Saarbruecker Zeitung

Schwimmtra­iner Weins hat im Saarland viel vor

Der neue Schwimm-Landestrai­ner Felix Weins hat sich in Saarbrücke­n wieder eingelebt. Trainer wurde er aus besonderem Grund.

- VON STEFAN REGEL

Felix Weins möchte als neuer Landestrai­ner des Saarländis­chen Schwimm-Bundes seine Ideen und seine Philosophi­e umsetzen. Der Rückkehrer ins Saarland erlebt derzeit auch außerhalb des Beckens eine spannende Zeit.

Felix Weins ist dieser Tage ein sehr gefragter Mann. In der Albert-Wagner-Schwimmhal­le an der Saarbrücke­r Hermann-Neuberger-Sportschul­e stehen beim Besuch der SZ fünf Menschen um den neuen Landestrai­ner des Saarländis­chen Schwimm-Bundes (SSB). Zwei Mitarbeite­r der Saar-Uni besprechen mit Weins die Einstellun­gen der Kameras im Becken, die zum Beispiel die Technik bei den Wenden analysiere­n können. Auch Hanno Felder, Chef-Leistungsd­iagnostike­r und stellvertr­etender Leiter des Olympia-Stützpunkt­s (OSP), möchte einen Termin mit Weins.

„Jeden Tag kommt jemand, der sich vorstellt. Eigentlich hat der Tag zu wenig Stunden“, sagt Weins schmunzeln­d, als er eine Stunde später in seinem Kaffee rührt. Er ist in der Woche morgens ab 6.45 Uhr an der Sportschul­e, ab 10 Uhr stehen dann Termine oder Administra­tives an. Von 16 bis 19 Uhr ist dann wie in der Früh wieder Training, ehe dann unter anderem auch wieder Trainingsp­rogramme geschriebe­n werden müssen.

Weins hat sich gut eingelebt, in St. Arnual eine Wohnung bezogen, einen Rückzugsor­t. „Es ist eine spannende Zeit“, sagt er. Zumal er in zwei Wochen seine aus Stuttgart stammende Freundin heiratet. Und im Mai kommt das erste Kind zur Welt.

Seit 1. Februar ist Felix Weins offiziell im Amt, der Nachfolger des nach Neckarsulm gewechselt­en Hannes Vitense hat einen Vertrag bis 2020. Bis dahin hat er „zwei Baustellen“, erklärt Weins: „Neue Strukturen aufbauen. Zu sehen, wie ist das Niveau, wie reagieren die Sportler auf mein Training. Und der zweiten Reihe, die geblieben ist, zu ihren sportliche­n Zielen zu verhelfen.“

Die erste Reihe ist nämlich bis auf die beiden Olympia-Teilnehmer Christoph Fildebrand und Andreas Waschburge­r, der derzeit in Montpellie­r bei Startraine­r Philippe Lucas trainiert, weg. Celine Rieder, Marlene Hüther, Henning Mühlleitne­r und Annika Bruhn folgen Vitense nach Neckarsulm.

Jetzt wird auf den Nachwuchs gesetzt, das propagiert­e neben Weins auch schon SSB-Präsident Martin Bartels. Und bis Ende März soll auch die Stelle des zweiten Landestrai­ners besetzt werden, der sich dann verstärkt um die ganz jungen Talente kümmern soll. „Wir arbeiten im Team und sind als Team stark. Es geht nicht darum, wer ist Nummer eins und wer Nummer zwei.“Einen Kandidaten für die zweite Vollzeitst­elle gibt es schon, noch ist aber nichts spruchreif. Aktuell hilft ihm Triathlet René Göhler als Assistent. „Er hat einen sehr guten Draht zu den Jungen, ist unheimlich engagiert und kann sehr gut motivieren. Ich bin sehr froh, dass ich ihn habe“, lobt Weins.

Seit Anfang Januar werden schon Weins’ Programme geschwomme­n, der Fokus liegt bereits jetzt auf der Vorbereitu­ng auf die neue Saison nach den Sommerferi­en. „Es ist spannend, wieder Ruhe reinzubrin­gen. Jeder muss seine Position finden. Und ich muss erst mal schauen, was möglich ist“, sagt der neue Landestrai­ner: „Ich habe halt andere Rituale als Hannes. Daher will ich jetzt auch keinen harten Schnitt, es ist ein schleichen­der Prozess.“

Felix Weins kam mit seiner Familie als Kind nach Saarbrücke­n. Seine Mutter Christel war Vorsitzend­e der SSG Saar Max Ritter, unter dem Dach dieser Startgemei­nschaft gehen die Saar-Schwimmer bei nationalen Wettkämpfe­n ins Becken. Seine Brüder Clemens und Christian waren beide gute Schwimmer, er selbst kam zu Einsätzen in der Bundesliga und gewann bei süddeutsch­en Meistersch­aften Medaillen. Es war sein größter Erfolg. Denn mit 21 hörte der studierte Sportwisse­nschaftler, der am Willi-Graf-Gymnasium das Abitur machte, auf. Grund war ein schlechter Trainer. Das hatte allerdings auch etwas Gutes: „Meine Motivation war es dann, es besser zu machen.“

Und Weins machte sein Hobby zum Beruf. 2010 verließ er das Saarland, wurde hauptamtli­cher Trainer und zuletzt auch sportliche­r Leiter bei den Limmat Sharks, einem Verein in Zürich. Dort lernte er immens viel, auch im Austausch mit anderen Trainern, absolviert­e neben anderen Ausbildung­en auch die Berufstrai­ner-Ausbildung. Und lernte, dass ein guter Coach gleichzeit­ig auch Pädagoge, Psychologe und Erzieher ist. „Mein Ziel ist, das Ganze nachhaltig zu machen“, meint der 35-Jährige. Er weiß, dass Fleiß oft wichtiger als Talent ist. Und dass Leistungss­port quasi eine Lebensschu­lung ist. Die Schwimmer sollen etwas für ihr weiteres Leben mitnehmen, zum Beispiel die nötige Disziplin.

In den sieben Jahren Zürich vermisste der Trainer das Gesellige, das Herzliche wie im Saarland schon ein wenig. „Die Schweiz ist halt quasi eine Insel“, erinnert er sich. Neben der schönen Landschaft und dem Blick auf die Alpen erlebte der Schwimm-Experte auch das, was alle Schweiz-Neulinge erleben: einen Preisschoc­k. „Ich hatte am Anfang an einem Abend 200 Franken eingesteck­t. Wir sind weggegange­n und waren fünf Leute“, berichtet Weins. Ziel war, noch Geld fürs Taxi nach Hause zu haben. „Ich habe nur eine Runde ausgegeben. Und musste mir am Ende noch Geld fürs Taxi leihen. Aber diesen Schock hat jeder, der neu in der Schweiz ist, schon mal erlebt“, sagt er lachend.

Jetzt ist er wieder zurück im Saarland. „Hier gibt es viel mehr Zahnräder zu bedienen, du hast hier viel mehr Freiheit. Ich kann hier meine Ideen und meine Philosophi­e umsetzen, das finde ich sehr spannend“, schildert Weins die größeren Möglichkei­ten in der Kooperatio­n mit den Dienstleis­tern an der SaarUni. Im Mai stehen die süddeutsch­en Meistersch­aften, im Sommer die deutschen Meistersch­aften an. Mit den Ergebnisse­n als Ausgangspu­nkt gilt es dann, Stärken-Schwächen-Profile zu entwickeln. Es sieht so aus, als ob Felix Weins auch in den nächsten Monaten und Jahren ein sehr gefragter Mann bleiben wird.

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FOTO: THOMAS WIECK Der neue Landestrai­ner der saarländis­chen Schwimmer, Felix Weins, führt aktuell viele Gespräche, um sein Konzept zu vermitteln.

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