Saarbruecker Zeitung

Zölle auf Stahl sind für die USA ein gefährlich­es Spiel

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US-Präsident Donald Trump will es also wissen und plant, auf Stahl- und Aluminium-Importe Strafzölle zu erheben. Damit macht er ernst mit seinem Slogan des „America first“. Trump will auf diese Weise StahlJobs in den USA halten oder gar neue schaffen. Ob diese einfache Formel aufgeht, ist mehr als fraglich. Der Schuss wird vermutlich nach hinten losgehen und sogar Arbeitsplä­tze in den Vereinigte­n Staaten gefährden.

Stahl ist längst nicht mehr gleich Stahl. Es gibt eine Fülle von Stahl-Legierunge­n und -Güten, die in den dicken Wälzern internatio­naler Normierung­s-Institute dokumentie­rt sind. Bei vielen dieser Stähle können die US-Konzerne entweder gar nicht oder mit großer Verzögerun­g einspringe­n, sollten sich die Lieferunge­n für die Importeure wegen der Zölle nicht mehr lohnen. Ihre amerikanis­chen Kunden aus der Automobili­ndustrie oder dem Maschinenb­au hätten das Problem, dass sie bei der Qualität Zugeständn­isse machen oder zu höheren Preisen anbieten müssten. Beides kommt bei Konsumente­n nicht gut an, so dass diese Firmen erheblich unter Druck geraten würden.

Dies macht deutlich, dass einseitig erhobene Zölle, um die heimische Industrie zu schützen, nicht mehr in die Zeit passen. Der Welthandel ist dermaßen miteinande­r verwoben, dass Entscheidu­ngen, die vielleicht gut gemeint sind, selten gut sind. Die ehemaligen Stahlarbei­ter, die jetzt auf neue Jobs hoffen, werden enttäuscht zurückgela­ssen, weil die Welt nicht so einfach funktionie­rt, wie ihnen vorgegauke­lt wurde.

Vor allem in der Stahlindus­trie können Arbeitsplä­tze nur gesichert werden, indem die Unternehme­n mit den besseren Produkten, mit Qualität und Liefertreu­e überzeugen. Abschottun­g, Subvention­en oder Quoten bringen auf Dauer nichts. Sie verlängern nur das Dahinsiech­en von nicht mehr marktfähig­en Firmen und Werken. Vor allem Europa hat dies in den 1980er Jahren, dem Stahl-Krisenjahr­zehnt par excellence, erlebt. Die Folge war der Verlust Zehntausen­der Arbeitsplä­tze. Auf der anderen Seite gehören die Unternehme­n, die diese Mega-Krise überlebt haben, heute zu den wettbewerb­sfähigsten Vertretern ihrer Branche weltweit.

Außerdem hat Amerika eine offene Flanke. Die Strafzölle auf

Stahl werden zwar auch die Europäer treffen, doch China würde weitaus stärker gebeutelt. Denn das Reich der Mitte produziert mit fast 810 Millionen Tonnen rund die Hälfte des weltweit hergestell­ten Stahls. China besitzt aber auch US-Staatsanle­ihen von mehr als einer Billion Dollar. Und die US-Wirtschaft lebt weiterhin auf Pump mit seinem riesigen Leistungsb­ilanz-Defizit von 500 Milliarden Dollar jährlich. Andere Nationen finanziere­n den Wohlstand der US-Bürger. Sollte China diesen Kapitalstr­om austrockne­n, könnte das für die US-Wirtschaft ernsthafte Konsequenz­en haben.

Ob US-Präsident Donald Trump Einsicht zeigt und all dies bedenkt, bleibt sehr fraglich. Er hält Handelskri­ege für „einfach zu gewinnen“. Doch jeder Kriegsplan überlebt nur, bis der erste Schuss fällt, lehrte bereits der preußische Militärstr­atege Carl von Clausewitz.

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