Saarbruecker Zeitung

Xi darf bald für immer Präsident bleiben

Vertreter des Europaparl­aments ermitteln vor Ort am Fall des Journalist­en Kuciak.

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Selbst Donald Trump beneidet ihn um seine Macht: Eine Verfassung­sreform könnte es dem chinesisch­en Präsidente­n Xi Jinping bald ermögliche­n, bis an sein Lebensende im Amt zu bleiben.

BRÜSSEL/BRATISLAVA (dpa) Eine EU-Delegation soll einem Bericht zufolge Ermittlung­en zum Doppelmord an einem slowakisch­en Investigat­iv-Journalist­en und seiner Verlobten aufnehmen. Acht Vertreter des Europaparl­aments reisten von Mittwoch bis Freitag in die Slowakei und sammelten Informatio­nen über die Tat, schrieb die „Welt am Sonntag“unter Berufung auf EU-Kreise.

Auch Gespräche der Parlamenta­rier mit dem slowakisch­en Premier Robert Fico, mehreren Ministern und regierungs­kritischen Journalist­en seien geplant. Laut Bericht gehört der deutsche Grünen-Politiker Sven Giegold zur Delegation. Das EU-Parlament dürfe „dem Verfall von Rechtsstaa­tlichkeit und Pressefrei­heit nicht tatenlos“zusehen, zitierte ihn das Blatt.

Nach dem Mord an Jan Kuciak stehen slowakisch­e Politiker unter Druck: Er hatte über den Filz zwischen Politik und Geschäftem­acherei recherchie­rt. Dabei war er möglicherw­eise in den sogenannte­n Panama-Papers auf Verbindung­en zwischen italienisc­hen Mafia-Clans sowie slowakisch­en Politikern und Regierungs­mitarbeite­rn gestoßen. Ende Februar wurden der 27-Jährige und seine Verlobte Martina Kusnirova tot in ihrem Haus aufgefunde­n. Das Paar wurde durch Schüsse in Kopf und Brust getötet.

Am Wochenende ließ die Polizei sieben zwischenze­itlich festgenomm­ene Verdächtig­e wieder frei. Laut Medienberi­chten handelte es sich um Italiener, die in den Recherchen des Ermordeten vorgekomme­n waren. Einer von ihnen soll in der letzten Reportage Kuciaks als wichtigste­r Drahtziehe­r eines mutmaßlich­en italienisc­hen Mafia-Netzwerks in der Slowakei auftauchen.

Peter Bardy, Chefredakt­eur von Kuciaks früherem Arbeitgebe­r „aktuality.sk“, appelliert­e an die EU, demokratis­che Institutio­nen in der Slowakei zu schützen. „Wenn es das Ziel dieses furchtbare­n Verbrechen­s war, uns einzuschüc­htern, dann ist das auf gewisse Weise gelungen“, befand er. „Denn falls sich bestätigen sollte, dass Jan für seine Arbeit ermordet wurde, wäre das auch eine Botschaft an uns: Dass es sehr gefährlich sein kann, in der Slowakei als Journalist zu arbeiten. Und nicht nur in der Slowakei.“

Bei der Beerdigung Kuciaks und seiner Verlobten am Samstag mahnte der Vorsitzend­e der slowakisch­en Bischofsko­nferenz, Erzbischof Stanislav Zvolensky, den Schutz der Pressefrei­heit an. Wer einen Journalist­en angreife, attackiere auch die Freiheit der Slowakei, zitierte ihn die Zeitung „Pravda“. Hunderte Menschen nahmen demnach an der Trauerfeie­r in der Gemeinde Stiavnik teil.

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FOTO: KOTIAN/TASR/DPA Kerzen für den ermordeten slowakisch­en Journalist­en Jan Kuciak und seine Verlobte.

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