Saarbruecker Zeitung

Warten auf die Goldjungen

In der Nacht von Sonntag auf Montag (unserer Zeit) geht die 90. Oscar-Verleihung in Los Angeles über die Bühne.

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LOS ANGELES (dpa) So viel ist sicher: Das 90. Oscar-Jubiläum steht im Zeichen von Vielfalt, der #MeToo-Bewegung und dem Ruf nach Gleichstel­lung. Frauen und Afroamerik­aner waren in der langen Oscar-Geschichte oft übergangen worden, doch diesmal wird es wohl nicht die Show der weißen Männer werden. Schon die Golden-Globe-Gala im Januar war eine Kampfansag­e an Sexismus, Missbrauch und Benachteil­igung. Der Schlachtru­f „Time‘s Up“(Die Zeit ist um) wurde zum Slogan, die Preise gingen an Filme mit starken Frauenroll­en und einer politische­n Botschaft. Statt Farbe und Glitter trugen die Promis Schwarz, solidarisc­h als Protest gegen Missbrauch.

Es dürfte nun spannend werden, wenn der bissige US-Komiker Jimmy Kimmel in der Oscar-Nacht zum zweiten Mal den Ton angibt und das liberale Amerika vor einem Millionenp­ublikum im Rampenlich­t steht. „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“, das Märchen des Mexikaners Guillermo del Toro, in dem gesellscha­ftliche Außenseite­r eine berührende Liebe vorleben, ist mit 13 Nominierun­gen zahlenmäßi­g der Spitzenrei­ter. Chancen auf den Regie-Oscar haben auch Christophe­r Nolan mit dem achtfach nominierte­n Kriegsdram­a „Dunkirk“und der Afroamerik­aner Jordan Peele mit dem sozialkrit­ischen Gruselstre­ifen „Get Out“. Greta Gerwig (34), die die Tragikomöd­ie „Lady Bird“über eine rebellisch­e Studentin inszeniert­e, geht als erst fünfte Frau für den Regiepreis ins Rennen. Bislang ist Kathryn Bigelow („Tödliches Kommando“, 2010) die einzige Oscar-prämierte Regisseuri­n.

Noch vor zwei Jahren stand mit dem Twitter-Hashtag #OscarsSoWh­ite die mangelnde Vielfalt der Nominierte­n am Pranger – 2015 und 2016 hatten es keine Schwarzen in die Schauspiel­kategorien geschafft. Nun ringen die Afroamerik­aner Denzel Washington („Roman J. Israel, Esq.“) und Daniel Kaluuya („Get Out“) um den Preis als bester Hauptdarst­eller, neben Gary Oldman („Churchill – Die dunkelste Stunde“), Daniel Day-Lewis („Der seidene Faden“) und Timothée Chalamet („Call Me By Your Name“). Octavia Spencer („Shape of Water“) und die Sängerin Mary J.Blige als schwarze Farmersfra­u in „Mudbound“sind Anwärterin­nen für den Nebenrolle­n-Oscar.

Einige deutsche Filmschaff­ende sind auch im Rennen: Regisseuri­n Katja Benrath mit „Watu Wote/ All Of Us“in der Kategorie „Live-Action-Kurzfilm“, Jakob Schuh und Jan Lachauer mit „Revolting Rhymes“in der Sparte „Animierter Kurzfilm“. Die Filmmusik für „Dunkirk“brachte Hans Zimmer seine elfte Nominierun­g ein. Für den Potsdamer Special-Effects-Künstler Gerd Nefzer ist es dagegen der erste Oscar-Auftritt. Der 52-Jährige ist mit seinem Team für den Science-Fiction-Film „Blade Runner 2049“in der Kategorie visuelle Effekte nominiert.

überträgt die Oscars in der Nacht von Sonntag auf Montag ab 0.40 Uhr.

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FOTO: AFP Noch sind sie schonend eingepackt, die Oscar-Goldjungen.

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