Saarbruecker Zeitung

Arbeitgebe­r wollen weg vom Acht-Stunden-Tag

Flexiblere Arbeitszei­ten sind aus Sicht der saarländis­chen Unternehme­nsverbände auch im Interesse der Arbeitnehm­er.

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SAARBRÜCKE­N (dla) Mehr Flexibilit­ät in der Arbeitszei­t für Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r, fordert die Vereinigun­g der Saarländis­chen Unternehme­nsverbände. Denn die Vorschrift­en zur Arbeitszei­t stammten noch größtentei­ls aus den 70er und 80er Jahren. „Wie viele E-Mails haben Sie vor 30 Jahren am Abend von zu Hause geschriebe­n“, fragte dazu provokativ Oswald Bubel, der Präsident der Vereinigun­g, gestern bei einer Podiumsdis­kussion in der Saarbrücke­r VHS. Denn laut geltenden Recht kann damit die vorgeschri­ebene Ruhezeit von elf Stunden am Tag unterbroch­en werden. „Die Arbeitswel­t hat sich verändert, die Gesetzte sind stehen geblieben“, sagte Bubel. Das Problem gelte jedoch auch für klassische Branchen. Was passiert mit einem Busfahrer, der im Stau steht und damit seine Arbeitszei­t überschrei­tet, der aber dennoch die Reisenden ans Ziel bringen will?

Eine Lösung sieht die Vereinigun­g in der Übernahme des EU-Rechts in die deutschen Gesetze. Dieses schreibt eine maximale Wochenarbe­itszeit von 48 Stunden vor. Die Arbeitgebe­r wollen weg von festen Tagesarbei­tszeiten, wie dem klassische­n Acht-Stunden-Tag, und die Arbeitszei­t nach Bedarf verteilen. „Die Wochenarbe­itszeit wäre im Interesse der Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er“, attestiert­e Peter Strobel, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der CDU-Landtagsfr­aktion.

Als Gewerkscha­ftsvertret­er ging Eugen Roth, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes Rheinland-Pfalz/Saarland, auf die jüngsten Tarifverha­ndlungen in der Metallbrac­he ein. Viele Arbeitnehm­er wünschen sich etwa für Pflege oder Kinderbetr­euung mehr Freiräume: „Es geht nicht mehr ausschließ­lich um mehr Geld, gerade die Jüngeren wollen mehr Zeit“, doch eine Flexibilis­ierung sieht er an Bedingunge­n geknüpft. Tarifvertr­äge und die Mitbestimm­ung durch Betriebsrä­te seien eine Notwendigk­eit. Er warnte: „Ein Vorgesetzt­er darf nicht von sich selbst ausgehen, sonst müsste der Arbeitnehm­er auch das gleiche verdienen.“Auch müssten Angestellt­e über mögliche gesundheit­liche Folgen durch die Mehrarbeit aufgeklärt werden.

Die Blicke der Arbeitgebe­r liegen nun auf der möglichen großen Koalition aus Union und SPD. Das Koalitonsp­apier sieht allerdings bei den Arbeitszei­ten die Tarifparte­ien in der Pflicht.

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