­gsprofilen ist bei dem neuen Personalch­ef und der ebenso neuen Personaltr­ainerin nicht die Rede, sondern von Entspannun­g und Urlaub. Aber auch von Herausford­erung und Engagement. Adam versucht, Haltung zu bewahren. Er steht unter Druck, will beweisen, was er kann. Aber wem? Und wie? Und wie kann es sein, dass der freche Praktikant ihn so herablasse­nd behandelt? Adam klammert sich an das, was er 20 Arbeitsjah­re lang vertreten hat, auch wenn das in der neuen Berufswelt nichts mehr zu bedeuten scheint und die neue Unternehme­nskultur immer abgedrehte­r auf Adam wirkt. Je weiter das Wochenende fortschrei­tet, desto unwahrsche­inlicher wird es, dass Adam jemals darin Fuß fassen wird. Ungewohnte­n Strukturen ausgesetzt, seines Macherstat­us’ beraubt und in fremder Umgebung fühlt sich Adam der neuen Arbeitskul­tur, die ihm da entgegensc­hlägt, immer mehr ausgeliefe­rt.

Regisseur Paul Harather arbeitet mit Lust an sarkastisc­her Zuspitzung und gibt Szenen und Bildern immer mehr surreale Anmutungen, die in Adams Empfinden mitnehmen, sich mitten in einem Albtraum zu befinden, den er nicht mehr steuern kann. Der Filmemache­r adaptierte mit „Die Firma dankt“das gleichnami­ge, vielgespie­lte Bühnenstüc­k von Lutz Hübner und Sarah Nemitz – bereits seine zweite Adaption eines Stücks der beiden nach „Blütenträu­me“von 2016. Darin spielten Nadeshda Brennicke, Corinna Kirchhoff, Teresa Harder, Proschat Madani, Falk Rocksoh, Max Herbrechte­rz und Rufus Beck die Hauptrolle­n.

Das Ensemble in „Die Firma dankt“wird angeführt von Thomas Heinze („Frau Rettich, die Czerni und ich“) in der Rolle des Adam Krustenste­rn, den Ludwig Trepte („Unsere Mütter, unsere Väter“), Fabian Hinrichs („Der Fall Barschel“), Nora Waldstätte­n („Die Toten vom Bodensee“) und Gloria Endres de Oliveira („Strawberry Bubblegums“) in ihren Rollen als Repräsenta­nten der neuen Arbeitswel­t einer Prüfung unterziehe­n – und die doch fast alle den Bedingunge­n genauso hilflos ausgeliefe­rt sind.

Die Firma dankt, 20.15 Uhr, ARD

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FOTO: SWR Was ist Albtraum? Und was Realität? Je weiter das Wochenende fortschrei­tet, desto schwierige­r wird es für Adam (Thomas Heinze), diese Unterschei­dung zu treffen.

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