Der Macher muss die Verbände viel stärker einbinden
Topveranstaltungen kommen ins Land, aber die Fachverbände wissen davon nichts. Im Saarsport kommt das vor – immer wieder. Der saarländische Sportminister Klaus Bouillon ist nun gefragt, die Basis wieder hinter sich zu bringen.
Klaus Bouillon ist ein Macher. Über dieses Etikett dürfte Einigkeit im Saarland herrschen – ganz gleich, ob man dem saarländischen Innenminister gewogen ist oder nicht. Selbst die politische Konkurrenz erkennt an, dass der ehemalige Bürgermeister von St. Wendel bereit ist, die Ärmel hochzukrempeln und selbst Dinge anzupacken oder in die Wege zu leiten.
Der Sport fällt auch in den Zuständigkeitsbereich seines Ministeriums. Und dass der 70-Jährige sportbegeistert ist, dürfte jeder im Land wissen. Eine sonderlich gute Figur gibt er aber bisweilen nicht ab – diesen Eindruck kann man jedenfalls in den letzten Wochen gewinnen. Die Feier seines 70. Geburtstags in der Mensa der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken und die Begleichung der Rechnung hat jüngst für so manche Irritation gesorgt – und so manche Frage ist in diesem Zusammenhang noch offen und wird vielleicht auch heute Abend bei der nächsten Gesamtvorstandssitzung des kriselnden Landessportverbandes für das Saarland thematisiert. Der LSVS hatte nach einem Präsidiumsbeschluss zumindest Teile der Feier bezahlen wollen.
Offen ist auch die Frage, was Bouillon bewegt, bestimmte größere Sportveranstaltungen im Saarland großzügig zu fördern – und andere weniger. Am Montag hatte der Minister die Presse geladen, um ein Tischtennis-Turnier zu promoten. Das Saarland ist ein Tischtennis-Land – wer erinnert sich nicht an die neunziger Jahre, als der ATSV Saarbrücken eine führende Rolle in Europa spielte und die schwedischen Legende Jan-Ove Waldner in der ausverkauften Saarlandhalle die Fans von den Sitzen riss? Heute geht der geneigte Fan zum 1. FC Saarbrücken, bekommt dort Champions-League-Sport zu sehen.
Oder, wenn es nach Bouillon geht, nach Merzig. Dort findet nämlich am 17. März ein Showturnier statt. Ein Tisch, mitten im Zeltpalast. An diesem Tisch sollen die beiden deutschen Stars, Timo Boll (Nummer eins der Welt) und Dimitrij Ovchtarov (Nummer drei der Welt) stehen. Förderungswürdig, sagt sich Bouillon. Erstaunlich: Beim FCS wusste bis dahin niemand was von dem Turnier, beim Saarländischen Tischtennis-Bund auch nicht.
Es ist nicht das erste Mal, dass „Bulli“eine Veranstaltung unterstützt, von der die betreffenden Fachverbände im Land wenig bis überhaupt nichts wissen. Als er vorige Woche den Fortbestand und den neuen Namen der Saarland Trofeo (früher Trofeo Karlsberg), einem der bedeutendsten Radrennen für Nachwuchsfahrer weltweit, verkündete, war vom Saarländischen Radfahrer-Bund (SRB) niemand eingeladen. Inwiefern der SRB eingebunden war, eine Etappe der wiederbelebten Deutschland-Tour ins Saarland zu holen, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Morgen wird der Streckenverlauf in Frankfurt vorgestellt, Merzig wird am 25. August Zielort eines Teilstücks sein.
Und der Unmut beim Saarländischen Tennis-Bund war 2017 nicht gerade klein, als die Ehrenamtlichen aus den Medien erfuhren, dass in Saarlouis die deutschen Beachtennis-Meisterschaften stattfinden – und der Minister die Veranstaltung mit üppigen 100 000 Euro mitfinanziert.
Keine Frage: Der Sport braucht Macher. Macher wie Klaus Bouillon. Aber Macher brauchen auch Mit-Macher – die stellen nämlich in der Regel die Basis. Und die auch mitzunehmen, ist in den aktuellen Zeiten im Saarsport lebensnotwendig. Egal um welchen Landesverband oder welche Sportart es letztlich geht.