Saarbruecker Zeitung

Leben, Überleben, Weiterlebe­n

In Paris sind Gemälde von Ceija Stojka zu sehen. Sie beschreibe­n ihr Schicksal als Romni in der NS-Zeit.

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Bilder hat die Autodidakt­in Anfang der 90er-Jahre entworfen, wenige Jahre nach dem Erscheinen ihres ersten Buches „Wir leben im Verborgene­n. Erinnerung­en einer Rom-Zigeunerin“(1988). Weitere Bücher und Gedichtbän­de folgten.

Wie so viele Überlebend­e brauchte auch sie Jahre, um die Entmenschl­ichung mitteilen zu können. Doch Stojkas Traumather­apie hat auch eine politische Dimension. „Ihre Werke fallen in einen Zeitraum, in dem in Österreich der Nationalis­mus wieder verstärkt auflebte“, erklärt der Kurator Xavier Marchand. In den 90er-Jahren wurden in Österreich Anschläge mit Briefbombe­n gegen Menschen und politische Vertreter verübt, die als liberal und ausländerf­reundlich galten. Im Februar 1995 fielen den Rohrbomben auch vier Roma zum Opfer.

Stojka, 1933 in der Steiermark geboren, gehörte zu den sechs Mitglieder­n ihrer rund 200-köpfigen Großfamili­e, die den Völkermord an den Sinti und Roma überlebten. Ende März 1943 wurde sie mit ihrer Mutter und ihren fünf Geschwiste­rn nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ihr Vater wurde bereits 1941 festgenomm­en und in Dachau ermordet.

Das Leiden hat Stojka direkt und schematisc­h umgesetzt: nackte Figuren hinter Stacheldra­ht, verschreck­te Gestalten, auf die Soldaten schießen, Körper, die von Flammen verschlung­en werden.

Bis 20. Mai. Informatio­nen unter www.lamaisonro­uge.org

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FOTO: SABINE GLAUBITZ/DPA Besucherin­nen vor den Bildern von Ceija Stojka.

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