Hier ist man machtlos
Bist du groß geworden. Neues T-Shirt? Steht dir gut.“Diese Anmerkungen zur aktuellen Lage im häuslichen Mikrokosmos wären mir fast herausgerutscht, als wir uns mal wieder vorm Kühlschrank trafen. Der Nachwuchs wohnt unterm Dach. Ich bin die meiste Zeit im Erdgeschoss. Da begegnet man sich nicht unbedingt täglich. Um so größer die Freude bei der Feststellung, dass ihm weiter nichts fehlt. Dann wechseln wir noch ein paar Worte über die Arbeit und den sonstigen Alltag. Und weg ist er. Früher haben die Familien bei Tisch gebetet und gemeinsam gegessen.
Und dann sind sie leider auch – meist auf Veranlassung des Hausherrn – am Sonntagmittag dem „Internationalen Frühschoppen“nicht entronnen. Sie wissen schon, das für Kinder und Jugendliche langweilige Polit-Gebraddel mit Werner Höfer. Eigentlich war da in der TV-Ansage die Rede von „sechs Journalisten aus fünf Ländern“. Doch meine Schwester sprach gern von „sechs Alkoholikern aus fünf Ländern“. Mensch, wurde da vor aller Augen getrunken und geraucht.
Heute stellt sich die Frage, was man falsch gemacht hat in der Erziehung. Nichts, wie ich von einigen anderen Leuten höre, gar nichts. Da klingelt auch der Pizza-Service am Abend, obwohl der Kühlschrank überquillt vor Lebensmitteln. Obwohl man glaubhaft versichert, viel gesünder und preiswerter zu kochen.
Hilft alles nichts, man ist machtlos. Wobei wir wieder bei der Anfangsfrage wären: Wie kann er so groß geworden sein bei all dem Schlangenfraß, den er sich da einverleibt?
Es gibt Geheimnisse, denen die Ernährungswissenschaftler noch auf die Schliche kommen müssen.