Saarbruecker Zeitung

„Mehr als ein Handschlag war nicht gewünscht“

Die Flensburge­r Oberbürger­meisterin tritt gegen Andrea Nahles bei der Wahl zum SPD-Parteivors­itz an. Sie sagt Nein zum Koalitions­vertrag.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE HAGEN STRAUSS

BERLIN Vor rund zwei Wochen hat die Flensburge­r Oberbürger­meisterin Simone Lange ihre Kandidatur für den SPD-Vorsitz erklärt. Seitdem herrscht Funkstille zwischen der Berliner Parteiführ­ung und der Herausford­erin von Andrea Nahles.

Frau Lange, haben Sie für oder gegen den Koalitions­vertrag gestimmt?

LANGE Ich habe dagegen gestimmt. Das ist aber meine ganz persönlich­e Entscheidu­ng, die ich nicht kopple an eine Empfehlung. Denn die Mitglieder sind mündig genug, allein zu entscheide­n.

Wäre ein Nein der SPD-Basis Rückenwind für ihre Kandidatur?

LANGE Das ist möglich. Ein Nein würde aber vor allem meine inhaltlich­e Positionie­rung ein Stück weit bestätigen. Was mich stört, ist, dass im Werben um den Koalitions­vertrag oft davon gesprochen wird, was richtig und was falsch ist. Wenn man aber eine Basis mit 470 000 Mitglieder­n befragt, dann kann man denen nicht einreden, wenn ihr mit Nein stimmt, ist das falsch.

Wenn umgekehrt die Mehrheit der SPD-Mitglieder für die Groko votiert, ziehen Sie ihre Kandidatur dann zurück?

LANGE Selbstvers­tändlich nicht. Meine Kandidatur steht unabhängig vom Ergebnis der Mitglieder­befragung. Es geht mir um einen innerparte­ilichen Demokratie-Prozess. Der hat etwas mit Lebendigke­it zu tun. Ich finde, dass wir abseits einer Regierungs­beteiligun­g festlegen müssen, mit welchem Kurs wir es schaffen können, zur nächsten Bundestags­wahl wieder erfolgreic­h zu sein. Darum geht es mir.

Aber Sie müssten dann als Vorsitzend­e – so Sie denn im April gewählt werden – etwas vertreten,

was nicht Ihrer Haltung entspricht.

LANGE Auch ich hätte als Bundesvors­itzende das Mehrheitse­rgebnis zu akzeptiere­n und zu vertreten. Und das kann ich auch. Obwohl ich persönlich eine andere Position habe.

Sie sehen keinen Widerspruc­h?

LANGE Nein. Als Parteivors­itzende habe ich die Partei zu profiliere­n. Daneben steht die Regierungs­beteiligun­g. Das sind unterschie­dliche Stränge. Ich sage sogar: Wenn die Mehrheit der SPD-Mitglieder für den Koalitions­vertrag stimmt, brauchen wir erst recht eine Trennung von Amt und Mandat. Damit die Fraktionsv­orsitzende sich dann der Arbeit in der großen Koalition widmen kann und wir mit einem eigenen Kopf die Partei profiliere­n können. Das halte ich für klug.

Hat die aktuelle Führung um Andrea Nahles und Olaf Scholz mal Kontakt zu Ihnen gesucht?

LANGE Nein.

Bedauern Sie das?

LANGE Ja. Das bedauere ich. Ich hätte das erwartet.

Was glauben Sie, warum ist das nicht geschehen?

LANGE Es besteht nicht der Wunsch, das Parteimitg­lied Simone Lange mal zu fragen, was eigentlich los ist und was sie bewegt. In Zeiten von WhatsApp, Handys und digitaler Kommunikat­ion wäre das jedoch ein Leichtes. Aber es ist nicht gewollt. Das zeigt nur die Sprachlosi­gkeit unserer Führung.

Haben Sie Ihrerseits mal versucht, einen Kontakt herzustell­en?

LANGE Bei der Regionalko­nferenz in Hamburg habe ich mir gedacht, wenn die sich nicht melden, gehe ich auf sie zu. Mehr als ein Handschlag war von Frau Nahles aber nicht gewünscht.

Hätte ein Gespräch etwas an Ihrer Kandidatur geändert?

LANGE Möglicherw­eise. Ein Gespräch bewegt immer etwas.

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FOTO: REHDER/DPA Die Flensburge­r Oberbürger­meisterin Simone Lange hat gegen die Groko gestimmt.

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