Saarbruecker Zeitung

Zwischen Hass und Zuneigung

„Krieg und Frieden“porträtier­t das Verhältnis zwischen Deutschlan­d und der Sowjetunio­n.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Der Friedensve­rtrag von Brest-Litowsk war ein diktierter Frieden. Mit ihm jedoch erkannte das deutsche Kaiserreic­h, dessen Tage schon gezählt waren, Sowjetruss­land an, einen jungen Staat, den es erst seit wenigen Monaten gab. Und so nahmen die deutsch-sowjetisch­en Beziehunge­n ihren Lauf.

Nach dem Ersten Weltkrieg waren Deutschlan­d und die Russische Sowjetrepu­blik internatio­nal isoliert. Lenins Außenpolit­iker setzten alles daran, einen Pakt mit Deutschlan­d zu schließen, und sie erreichten ihr Ziel in Rapallo, wo der zögerliche deutsche Außenminis­ter Rathenau einen Vertrag unterzeich­nete, den er eigentlich nicht wollte. Er bezahlte dafür mit dem Leben. Es ist etwas anderes als Verträge und politische­s Kalkül, das die Verhandlun­gen in Rapallo erst ermöglicht­en: die immer wieder feststellb­are Nähe und Sympathie zwischen Deutschen und Russen, die sogar die Gräuel des Zweiten Weltkriegs überdauert­en.

Maja Turowskaja, mehrfach ausgezeich­nete Historiker­in und Autorin des sowjetisch­en Filmklassi­kers „Der gewöhnlich­e Faschismus“(1965), die seit 1992 in München lebt, nennt die beiden großen Kriege „Bruderkrie­ge“. Und der deutsche Botschafte­r von der Schulenbur­g, dessen größter diplomatis­cher Erfolg zu seiner eigenen Betrübnis der Hitler-Stalin-Pakt war, mit dem die beiden Diktatoren Europa unter sich aufteilten, sprach verwundert darüber, dass die Liebe zu Deutschlan­d in den Russen „nicht totzukrieg­en“sei.

Der Film von Artem Demenok und Andreas Christoph Schmidt erzählt aus der wechselvol­len Geschichte beider Länder und deren Bürger. Einer der beiden Staaten hat vor mehr als einem Vierteljah­rhundert aufgehört zu existieren. Trotzdem ist es eine Geschichte mit Nachwirkun­g bis in die Gegenwart, denn ihre Bilder wirken fort. Ihre Mythen, Feindbilde­r und Projektion­en prägen immer noch die gegenseiti­ge Wahrnehmun­g. Es ist eine Geschichte der Ideologien. Ihr Kampf gegeneinan­der ging bis aufs Blut, die Auslöschun­g des anderen – hier rassistisc­h, dort politisch-ideologisc­h begründet – war existenzie­ll gemeint.

Es ging um Vernichtun­g, und dann wiederum, zu anderen Zeiten, um Koexistenz. Fast 75 Jahre lang hat das Verhältnis der Staaten die Geschichte beider Länder geprägt.

Krieg und Frieden, 23.15 Uhr, ARD

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FOTO: RBB/SCHMIDT & PAETZEL FERNSEHFIL­ME GMBH Ein Marx-Denkmal in Moskau erinnert an die gemeinsame, wechselvol­le Vergangenh­eit zwischen Deutschlan­d und der Sowjetunio­n, die im Beitrag thematisie­rt wird.

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