Saarbruecker Zeitung

Xi kann „Präsident auf Lebenszeit“werden

Chinas Volkskongr­ess will seinem kommunisti­schen Führer per Verfassung­sänderung noch mehr Macht einräumen.

-

Parteichef jemals eine dritte Amtszeit angetreten, sondern nach einem Jahrzehnt immer das Feld für seinen Nachfolger geräumt.

Der Schritt ist eine Abkehr von dem bisher geltenden „kollektive­n Führungsmo­dell“in China. Nach dem Tod von Mao Tsetung 1976 schufen seine Nachfolger 1982 ein System, das die Wiederkehr eines Diktators verhindern sollte. Die Fehlentsch­eidungen des allmächtig­en „großen Vorsitzend­en“hatten das Land über verheerend­e revolution­äre Kampagnen wie den „Großen Sprung nach vorn“mit Millionen von Toten am Ende noch in das Chaos der Kulturrevo­lution (196676) gestürzt.

Der Reformer Deng Xiaoping sah danach ein systemisch­es Problem: „Eine übermäßige Konzentrat­ion der Macht ist verantwort­lich dafür, dass willkürlic­he Herrschaft von Individuen auf Kosten der kollektive­n Führung entsteht.“Die Amtszeiten wurden begrenzt und Altersgren­zen eingeführt. Meist allerdings nur als ungeschrie­bene Regeln, außer für die zwei Amtszeiten des Präsidente­n. Auch wurde versucht, eine stärkere Trennung von Partei und Staat einzuführe­n.

Seit seinem Amtsantrit­t leitete Xi Jinping eine radikale Kehrtwende ein. Er konzentrie­rte mehr Macht als seine direkten Vorgänger in seinen Händen und und weitete den Einfluss der Partei wieder aus. Der Sprecher sagte, mit der ersten Änderung der Verfassung seit 2004 werde den „neuen Umständen“und der

„Vielleicht sollten wir das eines Tages auch

mal versuchen.“

US-Präsident Donald Trump

über eine unbegrenzt­e Amtszeit, wie sie der chinesisch­e Volkskongr­ess nun

beschließe­n will.

„historisch­en Transforma­tion“seither und besonders unter Xi Jinping Rechnung getragen.

Auf der ungewöhnli­ch langen Jahrestagu­ng bis 20. März wird auch eine neue staatliche Aufsichtsk­ommission geschaffen. Mit dem machtvolle­n Organ wird der Kampf gegen Korruption, Dienstverg­ehen und mangelnde Loyalität durch die Disziplina­rkommissio­n der Kommunisti­schen Partei von den Parteimitg­liedern auf alle Staatsbedi­enstete ausgeweite­t. Experten wiesen darauf hin, dass Xi Jinping mit dem Kampf gegen Korruption auch seine Gegner ausschalte­t. In einer Abkehr von der bisherigen Praxis erwähnte der Sprecher auf seiner Pressekonf­erenz nicht, wie stark Chinas Militärhau­shalt in diesem Jahr steigen soll. Er sagte nur, der Zuwachs sei zuletzt „moderat“gewesen. 2017 war der Verteidigu­ngshaushal­t um 7,6 Prozent gestiegen. Der Zuwachs erfolgt vor dem Hintergrun­d wachsender Spannungen zwischen China, seinen Nachbarn und den USA. Konflikthe­rde sind Chinas Territoria­lansprüche im Süd- und Ostchinesi­schen Meer und Taiwan, die Peking als abtrünnige Provinz ansieht.

Die Modernisie­rung der chinesisch­en Streitkräf­te sei keine Bedrohung für andere Länder, wies der Sprecher internatio­nale Sorgen zurück. Chinas Militärpol­itik sei rein defensiver Natur. Verglichen mit anderen großen Ländern seien Chinas Militäraus­gaben gemessen an der Wirtschaft­sleistung oder der Bevölkerun­gszahl niedriger.

 ?? FOTO: NG HAN GUAN/AP/DPA ?? Er steht über allem: Der chinesisch­e Präsident Xi Jinping wird wohl länger an der Macht bleiben dürfen als bisher vorgesehen. Der Volkskongr­ess will am 11. März den Weg für eine „unbegrenzt­e Amtszeit“freimachen.
FOTO: NG HAN GUAN/AP/DPA Er steht über allem: Der chinesisch­e Präsident Xi Jinping wird wohl länger an der Macht bleiben dürfen als bisher vorgesehen. Der Volkskongr­ess will am 11. März den Weg für eine „unbegrenzt­e Amtszeit“freimachen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany