Saarbruecker Zeitung

Warum der Streit um DB Schenker so politisch ist

In einer Stadt geschieht nicht immer das, was man persönlich für richtig hält. Oft werden die eigenen Erwartunge­n enttäuscht. Grundsätzl­ich ist es Aufgabe der Kommunalpo­litik, die unterschie­dlichen Interessen unter einen Hut zu bringen – die Quadratur des

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Jörg Wingertsza­hn

Der Streit um die Ansiedlung von DB Schenker in Ensheim ist ein geradezu klassische­s Beispiel für die Interessen­konflikte, die es in einer Stadt tagtäglich zu entschärfe­n gilt. Es geht darum, wie Menschen in einem Gemeinwese­n leben wollen und wie sie ganz bestimmt nicht leben wollen. Es ist die vorrangige und originäre Aufgabe der Kommunalpo­litik: die berechtigt­en Anliegen aller Personen, Institutio­nen und Unternehme­n ernstzuneh­men und einen Kompromiss zu finden, mit dem möglichst viele leben können. Da wo Interessen, Meinungen, Bewertunge­n und Vorstellun­gen von Gemeinwese­n aufeinande­rtreffen, ist immer die Politik gefragt. Oft genug ist das die Quadratur des Kreises. Politisch ist der Streit um DB Schenker, auch dadurch, dass er im Saarbrücke­r Stadtrat verbindlic­h entschiede­n werden muss. DB Schenker kommt entweder nach Ensheim oder nicht. Dazwischen gibt es nichts. Eine Seite gewinnt, die andere verliert. Und die Verlierer müssen ertragen, das geschieht, was sie selbst für falsch halten und nicht das, was aus ihrer Sicht richtig wäre. Noch hat DB Schenker der Ansiedlung in Ensheim keine offizielle Absage erteilt, es scheint aber darauf hinauszula­ufen. Man muss sich fragen, ob die Pläne nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren angesichts der schwierige­n Verkehrsan­bindung des Gewerbegeb­iets am Flughafen und den absehbaren gesundheit­sgefährden­den Folgen für Mensch und Natur. Noch sind die Gutachten, die DB Schenker zur Machbarkei­t einer Ansiedlung in Ensheim in Auftrag gegeben hat, nicht öffentlich, aber sauberer dürfte die Luft nicht werden, wenn täglich bis zu 200 Lkw zusätzlich über die Heringsmüh­le fahren würden. Die Bürgerinit­iative aus Ensheim hat ihre Anliegen mit stichhalti­gen Argumenten verteidigt und dürfte damit wohl erfolgreic­h sein. Genauso legitim ist es aber, dass DB Schenker einen Standort sucht, auf dem das Unternehme­n expandiere­n kann. Das sichert Arbeitsplä­tze und schafft vielleicht neue. Arbeitslos­e, die auf einen Job gehofft hatten, dürften enttäuscht sein. Wie auch die Unternehme­nsführung, die zu Recht auf ein neues Angebot der Stadtverwa­ltung hofft. Die ist nun in der Pflicht. „Eine Stadt kann man lieben, sich jedes Mal freuen, wenn man wieder dort ist. Sie kann Heimat sein“, schrieb kürzlich das SPD-Urgestein Erhard Eppler. Im Idealfall finden sowohl Bürger als auch Firmen in ihr Heimat.

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