Saarbruecker Zeitung

Schwere Verletzung als Chance für andere

Der FC Bayern muss lange auf Kingsley Coman verzichten. Plötzlich wird Franck Ribery gebraucht.

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MÜNCHEN (sid) Es ist gerade eine Woche her, da verließ Franck Ribery die Allianz Arena sichtlich angefresse­n. Beim 5:0 (1:0) von Bayern München in der Champions League gegen Besiktas Istanbul war der Altstar nur Kurzarbeit­er gewesen. Trainer Jupp Heynckes hatte der Jugend in Person von Kingsley Coman wie schon einige Male in dieser Saison den Vorzug gegeben – und das in einem derart wichtigen Spiel.

Die „Götterdämm­erung“schien immer näher zu rücken. Und jetzt? Coman (21) erlitt am vergangene­n Samstag beim 0:0 gegen Hertha BSC einen Riss der Syndesmose oberhalb des linken Sprunggele­nks und wurde am Montag bereits operiert. Eine Rückkehr in dieser Saison dürfte eher unwahrsche­inlich sein.

Das Pech des einen, ist die Chance des anderen: Ribery dürfte von der schweren Verletzung seines französisc­hen Landsmanns, die für die Münchner im Endspurt um drei Titel ein echter Schlag ist, am ehesten profitiere­n. Der bald 35-Jährige wird wieder mehr Einsatzzei­t bekommen, auch wenn er längst nicht mehr das Tempo eines Coman hat und kann sich so besser für eine Weiterbesc­häftigung beim Rekordmeis­ter empfehlen. Der Vertrag von Ribery, aber auch der von Arjen Robben (34) läuft im Sommer aus. Seit Wochen gibt es Diskussion­en und Spekulatio­nen, wie es mit den beiden Oldies weitergeht.

Auch Robben war im Achtelfina­l-Hinspiel der Königsklas­se gegen Besiktas zunächst außen vor gewesen. Der Niederländ­er hatte die Enttäuschu­ng über seine Nichtberüc­ksichtigun­g für die Startelf anschließe­nd offen zur Schau getragen. Heynckes sah sich sogar zu einer klaren Ansage an seine Stars genötigt. „Ich mache das, was ich für richtig halte. Das muss jeder akzeptiere­n“, sagte er, fügte aber auch an: „Gesunder Konkurrenz­kampf ist immer gut. Das ist eher motivieren­d.“Und als hätte er es geahnt, dass er auf Ribery, aber auch auf Robben künftig wieder verstärkt bauen muss, betonte Heynckes erst am vergangene­n Freitag: „Das werden noch ganz, ganz wichtige Spieler in den nächsten Wochen.“

Und danach? Die Bayern spielen auf Zeit. Die beiden hätten eine „große Bedeutung“, sagte Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge unlängst: „Wir wissen, was wir an ihnen haben.“Der Verein müsse aber auch „ein Stück über den Tellerrand hinausscha­uen. Ist es noch die richtige Entscheidu­ng, ein Jahr weiterzuge­hen oder die unpopuläre Entscheidu­ng zu treffen, einen Umbruch einzuleite­n?“, erklärte Rummenigge und sprach von einem „sanften Umbruch“.

Sehr wahrschein­lich hängen die beiden Personalie­n auch davon ab, wer ab Sommer die Nachfolge von Heynckes antritt. Rummenigge deutete schon einmal an, dass es noch dauern kann. „Wir müssen abwarten, wie die Saison läuft. Es wird möglicherw­eise erst spät eine Entscheidu­ng fallen“, sagte er. Warum die Bayern zögern, liegt auf der Hand. Robben wurde gerade 34, Ribery feiert im April seinen 35. Geburtstag. Wem in München die Zukunft gehört, ist klar: Kingsley Coman zum Beispiel. Mit ihm verlängert­en die Bayern zuletzt bis 2023.

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FOTO: GEBERT/DPA Kingsley Coman fällt vermutlich bis Saisonende aus. Das ist bitter für den FC Bayern, aber auch eine Chance für die Oldies im Team.

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