Sinkende Zuschüsse und vorerst keine Turnhalle
Der Sparkurs des Landessportverbandes für das Saarland trifft nun doch die Fachverbände. Sie erhalten schon für 2018 zehn Prozent weniger.
Sein Versprechen, dass den Fachverbänden und ihren Vereinen keine Kürzungen im laufenden Jahr drohen, konnte Klaus Meiser letztlich nicht mehr halten. Auf der Gesamtvorstandssitzung am Donnerstagabend an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken unterrichtete Meiser, der Präsident des Landessportverbandes für das Saarland, die Verbandsvertreter über notwendige Sparmaßnahmen und zehn Prozent weniger Geld vom LSVS.
3,5 Millionen Euro erhalten die Verbände von ihrer Dachorganisation. Und der geht es nach dem Finanzskandal offenbar doch schlechter als bisher kommuniziert. In einer Mitteilung gab der LSVS bekannt: „Nach eingehender Analyse steht fest, dass der Überschuss, den der Landessportverband jährlich erzielt, nicht ausreicht, um das jährliche strukturelle Defizit bei der Sportschule auszugleichen. In diesem Bereich müssen zukünftig über interne und externe Maßnahmen bis zu rund zwei Millionen Euro zusätzlich – einschließlich Abschreibung – erwirtschaftet werden.“Ein Teil dieser zwei Millionen ist die Kürzung bei den Verbänden.
Jörg Aumann, der Präsident des Saarländischen Radfahrer-Bundes, spricht von „Bestürzung, lähmendem Entsetzen und Ratlosigkeit“in der Sitzung. Und dass die Sparmaßnahmen natürlich deutliche Auswirkungen auf den Sport hätten. „Es ist unvermeidbar, dass wir Zuschüsse für Kaderathleten oder Kadermaßnahmen kürzen oder streichen müssen. Und die Eigenbeteiligung der Sportler wird wachsen müssen. Die Qualität und die Quantität unserer Sportförderung wird leiden, ganz klar“, sagt Aumann. Stefan Louis, der Präsident des Saarländischen Karate-Verbandes, erklärte, er habe es nicht gewusst, aber damit gerechnet, dass den Fachverbänden noch etwas bevorsteht. „Wir haben noch Rücklagen. Das ist zu stemmen, wir fallen nicht ins Bodenlose“, sagt Louis, hauptberuflich Bürgermeister der Gemeinde Bous.
Auch der Saarländische Turnerbund, mit über 70 000 Mitgliedern der zweitgrößte Fachverband nach Fußball, will die Kürzungen für 2018 über Rücklagen abfedern. „Gott sei dank haben wir welche“, sagt Präsident Franz Josef Kiefer, zugleich Vizepräsident des LSVS: „50 000 weniger von 500 000 Euro sind schon eine Hausnummer.“Die Turner müssen sogar doppelt leiden: Die Sanierung der Turnhalle an der Sportschule ist aufgeschoben. „Das ist finanziell aktuell nicht darstellbar“, sagt Kiefer: „Dass das keine Freudensprünge auslöst, ist wohl klar.“Er hofft, dass das Bauvorhaben in absehbarer Zeit umgesetzt werden kann („nicht erst in zehn Jahren“), zumal mit jedem Jahr die veranschlagten Kosten, bislang etwa vier Millionen Euro, eher steigen würden.
Ab 2019 plant der LSVS mit einem ausgeglichenen Haushalt. Doch wie sich das Sportachtel von Saartoto, aus dem sich der Etat des LSVS speist, entwickelt, vermag keiner verlässlich zu sagen – gleiches gilt für die künftige Höhe der Zuschüsse an die Verbände. Ein beratender Finanzausschuss soll nun gebildet werden, um bei der Vorbereitung des Haushaltes mehr Transparenz zu schaffen.
Kein Thema am Donnerstagabend waren die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen sieben der acht Präsidiumsmitglieder wegen Vorteilsgewährung, weil das Präsidium beschlossen hatte, die Kosten für die Geburtstagsfeier von Innenminister Klaus Bouillon in der Mensa der Sportschule zumindest zum Teil zu übernehmen.
Auch personelle Fragen, wer etwa den LSVS nach Klaus Meisers Rückzugsankündigung bei der nächsten Mitgliederversammlung anführen könnte und wer aus dem Präsidium erneut kandidieren wird, wurden nicht weiter erörtert. Allerdings wandte sich Präsidiumsmitglied Karin Nonnweiler (Saarländischer Judo-Bund) am Ende mit einer persönlichen Nachricht an die Verbandsvertreter. Wie Sitzungsteilnehmer der SZ berichteten, dankte sie allen, die ihr und ihren Präsidiumskollegen in den letzten Wochen den Rücken gestärkt hätten, „auch wenn es wenige waren“. Ausdrücklich nicht dankte sie jenen, die sich außerhalb der Sportfamilie gestellt, die Presse gesucht und so eine sachliche Aufklärung verhindert hätten. Auf SZ-Anfrage wollte sich Nonnweiler am Freitag nicht äußern.