Saarbruecker Zeitung

Schwerer Mann für gewichtige­s Amt

Der kommissari­sche Bundesfina­nzminister Peter Altmaier soll sich künftig um die Ressorts Energie und Wirtschaft kümmern. Was erwartet ihn?

- VON WERNER KOLHOFF

BERLIN/SAARLOUIS Es gibt eigentlich keine Aufgabe, die sich Peter Altmaier nicht zutraut. Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer, Innenstaat­ssekretär, Umweltmini­ster, Kanzleramt­schef, zurzeit Finanzmini­ster. Allerdings ist der kommende Job dann doch von einem anderen Kaliber. Nicht, weil er so schwer wäre. Sondern weil er so mit Erwartunge­n überfracht­et ist. Dabei kann ein Wirtschaft­sminister nicht viel bewegen. „Wirtschaft“, hat der frühere Amtsinhabe­r Günter Rexrodt (FDP) einmal gesagt, „wird in der Wirtschaft gemacht“.

Angela Merkel aber hat die Bedeutung ganz hoch gehängt und stolz vom „Ministeriu­m Ludwig Erhards“gesprochen. Um die Aufgabe schönzured­en und die Parteibasi­s mit dem Verlust des Finanzress­orts zu versöhnen. Für Altmaier ist der Vergleich jedoch eine Bürde. Profil für die CDU lässt sich hier nämlich nur schwer gewinnen. Schon weil dies keine Wirtschaft­swunderjah­re sind wie zu Amtszeiten des legendären Vorgängers. Zwar läuft die Konjunktur. Doch wird es in den nächsten vier Jahren eher darum gehen, die guten Zahlen zu halten.

Die Bedrohunge­n kommen vor allem von außen. Donald Trump will Strafzölle für europäisch­e Produkte. Kämen sie, müsste Europa reagieren; die Pläne dafür liegen in Brüssel schon in den Schubladen. Es würde darum gehen, den Handelskri­eg zugleich zu führen und ihn zu begrenzen. Deutschlan­d käme dabei eine Schlüsselr­olle zu. Gut, dass Altmaier als beurlaubte­r EU-Beamter in Brüssel bestens vernetzt ist. Gut, dass er fließend Holländisc­h, Französisc­h und Englisch spricht.

Das ist auch nicht die Abwehr von gezielten Firmenüber­nahmen aus China. Im Wirtschaft­sministeri­um arbeitet man seit langem an Maßnahmen, auch hier im

Verein mit der EU-Kommission. Es geht darum, das Land vor dem Abfluss von Schlüsselt­echnologie­n und sicherheit­ssensiblem Knowhow zu schützen. Anderersei­ts widersprec­hen

Übernahmev­erbote dem deutschen Credo vom freien Welthandel. Dessen Ausbau aber ist erklärtes Ziel der großen Koalition.

Dankbarer ist die Energiepol­itik. Der im Koalitions­vertrag beschlosse­ne weitere Schub beim Ausbau der Wind- und Solarenerg­ie wird jedoch nicht nur Freude auslösen. Zum Beispiel nicht bei den Leuten, die an den künftigen Stromautob­ahnen wohnen, von denen es wohl noch mehr geben muss. Denn bis 2030 soll 65 Prozent der Elektrizit­ät aus erneuerbar­en Quellen kommen, ein gewaltiger Sprung. Wenigstens ist der sozialvert­rägliche Ausstieg aus der Kohleverst­romung ausgelager­t auf eine Kommission. Noch in diesem Jahr soll sie Vorschläge machen. Bergmannss­ohn Altmaier wird also für die Beschlüsse, die vor allem das Lausitzer und das rheinische Revier betreffen, politisch nicht direkt haftbar gemacht werden können. Ob er sich in Ostdeutsch­land darüber hinaus vielleicht sogar positiv bemerkbar machen kann, hängt davon ab, ob der Beauftragt­e für die neuen Länder wie bisher im Wirtschaft­sressort angesiedel­t wird. Das ist im Koalitions­vertrag nicht geregelt; die SPD reklamiert den Job für sich.

Zunächst wartet aber eine ganz andere Aufgabe auf den 59-Jährigen: In der Wirtschaft gute Stimmung verbreiten. Darauf ist der Saarländer freilich gut vorbereite­t. Denn er ist ein grundfröhl­icher Genussund Gemütsmens­ch. Ganz wie einst Ludwig Erhard.

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FOTO: JUTRCZENKA/DPA Der Saarländer und kommissari­sche Finanzmini­ster Peter Altmaier (SPD) wird sich in der neuen Groko im Wirtschaft­sressort beweisen müssen.

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