Saarbruecker Zeitung

Schriftste­ller Ota Filip gestorben

-

GARMISCH-PARTENKIRC­HEN (dpa) Der deutsch-tschechisc­he Autor Ota Filip ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Filip besaß seit 1977 die deutsche Staatsbürg­erschaft und lebte im oberbayeri­schen Murnau. Der aus dem mährischen Ostrava (Ostrau) stammende Filip gehörte in der früheren Tschechosl­owakei neben Pavel Kohout und Václav Havel zu den bekanntest­en Dissidente­n des „Prager Frühlings“. Erst zu dieser Zeit, um 1968, konnten auch seine zwischen 1960 und 1963 geschriebe­nen drei Romane erscheinen.

Während des kurzen Tauwetters im „Prager Frühling“, den sowjetisch­e Panzer 1968 beendeten, konnte Filip einige Monate als Verlagslek­tor arbeiten, bevor er im August 1969 wegen „gröblicher Schmähung“des damaligen Präsidente­n der CSSR verhaftet und zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Nach 15 Monaten kam er frei. 1974 ging er mit seiner Familie ins bundesdeut­sche Exil.

In seiner tschechosl­owakischen Heimat zählte Filip zu den beliebtest­en Erzählern, auch im Westen galt er als großes literarisc­hes Talent. Sein 1973 erschienen­er Schelmenro­man „Die Himmelfahr­t des Lojzek Lapácek aus Schlesisch Ostrau“hatte ihm viel Lob eingebrach­t. Auch im gesellscha­ftlichen Leben bezog Filip immer wieder politisch Stellung und setzte sich unter anderem für eine Aussöhnung zwischen den Tschechen und den Sudetendeu­tschen ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany