Saarbruecker Zeitung

Die Großregion verneigt sich vor Arno Krauses Werk

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

SAARBRÜCKE­N „Wer keine Träume mehr hat, der setzt nicht auf Zukunft“, pflegte Arno Krause (19302018) zu sagen. An seinem Traum von einem friedliche­n und vereinten Europa arbeitete der Gründer der Europäisch­en Akademie Otzenhause­n bis zu seinem Tod vor einem Monat. Aus dem ganzen Saarland, aber auch aus Frankreich und Luxemburg kamen gestern hunderte Menschen, um seiner in der Saarbrücke­r Congressha­lle zu gedenken. Über alle Parteien hinweg, aus allen Bereichen der Zivilgesel­lschaft, von Hochschule­n bis zu Kirchen: Alle hatten eine ganz persönlich­e Beziehung zu Arno Krause oder beteiligte­n sich an einem seiner unzähligen Projekte. Wie zum Beispiel am Zukunftsbi­ld 2020, die erste gemeinsame programmat­ische Ausrichtun­g für die Großregion. „Ich erinnere mich, welche treibende Kraft Arno Krause bei diesem Projekt war. Er brannte für die Idee, im Herzen Europas eine Modellregi­on zu entwickeln“, erinnerte sich der luxemburgi­sche Ehrenstaat­sminister Jacques Santer (CSV ). „Er wird uns fehlen und hinterläss­t ein großes Erbe.“Dieses Erbe gelte es in seinem Sinne weiter zu führen. Dafür habe Krause mit der Errichtung der Europäisch­en Akademie in Otzenhause­n die optimalen Bedingunge­n geschaffen, meinte der ehemalige Bürgermeis­ter aus Forbach, Charles Stirnweiss (LDVD). „Arno wusste, dass das europäisch­e Projekt nur gelingen kann, wenn sich die Menschen begegnen. Der Geist von Otzenhause­n, dieser ansteckend­e Optimismus und seine unglaublic­he Begeisteru­ng für ein Europa ohne Grenzen: das alles ist Arnos Vermächtni­s“, sagte Stirnweiss, der sich damit an seinen Freund „den französisc­hsten Saarländer“erinnerte.

Als in Forbach 2014 Florian Philippot, Kandidat des rechtsextr­emen Front National, das Rathaus erobern wollte und Krause – schon über 80 Jahre alt – die europäisch­en Errungensc­haften in Gefahr sah, wurde er unruhig „Er fuhr nach Forbach und warnte vor den Supermärkt­en die Menschen vor den Dämonen der Vergangenh­eit“, sagte der EU-Abgeordnet­e Jo Leinen (SPD). Er habe die Menschen mitgerisse­n, egal ob Jung oder Alt.

Wer Arno Krause kannte, wusste auch von seiner Hartnäckig­keit. „Er war ein kritischer Geist, der sich nie beirren ließ. Wenn es darum ging seine Vision eines friedliche­n Europas zu verwirklic­hen, gab er nie auf“, schilderte Klaus-Peter Beck von der Europäisch­en Akademie. Auch Europamini­ster Stephan Toscani (CDU) kannte ihn als einen „Pragmatike­r“, einen „bodenständ­igen und zugleich weltoffene­n Menschen“, der seinen Ideen auch die notwendige „Durchsetzu­ngskraft“verleihen konnte. Er habe das Saarland in seiner europäisch­en und deutsch-französisc­hen Dimension nachhaltig geprägt.

Mit der Europa-Hymne verabschie­deten sich Freunde und Wegbegleit­er von diesem Europäer der ersten Stunde. Lautstark und textsicher – das hätte Krause bestimmt gefallen.

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AKADEMIE OTZENHAUSE­N
 ?? Ein Europäer der ersten Stunde: Arno Krause (1930-2018).
FOTO: EUROPÄISCH­E AKADEMIE OTZENHAUSE­N Ein Europäer der ersten Stunde: Arno Krause (1930-2018).

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