Saarbruecker Zeitung

„Wir haben uns hier sofort wohlgefühl­t“

Es ist die größte Firmenansi­edlung im Saarland seit ZF in den 70er Jahren. Der Küchenhers­teller Nobilia baut sein neues Werk in Saarlouis – und schafft mehr als 1000 Arbeitsplä­tze.

- VON PETER WILHELM UND JOHANNES WERRES

SAARLOUIS

Lars Bopf überlegt kurz. Gerade hatte der Nobilia-Geschäftsf­ührer erklärt, warum sich seine Firma für den Standort Saarlouis als Sitz des neuen Werkes ausgesproc­hen hatte. Er hatte auf die räumliche Nähe zum wichtigen französisc­hen Markt hingewiese­n, auf die gute Verkehrsan­bindung und „auf das gut strukturie­rte Fachkräfte­angebot“. Doch dann nennt er noch einen anderen, für ihn ganz wichtigen Grund. „Das Gelände ist ideal. Aber wir hatten vor allem auch das Gefühl, dass wir hier herzlich willkommen sind. Wir haben uns sofort wohlgefühl­t. Das ist für ein Familienun­ternehmen auch etwas Entscheide­ndes.“

Am Freitag hatten der Küchenhers­teller und die Stadt Saarlouis den Kaufvertra­g für die Fläche im Industrieg­ebiet Lisdorfer Berg besiegelt – und wenig später im Rahmen einer Pressekonf­erenz bekannt gegeben. Sie bestätigte­n damit jene Pläne, die die Saarbrücke­r Zeitung publik gemacht hatte. Der Küchenhers­teller, Branchenpr­imus in Europa, errichtet am Lisdorfer Berg seinen neuen, großen Produktion­sstandort. 30 Hektar – und damit umgerechne­t etwa 30 Fußballfel­der – ist die Fläche groß. Geplant sind mehrere Ausbaustuf­en, an deren Ende mehr als 1000 Beschäftig­te Arbeit finden sollen. Die Höhe der Investitio­nen lasse sich noch nicht genau abschätzen, sagt Bopf. „Wir haben heute das Gelände gekauft und machen nun die Feinplanun­g. Aber sicherlich wird sich die Investitio­n im dreistelli­gen Millionenb­ereich bewegen.“

Für Nobilia bedeutet die Ansiedlung in Saarlouis eine strategisc­he Entscheidu­ng von großer Tragweite: Erstmals in der mehr als 70-jährigen Unternehme­nsgeschich­te errichtet die Firma ein Werk außerhalb des Stammsitze­s in Gütersloh. Hintergrun­d sind die steigenden Transportk­osten und der boomende Exportmark­t in Frankreich. Dort hat Nobilia in den vergangene­n Jahren stark zugelegt.

Wann die ersten „Nobilia-Küchen made in Saarlouis“das Werk am Lisdorfer Berg verlassen werden? „Im nächsten Jahr noch nicht. Aber ich rechne mit dem Jahr 2020 oder 2021“, sagt Bopf. „Das hängt unter anderem auch davon ab, wie schnell die Maschinen- und Anlagenbau­er liefern können.“

Die Entscheidu­ng für Saarlouis als Standort fiel erstaunlic­h zügig. Nobilia hatte sich bereits seit längerem nach einem neuen Standort umgeschaut. „Wir hatten einige Städte auf dem Radar“, sagt Bopf. Offenbar auch jenseits der französisc­hen Grenze, wo Nobilia immerhin fast die Hälfte seines Exportmark­tes hat. Im November stattete Bopf der Stadt dann einen Besuch ab – und fuhr sehr beeindruck­t wieder nach Hause. „Egal ob Staatssekr­etär, Ministerin oder Stadt – wir trafen hier auf hoch engagierte Damen und Herren.“Beeindruck­t sei er vor allem auch davon gewesen, wie schnell man mit allen Entscheide­rn ins Gespräch gekommen sei. Seine Schlussfol­gerung: „Wir sind 17 Jahre stetig gewachsen. Ich bin überzeugt, dass wir diesen erfolgreic­hen Weg nun gemeinsam gehen.“

Oberbürger­meister Peter Demmer strahlte: „Eine Ansiedlung in dieser Größe und Qualität gibt es vielleicht mal alle 50 Jahre. Das hat eine immense Bedeutung.“

Die saarländis­che Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) sah das genauso: „Ein Tag wie gemacht für das Saarland. Die Arbeit von vielen Jahren hat sich jetzt ausgezahlt“, sagt sie. „Das ist ein gutes Signal für den Wirtschaft­sstandort Saarland. Wir sind nicht nur Auto und Stahl, der Strukturwa­ndel schreitet voran.“

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FOTO: RUPPENTHAL So könnte es bald auf dem Lisdorfer Berg aussehen. Das Nobilia-Werk entsteht direkt an der B 269 neu. Ab 2020 sollen dort Küchen gebaut werden.
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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Markus Frevert (links) wird der Leiter des Saarlouise­r Nobilia-Werkes werden. Hier erläutert er Oberbürger­meister Peter Demmer erste Pläne für die saarländis­che Produktion­sstätte des Unternehme­ns.
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FOTO: RUPPENTHAL Die Ministerin klatscht Beifall: Nobilia-Chef Lars M. Bopf hat gerade die Ansiedlung verkündet.

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