„Wir haben uns hier sofort wohlgefühlt“
Es ist die größte Firmenansiedlung im Saarland seit ZF in den 70er Jahren. Der Küchenhersteller Nobilia baut sein neues Werk in Saarlouis – und schafft mehr als 1000 Arbeitsplätze.
SAARLOUIS
Lars Bopf überlegt kurz. Gerade hatte der Nobilia-Geschäftsführer erklärt, warum sich seine Firma für den Standort Saarlouis als Sitz des neuen Werkes ausgesprochen hatte. Er hatte auf die räumliche Nähe zum wichtigen französischen Markt hingewiesen, auf die gute Verkehrsanbindung und „auf das gut strukturierte Fachkräfteangebot“. Doch dann nennt er noch einen anderen, für ihn ganz wichtigen Grund. „Das Gelände ist ideal. Aber wir hatten vor allem auch das Gefühl, dass wir hier herzlich willkommen sind. Wir haben uns sofort wohlgefühlt. Das ist für ein Familienunternehmen auch etwas Entscheidendes.“
Am Freitag hatten der Küchenhersteller und die Stadt Saarlouis den Kaufvertrag für die Fläche im Industriegebiet Lisdorfer Berg besiegelt – und wenig später im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Sie bestätigten damit jene Pläne, die die Saarbrücker Zeitung publik gemacht hatte. Der Küchenhersteller, Branchenprimus in Europa, errichtet am Lisdorfer Berg seinen neuen, großen Produktionsstandort. 30 Hektar – und damit umgerechnet etwa 30 Fußballfelder – ist die Fläche groß. Geplant sind mehrere Ausbaustufen, an deren Ende mehr als 1000 Beschäftigte Arbeit finden sollen. Die Höhe der Investitionen lasse sich noch nicht genau abschätzen, sagt Bopf. „Wir haben heute das Gelände gekauft und machen nun die Feinplanung. Aber sicherlich wird sich die Investition im dreistelligen Millionenbereich bewegen.“
Für Nobilia bedeutet die Ansiedlung in Saarlouis eine strategische Entscheidung von großer Tragweite: Erstmals in der mehr als 70-jährigen Unternehmensgeschichte errichtet die Firma ein Werk außerhalb des Stammsitzes in Gütersloh. Hintergrund sind die steigenden Transportkosten und der boomende Exportmarkt in Frankreich. Dort hat Nobilia in den vergangenen Jahren stark zugelegt.
Wann die ersten „Nobilia-Küchen made in Saarlouis“das Werk am Lisdorfer Berg verlassen werden? „Im nächsten Jahr noch nicht. Aber ich rechne mit dem Jahr 2020 oder 2021“, sagt Bopf. „Das hängt unter anderem auch davon ab, wie schnell die Maschinen- und Anlagenbauer liefern können.“
Die Entscheidung für Saarlouis als Standort fiel erstaunlich zügig. Nobilia hatte sich bereits seit längerem nach einem neuen Standort umgeschaut. „Wir hatten einige Städte auf dem Radar“, sagt Bopf. Offenbar auch jenseits der französischen Grenze, wo Nobilia immerhin fast die Hälfte seines Exportmarktes hat. Im November stattete Bopf der Stadt dann einen Besuch ab – und fuhr sehr beeindruckt wieder nach Hause. „Egal ob Staatssekretär, Ministerin oder Stadt – wir trafen hier auf hoch engagierte Damen und Herren.“Beeindruckt sei er vor allem auch davon gewesen, wie schnell man mit allen Entscheidern ins Gespräch gekommen sei. Seine Schlussfolgerung: „Wir sind 17 Jahre stetig gewachsen. Ich bin überzeugt, dass wir diesen erfolgreichen Weg nun gemeinsam gehen.“
Oberbürgermeister Peter Demmer strahlte: „Eine Ansiedlung in dieser Größe und Qualität gibt es vielleicht mal alle 50 Jahre. Das hat eine immense Bedeutung.“
Die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) sah das genauso: „Ein Tag wie gemacht für das Saarland. Die Arbeit von vielen Jahren hat sich jetzt ausgezahlt“, sagt sie. „Das ist ein gutes Signal für den Wirtschaftsstandort Saarland. Wir sind nicht nur Auto und Stahl, der Strukturwandel schreitet voran.“