Ihre Anfänge sind schon über 1000 Jahre alt
Die Margaretenkirche in Niederkirchen ist erstmals 977 urkundlich erwähnt. Das Gotteshaus geizt nicht mit Kunstschätzen.
ST. WENDEL Die Margaretenkirche in St. Wendel-Niederkirchen wurde zum ersten Mal in einer Urkunde vom 12. April 977 erwähnt. Man geht jedoch davon aus, dass ihre Ursprünge noch älter sind. Die kleine Taufkapelle gilt als ältester Teil der Kirche und dürfte der Überrest einer etwa 800 nach Christus erbauten Friedhofskapelle sein. Etwa um das Jahr 900 herum wurde die Kapelle zu einer romanischen Kirche erweitert. Das war jedoch noch lange nicht die Margaretenkirche, wie sie heute zu sehen ist. Im zwölften bis 13. Jahrhundert kam eine Erweiterung im frühgotischen Stil hinzu, 1517 erfolgte der große Umbau im spätgotischen Stil. Somit feierte die Kirche voriges Jahr das 500. Jubiläum der Existenz in ihrer jetzigen Form. Schon 1538, also zu Lebzeiten Martin Luthers, ging die Kirche an die Reformation und ist seither protestantisch.
Von außen lässt die kleine Kirche eher nicht erahnen, was alles in ihr steckt. Da fallen höchstens die dicken Stützpfeiler auf, die 1710 an der Südseite angebracht wurden. Innen jedoch geizt sie nicht mit Kunstschätzen. Die jüngsten davon kamen erst im vergangenen Jahr in die Kirche. Die maroden Glasfenster hinter dem Altar wurden durch vom Künstler Heinz Oliberius gestaltete Opalglasfenster ersetzt.
Der 1937 in Tschechien geborene Oliberius, einst auch Vorsitzender des saarländischen Künstlerbundes, ist 2001 schon verstorben, seine 1967 entworfenen Fenster waren lange Jahre Teil der Trauerhalle des Nachbarorts Marth. Diese wurde vor einigen Jahren wegen Baufälligkeit geschlossen und sollte abgerissen werden. „Das wertvolle Glas wäre womöglich in irgendeinem Schuppen vergessen worden“, meint Pfarrer Stefan Werner. Seiner Initiative und der des Heimat- und Kulturvereins Ostertal ist es zu verdanken, dass die wunderbaren Kunstwerke einen neuen Ort gefunden haben. Hans Kirsch, erster Vorsitzender des Heimatvereins, erzählt: „Als die Trauerhalle geschlossen wurde, sind wir an die Öffentlichkeit gegangen und haben klar gemacht, was wir da für tolle Kunstwerke haben. Dann hat sich die Kirchengemeinde gemeldet und berichtet, dass die Fenster in der Margaretenkirche nicht mehr so toll seien.“Anschließend wurden fleißig Spenden gesammelt, bis rund 6500 Euro zusammen waren. Damit konnte der Zweibrücker Glasgestalter Eduard Angeli beauftragt werden, der die OliberiusFenster an ihr neues Zuhause anpasste. Jetzt strahlen sie in aller Farbenpracht in der alten Kirche – für Pfarrer Werner übrigens kein stilistischer Widerspruch: „Die Kirche nähert sich so wieder ein Stück ihrer spätgotischen Ausrichtung, in der sie sicher auch mit bunten Glasfenstern versehen war.“
Doch die neuen Fenster sind nicht das einzige Detail, das einen Besuch lohnen würde: Es sind auch die interessanten Steinmetzarbeiten, die den Betrachter staunen lassen. Architektonisch wichtige Punkte wie die Gewölbekonsolen oder die Schlusssteine sind mit Figuren oder Gesichtern aus Stein versehen. Nur wenige davon lassen sich leicht interpretieren wie das Lamm Christi oder das bärtige Haupt des geköpften Johannes.
Ein eher dumpf dreinblickendes und ein die Zunge rausstreckendes Gesicht dagegen wirken wie Karikaturen – doch wer da dargestellt werden sollte und wozu, weiß niemand mehr. In den 60er-Jahren wurden die Steine restauriert und liebevoll neu bemalt, 2013 wurden die Farben wieder aufgefrischt.
Ein weiteres Rätsel: Da lugen ein wenig gruselig drei Finger unter einer Gewölbekonsole hervor, als sei da jemand eingemauert worden. Der Betrachter darf hier Fantasie entwickeln und versuchen, sich in die Zeit vor 500 Jahren hineinzuversetzen. Einen Rekord kann die Margaretenkirche auch noch für sich in Anspruch nehmen: Die beiden Glocken aus Bronze stammen aus dem Jahr 1414, somit stellen sie das älteste komplett erhaltene Dualgeläut im Saarland dar. ............................................. Auf der Seite Momente stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor.