Saarbruecker Zeitung

Boykott der BVB-Fans überträgt sich auf den Rasen

28 000 Anhänger verzichten auf das Montagsspi­el.

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DORTMUND (dpa) Der Blick auf die leeren Ränge stimmte Hans-Joachim Watzke nachdenkli­ch. „Diese große Ablehnung habe ich in der Form nicht erwartet, da muss man ehrlich sein“, kommentier­te der Geschäftsf­ührer von Borussia Dortmund den massiven Fan-Boykott. Nur 54 300 Zuschauer sahen das triste 1:1 (1:0) gegen den FC Augsburg – 28 000 weniger als gewohnt. Deutlicher hätte der Protest gegen die Einführung der Montagsspi­ele kaum ausfallen können. „Der Montag ist jetzt das Vehikel, den generellen Unmut kundzutun“, sagte Watzke nach dem schlechtes­ten Besuch in Dortmund seit über 20 Jahren.

Es wird immer deutlicher, dass sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) mit der Ansetzung von insgesamt fünf Montagsspi­elen pro Bundesliga-Saison einen Bärendiens­t erwiesen hat. Sie verstärkt die Kritik an der zunehmende­n Kommerzial­isierung des Fußballs. Wie schon eine Woche zuvor bei der Premiere des neuen Formats in Frankfurt, wo mit Spruchbänd­ern, Trillerpfe­ifen und Tennisbäll­en protestier­t wurde, fiel das Votum der Anhänger auch in Dortmund deutlich aus. Watzke kündigte Konsequenz­en an: „Wir werden das Thema vor der nächsten Rechteperi­ode auf die Agenda hieven und uns deutlich gegen eine weitere Zersplitte­rung der Spieltage positionie­ren.“

Ändern wird das zunächst wohl wenig. Schließlic­h sind die Montagsspi­ele vertraglic­h bis 2021 festgeschr­ieben. Zwar hatte DFB-Präsident Reinhard Grindel jüngst „eine vermitteln­de Lösung“mit zwei Spielen sonntags um 18 Uhr angeregt, ein schnelles Ende der derzeitige­n Terminieru­ng jedoch für unrealisti­sch erklärt („rechtlich schwierig“).

Die triste Stimmung auf den Rängen übertrug sich auf den Rasen. Der über weite Strecken unansehnli­che Auftritt seines Teams bei Eiseskälte verdarb Peter Stöger die Laune, obwohl der BVB auch im neunten Bundesliga­spiel unter seiner Regie unbesiegt blieb: „Es wäre eine billige Ausrede zu sagen, es hat nicht funktionie­rt, weil das Stadion nicht voll war.“Selbst der passable Start mit der Führung durch Marco Reus (16. Minute) gab keinen Schub. In der zweiten Halbzeit kam Augsburg durch Kevin Danso (73.) zum verdienten Ausgleich.

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