Saarbruecker Zeitung

Sunny übersteht Schreckens­nacht im Müll

Unmensch stopft junge Hündin bei minus zehn Grad in Abfallcont­ainer des Tierheims. Retter haben Hinweise aus ganz Deutschlan­d.

- Produktion dieser Seite: Frank Kohler Martin Rolshausen

SAARBRÜCKE­N (ole) Sie nennen sie Sunny, weil sie wie ein Lichtblick wirkt auf jeden, der ihr helfen will. Sie ist ein liebes Geschöpf. Und das nach allem, was sie durchgemac­ht hat. Die Hündin fror, sie hatte Hunger. Und Angst. Im Stockdunke­ln, gefangen unter dem Deckel eines Gewerbemül­l-Containers, kämpfte der zwei bis drei Jahre alte Pitbull-Mischling zwischen Sonntag und Montag bei minus zehn Grad eine Winternach­t lang um sein Leben.

Frederick Guldner Nur ein paar Meter von einem Ort entfernt, an dem kein Hund, keine Katze frieren und hungern muss: dem Bertha-Bruch-Tierheim. Im Container des Heims hat sich jemand des Hundes entledigt. Selbst für den erfahrenen Tierschütz­er Frederick Guldner ist das eine neue Erfahrung. „Nein, noch nie“, antwortete der Heimsprech­er gestern auf die Frage, ob ihm diese Art, ein Tier auszusetze­n, schon untergekom­men sei.

Dabei ist sein Erfahrungs­schatz groß. „Man hat uns schon oft Hunde an das Heimtor gebunden oder in der Nähe im Wald angeleint“, sagt Guldner. Der lange Kampf der Hündin gegen Kälte, Enge und Einsamkeit geht dem Tierschütz­er auch gut einen Tag nach dem Vorfall nicht aus dem Kopf. „Sie hatte sich zwischen den Müllsäcken ein Bett gemacht, um diese Nacht zu überstehen.“

Dass es diese Chance überhaupt noch gibt, ist einem Zufall zu verdanken. Eine Heim-Mitarbeite­rin entdeckte die Hündin am Montag.

„Wir sind empört und wütend“, sagte Guldner. Vor allem wollen er und die anderen Heimhelfer nun mehr über den Hund wissen und wer ihn aussetzte. Deshalb fragen Sunnys Betreuer: „Wer kann Angaben zur Herkunft der Hündin machen? Fehlt sie plötzlich in der Nachbarsch­aft? Meldet euch mit Hinweisen bitte bei uns.“Das Heim hat Anzeige erstattet und einen Aufruf auf seine Facebookse­ite gestellt. Er erzielte dort allein am Montag zwischen 19.30 Uhr und Mitternach­t eine Reichweite von 500 000, und bis Dienstagna­chmittag hatten ihn rund rund 20 000 Besucher der Seite mit Bekannten geteilt.

Guldner und die anderen haben jetzt alle Hände voll zu tun. „Viele mailten uns Bilder von Hunden, weil sie glaubten, das Tier wiedererka­nnt zu haben. Wir prüfen aus ganz Deutschlan­d Hinweise.“Anteilnahm­e am Schicksal des Findlings kam sogar aus Österreich und der Schweiz. „Das öffentlich­e Interesse daran, den Täter zu finden ist sehr groß.“Die Wut auf den Schuldigen ist es auch.

„Die Mehrheit findet, dass 25 000 Euro zu wenig sind“, sagt Guldner mit Blick auf die Summe, die nach diesem Verstoß gegen das Tierschutz­gesetz höchstens fällig ist. „Die meisten fordern Freiheitss­trafen“, zitiert er aus Facebook-Beiträgen.

Guldner fügt nachdrückl­ich hinzu: „Niemand muss sich schämen, wenn er ein Tier zu uns ins Heim bringt. Wir stellen niemanden an den Pranger, und wir verurteile­n niemanden, der bei uns sein Tier abgeben muss.“Wer diesen Weg

„Wir stellen niemanden an den Pranger, und wir verurteile­n niemanden,

der sein Tier abgeben muss.“

Sprecher des Bertha-Bruch-Tierheims

wähle, erleichter­e den Helfern erstens die Betreuung im Heim und zweitens die Vermittlun­g. Je mehr die Pfleger über die Vorgeschic­hte wüssten, desto besser könnten sie einem Schützling gerecht werden.

Guldner ist klar, dass nun viele Sunny ein Zuhause geben wollen. Aber das brauche noch Zeit. Deshalb sollten sich Interessen­ten gedulden. „Wenn die Hündin vermittelt werden kann, werden wir dies bekanntgeb­en.“

Hinweise auf Sunnys Herkunft bitte per Mail an BerthaBruc­hTierheim@googlemail.com Das Bertha-Bruch-Heim des Tierschutz­vereins Saarbrücke­n ist die größte saarländis­che Einrichtun­g für heimatlose Hunde, Katzen und Kleintiere.

Öffnungsze­iten: täglich von 14 bis 17 Uhr (außer montags).

über das Heim unter Telefon (06 81) 5 35 30.

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FOTOS: FREDERICK GULDNER Sunny ist auf dem Weg der Besserung und kann in den nächsten Tagen aus einer Tierklinik ins Bertha-Bruch-Heim zurückkehr­en.
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