Saarbruecker Zeitung

Russische Hacker knacken deutsches Regierungs­netz

Die Cyber-Attacke auf Saar-Politiker war wohl erst der Anfang. Hacker sind ins Datennetz des Bundes eingedrung­en.

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BERLIN/SAARBRÜCKE­N (dpa/SZ) Es sind offenbar dieselben Urheber, die bereits vor eineinhalb Jahren bei CDU-Politikern im Saarland zugeschlag­en haben – nur sind die Folgen wohl viel gravierend­er. Hacker haben das bislang als sicher geltende Datennetzw­erk des Bundes und der Sicherheit­sbehörden mit dem Außen- und dem Verteidigu­ngsministe­rium geknackt, Schadsoftw­are eingeschle­ust und Daten erbeutet, meldete gestern die Deutsche Presse-Agentur. Die Attacke sei zwar schon von deutschen Sicherheit­sbehörden im Dezember erkannt worden, da aber schon bis zu einem Jahr gelaufen. Die Sicherheit­sbehörden sehen als Urheber die Cyberspion­e der russischen Gruppe „APT28“. Hinter ihr vermuten Computerfa­chleute auch russische Regierungs­stellen.

Die Gruppe soll auch für die Angriffe auf CDU-Spitzenpol­itiker im Saarland und Abgeordnet­e anderer

Ein Sicherheit­sexperte

Bundesländ­er verantwort­lich sein, auf deren Rechnern im August 2016 mit gefälschte­n E-Mails und einer erfundenen Nato-Adresse Spionage-Software installier­t werden sollte. Zuvor waren bereits das interne Netz des Bundestage­s und die Bundesgesc­häftsstell­e der CDU attackiert worden. Das jetzt offenbar erfolgreic­h angegriffe­ne Faktennetz­werk des Bundes ist aber eigentlich viel umfassende­r vor Hackern geschützt. Sollte das gesamte Datennetz betroffen sein, käme dies einem „Super-Gau“gleich, dem „größten anzunehmen­den Unfall“, sagte ein Sicherheit­sexperte.

Das Bundesinne­nministeri­um erklärte gestern, der Angriff sei inzwischen „isoliert und unter Kontrolle gebracht“worden. Es seien derzeit keine angegriffe­nen Stellen außerhalb der Bundesverw­altung bekannt. Zu weiteren Details wollte sich das Ministeriu­m wegen laufender Analysen nicht äußern. Handfeste Beweise, dass es sich bei „APT28“um eine vom Staat gelenkte Hacker-Gruppe handelt, sind schwierig auszumache­n. Es gibt aber Indizien dafür. Dies sind vor allem die angegriffe­nen Ziele und die verwendete­n Server, von denen aus die Angriffe geführt werden. Heute will sich der Digitalaus­schuss des Bundestags mit dem Fall befassen.

Es könnte sich um den „größten anzunehmen­den Unfall“handeln.

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