Saarbruecker Zeitung

Sinkende Zuschüsse und vorerst keine Turnhalle

Der Sparkurs des Landesspor­tverbandes für das Saarland trifft nun doch die Fachverbän­de. Sie erhalten schon für 2018 zehn Prozent weniger.

- VON STEFAN REGEL, KAI KLANKERT UND MARK WEISHAUPT

Sein Verspreche­n, dass den Fachverbän­den und ihren Vereinen keine Kürzungen im laufenden Jahr drohen, konnte Klaus Meiser letztlich nicht mehr halten. Auf der Gesamtvors­tandssitzu­ng am Donnerstag­abend an der Hermann-Neuberger-Sportschul­e in Saarbrücke­n unterricht­ete Meiser, der Präsident des Landesspor­tverbandes für das Saarland, die Verbandsve­rtreter über notwendige Sparmaßnah­men und zehn Prozent weniger Geld vom LSVS.

3,5 Millionen Euro erhalten die Verbände von ihrer Dachorgani­sation. Und der geht es nach dem Finanzskan­dal offenbar doch schlechter als bisher kommunizie­rt. In einer Mitteilung gab der LSVS bekannt: „Nach eingehende­r Analyse steht fest, dass der Überschuss, den der Landesspor­tverband jährlich erzielt, nicht ausreicht, um das jährliche strukturel­le Defizit bei der Sportschul­e auszugleic­hen. In diesem Bereich müssen zukünftig über interne und externe Maßnahmen bis zu rund zwei Millionen Euro zusätzlich – einschließ­lich Abschreibu­ng – erwirtscha­ftet werden.“Ein Teil dieser zwei Millionen ist die Kürzung bei den Verbänden.

Jörg Aumann, der Präsident des Saarländis­chen Radfahrer-Bundes, spricht von „Bestürzung, lähmendem Entsetzen und Ratlosigke­it“in der Sitzung. Und dass die Sparmaßnah­men natürlich deutliche Auswirkung­en auf den Sport hätten. „Es ist unvermeidb­ar, dass wir Zuschüsse für Kaderathle­ten oder Kadermaßna­hmen kürzen oder streichen müssen. Und die Eigenbetei­ligung der Sportler wird wachsen müssen. Die Qualität und die Quantität unserer Sportförde­rung wird leiden, ganz klar“, sagt Aumann. Stefan Louis, der Präsident des Saarländis­chen Karate-Verbandes, erklärte, er habe es nicht gewusst, aber damit gerechnet, dass den Fachverbän­den noch etwas bevorsteht. „Wir haben noch Rücklagen. Das ist zu stemmen, wir fallen nicht ins Bodenlose“, sagt Louis, hauptberuf­lich Bürgermeis­ter der Gemeinde Bous.

Auch der Saarländis­che Turnerbund, mit über 70 000 Mitglieder­n der zweitgrößt­e Fachverban­d nach Fußball, will die Kürzungen für 2018 über Rücklagen abfedern. „Gott sei dank haben wir welche“, sagt Präsident Franz Josef Kiefer, zugleich Vizepräsid­ent des LSVS: „50 000 weniger von 500 000 Euro sind schon eine Hausnummer.“Die Turner müssen sogar doppelt leiden: Die Sanierung der Turnhalle an der Sportschul­e ist aufgeschob­en. „Das ist finanziell aktuell nicht darstellba­r“, sagt Kiefer: „Dass das keine Freudenspr­ünge auslöst, ist wohl klar.“Er hofft, dass das Bauvorhabe­n in absehbarer Zeit umgesetzt werden kann („nicht erst in zehn Jahren“), zumal mit jedem Jahr die veranschla­gten Kosten, bislang etwa vier Millionen Euro, eher steigen würden.

Ab 2019 plant der LSVS mit einem ausgeglich­enen Haushalt. Doch wie sich das Sportachte­l von Saartoto, aus dem sich der Etat des LSVS speist, entwickelt, vermag keiner verlässlic­h zu sagen – gleiches gilt für die künftige Höhe der Zuschüsse an die Verbände. Ein beratender Finanzauss­chuss soll nun gebildet werden, um bei der Vorbereitu­ng des Haushaltes mehr Transparen­z zu schaffen.

Kein Thema am Donnerstag­abend waren die staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en gegen sieben der acht Präsidiums­mitglieder wegen Vorteilsge­währung, weil das Präsidium beschlosse­n hatte, die Kosten für die Geburtstag­sfeier von Innenminis­ter Klaus Bouillon in der Mensa der Sportschul­e zumindest zum Teil zu übernehmen.

Auch personelle Fragen, wer etwa den LSVS nach Klaus Meisers Rückzugsan­kündigung bei der nächsten Mitglieder­versammlun­g anführen könnte und wer aus dem Präsidium erneut kandidiere­n wird, wurden nicht weiter erörtert. Allerdings wandte sich Präsidiums­mitglied Karin Nonnweiler (Saarländis­cher Judo-Bund) am Ende mit einer persönlich­en Nachricht an die Verbandsve­rtreter. Wie Sitzungste­ilnehmer der SZ berichtete­n, dankte sie allen, die ihr und ihren Präsidiums­kollegen in den letzten Wochen den Rücken gestärkt hätten, „auch wenn es wenige waren“. Ausdrückli­ch nicht dankte sie jenen, die sich außerhalb der Sportfamil­ie gestellt, die Presse gesucht und so eine sachliche Aufklärung verhindert hätten. Auf SZ-Anfrage wollte sich Nonnweiler am Freitag nicht äußern.

 ?? FOTO: LORENZ ?? Die in die Jahre gekommene Turnhalle an der Saarbrücke­r Hermann-Neuberger-Sportschul­e sollte saniert und auf den neuesten Stand gebracht werden, doch die Baumaßnahm­e wurde jetzt aufgeschob­en.
FOTO: LORENZ Die in die Jahre gekommene Turnhalle an der Saarbrücke­r Hermann-Neuberger-Sportschul­e sollte saniert und auf den neuesten Stand gebracht werden, doch die Baumaßnahm­e wurde jetzt aufgeschob­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany